Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Karstriesenquellen und Höhlen an der Nordwestecke des Dachsteinmassivs / Hirlatz, Österreich
Dachsteinplateau zwischen Krippenstein - Simonyhütte - Hallstatt - Hirlatz
Nach Nordwesten zu bricht das Dachsteinplateau mit 1500 m hohen Felswänden ab zum Hallstädter See, der eine Meereshöhe von 508 m hat. Hirlatz heißt dieser Berg. Westlich davon grenzt das Echerntal das Dachsteinmassiv von nächsten Berggruppe ab, dem Plassen, wozu auch der weltberühmte Salzabbaubezirk von Hallstatt gehört.
In dieser Region tritt ein großer Teil des Wassers wieder zu 
Tage, das oben auf dem Plateau bis hinauf zum Gipfel des Dachstein in 2993 m 
Höhe im Gestein verschwunden war. Die bedeutendste Quelle ist der 
Waldbachursprung, wo fast 500 m über dem Spiegel das Hallstätter Sees große 
Wassermassen wieder hervorkommen. Schüttungsspitzenwerte liegen bei 20.000 l/s, 
im Winter sinkt der Wert bis auf 50 l/s ab. Dann kann man ein wenig in den 
Eingang zu einem Siphon eindringen. 
Das Wasser wird zur Wasserversorgung genutzt, neuerdings, 2013, auch zur 
Stromerzeugung. Für über 4.000 Haushalte soll die erzeugte Strommenge genügen. 
Dazu sind allerdings große Baumaßnahmen notwendig, die man angeblich 
umweltschonend vornimmt. Allerdings sind allein die Straßenbaumaßnahmen 
gewaltig, damit die schweren Lastwagen und der Baukran durch das steile Gelände 
kommen. 
|  |  | |
|  |  | |
|  | ||
|  |  | 
Um dorthin zu kommen, kann man einem markierten Wanderweg folgen, der teilweise 
auch Bestandteil eines "Themenwegs" ist, der über die Geschichte dieses Tales 
ausführlich informiert, sei es als künstlerische Inspirationsquelle, Jagdrevier, 
Forschungsobjekt oder Erholungsraum.
|  |  | |
|  |  | |
|  |  | |
|  |  | |
|  | 
Ein weiteres karsthydrologisches Highlight ist der 
Hirschbrunnquellbezirk am Hallstätter See mit dem "Kessel". Er ist 
leicht erreichbar auf einem kurzen Wanderweg mit kleinen Erschließungsmaßnahmen. 
Höhepunkt ist der Blick in einen Felskessel, auf dessen Grund meist ein klarer 
See zu sehen ist. Bei Hochwasser wandelt sich das Bild vollkommen. Dann schießen 
riesige Wassermassen aus dem Berg, kommt es zu Extremsituationen, dann wird auch 
eine weitere Höhle, die 30 Meter höher und 100 m entfernt liegt, aktiv - der 
"Alte Kessel". Dreimal wurde dieses Ereignis inzwischen beobachtet: September 
1920, August 1999 und August 2002. 
1951 hat die örtliche Feuerwehr, zusammen mit Höhlenforschern, versucht, den 
Seespiegel zu senken. 2,5 cm schaffte man, dann blieb der Seespiegel konstant. 
1960 wurde der erste Tauchversuch unternommen. Unter der Leitung von Gustave 
Abel gelang es W. Tisch 3 m unter der Wasseroberfläche 20 m weit in einer Kluft 
vorzudringen. Weitere Unternehmungen folgten, u.a. auch von Jochen Hasenmayer 
und Gerhard Zauner. Bis in 65 m Tiefe gelangte J. Schwarz in einer größer 
werdenden Halle. 1981 gelang die Verbindung mit den Räumen des "Alten Kessels". 
1993 ereignete sich ein tragischer Tauchunfall, der 2 Menschen das Leben 
kostete: Niels Kreinig und Christian Richter. An deren Tod erinnert eine 
Gedenktafel am Eingang.
Inzwischen kennt man auch das Hinterland der Quelle sehr gut. Durch Gänge in der inzwischen über 100 km messenden Hirlatzhöhle ist man schon sehr nah an die hinteresten Teile des Kessels gekommen. Eine Durchtauchung würde wenig neue Erkenntnisse zu Tage fördern.
