Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Speläologisches um Hintersee, Flachgau


Die Reste der "Eiskapelle" im Juli 2020


"Hintersee" als Ortsbezeichnung kommt öfters vor. Hier ist der See und die kleine Ortschaft im Flachgau im Salzburger Land germeint. Sie liegen auf der Nordseite der Osterhorngruppe, die zu den Salzkammergutbergen gehört. Der See ist 1,4 km lang und bis zu 700 m breit. 

Unweit des südlichen Endes des Sees führt ein bezeichneter Wanderweg ins Grießbachtal und zur "Eiskapelle" am Fuße des Wieserhörndls (1567 m ü.A.), die man in etwa 45 Minuten Wanderzeit erreicht. In dem engen Graben sammelt sich im Winter und Frühjahr der Lawinenschnee, der dann wegen der minimierten Sonneneinstrahlung in dem Schluchtkessel  nur langsam wieder abtaut. In der Stirnseite des Minigletschers bildet sich dann ein Tor, das sich als mehr oder weniger großer kapellenartiger Raum fortsetzt.

Das Betreten der Eiskapelle ist wegen "Lebensgefahr" verboten, wie einem mehrere Schilder am Weg kundtun. Das Konstrukt aus Eis ist unberechenbar und könnte jeden Moment einstürzen. Zweimal ist es tatsächlich mit tödlichen Folgen passiert. Der dreimalige Eiskletter-Weltmeister Harald Berger wollte dort am 20. Dezember 2006 trainieren und löste wohl mit seinem Hakenschlagen im Eis den Zusammensturz des Eisgebildes aus. Ein andermal wollte ein Mann seine Frau im Eingang fotographieren und das war das Letzte, was von ihr lebend hatte. Von Wolfgang Kauer gibt es eine literarische Aufarbeitung dieser Ereignisse.

Als wir im Juli 2020 dort waren, da stellte sich das Thema der Begehung der Eisgrotte gar nicht mehr. Es gab nur noch allerletzte Eisreste, die allerdings spektakulär in die Höhe ragten. Vorsicht war trotzdem geboten, denn einmal waren seltsame Geräusche, die wohl von einer minimalen Bewegung des bizarren Schnee-/Eiskörpers stammten, zu hören.

Der Name des Zuflusses zum Hintersee ist Tauglbach. Beim kleinen Ort Hintersee spaltet sich das Tal in den Ladenbach und den Lämmerbach. In beiden Tälern sind inzwischen Höhlen gefunden worden. In der KOMPASS-Wanderkarte "Salzburger Seengebiet" ist im Lämmerbachtal oberhalb der Mautstelle ein "Schatzloch" eingetragen, das im Schatzgraben liegt. 

Es soll in 878 m Seehöhe liegen, 64 m lang sein und einen Höhenunterschied von 2 m haben. Bekannt war es immer schon, entspringt doch in ihm ein Bach, der zur Wasserversorgung genutzt wurde/wird. Bezüglich der Lage heißt es: "Einige Minuten oberhalb des Webergütls. Der Eingang öffnet sich in einer Felswand. Wenig unterhalb steht ein Brunntrog, der vom Höhlenbach gespeist wird.". Auf den ersten Blick ist das vielleicht eine ausreichende Wegbeschreibung und mit der Eintragung des Höhlennamens in der Karte schien es so, als wäre es ein Leichtes, die Höhle zu finden.

Wir versuchten es im Juli 2020 und scheiterten, ähnlich wie ich alleine Jahre zuvor. Trotz eifrigstem Suchen, Hin- und Herlaufens und einer Kletterpartie auf rutschigstem Fels kam am Ende nichts dabei heraus. Glück muß man dabei auch haben, und das war gerade anderswo am Werk.

Im Ladenbachgraben sind zwei Höhlen im Kataster erfaßt: die Ladenbachgrabenhöhle, der Eingang über einem Wasserfall liegt, und das Wasserloch.

Das habe ich einmal im Oktober 2022 aufgesucht. Der Eingang ist einfach nicht zu übersehen. Man fährt von Hintersee ins Ladenbachtal, läßt am großen Parkplatz gleich nach der Brücke sein Fahrzeug stehen, passiert den eindrucksvollen "Satzstein", einen 25 m hoch aufragenden "Irrstein" oder erratischen Block (bei dem im Dezember immer wieder ein Krampuskränzchen stattfindet), folgt der Forststraße immer talaufwärts bis einem Betonwehr, verläßt dort die Fahrstraße und geht nun auf einem Bergsteig weiter im Talgrund. Von rechts kommt ein Seitenbach spektakulär in Felsstufen herunter und bald darauf ist der Höhleneingang erreicht. Weit kommt man nicht hinein und bequem auch nicht. Kaum einen Meter ist der niedrige Gang breit am Eingang, dann kann man sich kurz aufrichten und dann müßte man durch eine schmale vertikale Linse kriechen, die dann wieder höher wird, aber nicht breiter. Ein