|  | ||
|  | ||
|  | Gedenktafel an die im Kessel verunglückten Taucher | |
|  | Zeitweise aktive Höhle oberhalb des Kessels in der Hirschau |  | 
|  |  | |
Auf eine Länge von rund 600 m und bis in eine Höhe von 170 m 
über dem Seespiegel gibt es im Hirschbrunn-Quellbezirk noch weitere 
periodische und episodische Karstquellen. Die wasserreichste periodische Quelle 
ist der Hirschbrunnen, der einstmals touristische Attraktion galt. Besucher 
wurden mittels Schiff oder Sänfte in früheren Jahrhunderten dorthin gebracht, um 
dem Naturschauspiel beizuwohnen, wo fast täglich, fast um die Minute genau, 
große Wassermengen plötzlich aus dem Berg austraten. Ursache waren die 
Schmelzwasser vom Dachsteinplateau, die bis zum Austritt etwa 3 Stunden 
brauchten. Bei den Baumaßnahmen für die neue Straße entlang des Sees verschwand 
die Höhle erst einmal, was auch zur Folge hatte, daß das Wasser teilweise 
oberhalb der Straße wieder zum Vorschein kam. Später wurde umgebaut und die 
Höhlenspalte wieder ausgeräumt und ein Holzgeländer angebracht. So ist ein 
gefahrloses Betrachten des Quelltopfes möglich. Im Jahr 2000 wurde in der Höhle 
unter Wasser eine Schüttungsmeßsonde von Höhlentauchern angebracht.
 Links unten ist die Karstriesenquelle
 Links unten ist die Karstriesenquelle
In den Wandfluchten entlang des Hallstätter Sees gibt noch mehr Höhlen.....
|  | Schergenloch | |
| Pulverloch | ||
| Pulverloch mit Karl Gaisberger | ||
| Höhle bei der Aualm | 
 Am Ufer des Hallstädter
Sees 2018
 Am Ufer des Hallstädter
Sees 2018 
Ein altes Stück Reiseliteratur:
.png)
Karl Julius Weber: Deutschland, oder Briefe
eines in Deutschland reisenden Deutschen. Band 2. (= Karl Julius
Weber’s sämmtliche Werke. Band 5.) Hallberger, Stuttgart 1834
Wiesberghaus 1985
Literatur:
| Buchegger, Gottfried, Greger, Walter, Redaktion | Die Hirlatzhöhle im Dachstein, Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift "Die Höhle" 52, Hallstatt 1998 | 
| Gaisberger, Karl | Der Hirschbrunn 'geht'!, Höhlenkundliche Vereinsinformation Hallstatt 1-1989, S. 19f. | 
| Geyer, Ernest | Montage einer Schüttungs-Messsonde im Hirschbrunn (1546/01), in: Verein für Höhlenkunde in Obersteier, Höhlenkundliche Berichte 2003, S. 149ff. | 
| Hübner, Peter | Britische Dachstein- (Plateau) Expeditionen, Die Höhle 1-4/2004, S. 110ff. | 
| Leutner, Norbert | Aus unserem Kataster Teil 6 Hirlatz, | 
| Leutner, Norbert | Der Hirschbrunn, Höhlenkundliche Vereinsinformation Halltstatt 1-1989, S. 17f. | 
| Leutner, Norbert | Kessel und Hirschbrunn-Quellbezirk am Nordfuß des Dachsteinstockes (Oberösterreich) - Überblick und neue Forschungsergebnisse, Die Höhle 3-1983, S. 100 ff. | 
| Leutner, Norbert | Forschungswoche 1985 am Hirlatzplateau im nördlichen Dachsteingebirge, Höhlenkundliche Mitteilungen Hallstatt-Obertraun 1-1986, S. 12ff. | 
| Leutner, Norbert | Forschungswoche 1986, Höhlenkundliche Mitteilungen Hallstatt-Obertraun 1-1987, S. 13ff. | 
| Leutner, Norbert | Forschungswoche 1987, Höhlenkundliche Mitteilungen Hallstatt-Obertraun 1-1988, S. 7ff. | 
| Leutner, Norbert | Forschungswoche 1988, Höhlenkundliche Mitteilungen Hallstatt-Obertraun 1-1989, S. 23ff. | 
| Lobitzer, Dr. Harald | Geologische Wanderung des Höhlenvereins in das Echerntal, Höhlenkundliche Vereinsinformation 2018 Verein für Höhlenkunde Hallstatt-Obertraun 53-59 | 
| Meyberg, Dr. Michael, Rinne, Bettina | Neue Erkenntnisse über den Verlauf des Kesselsiphons, S. 20 | 
| Pfarr, Theo | Kessel tragedy, DESCENT (113) 1993 p 24 | 
| Seethaler, Greger, Wimmer | Die extreme Hochwassersituation Anfang August 2002 in der Hirlatzhöhle, in: Die Höhle, Heft 1-4/2004, S. 3ff. | 
| Seethaler, Peter | Der Hirschbrunn, Höhlenkundliche Vereinsinformation 2018 Verein für Höhlenkunde Hallstatt-Obertraun, 72 | 
| Völkl, Gerhard | Karsthydrologische Exkursion ins Dachsteingebiet, Höhlenkundliche Mitteilungen Obersteier Juli 1986, S. 34f. | 
Links:
| [ Index ] | [ Englisch version ] | [ Höhlen und Höhlengebiete ] | [ Kunst ] | 
| [ HöRePsy ] | [ Höhlenschutz ] | [ VHM ] | [ Veranstaltungen ] | [ Links ] |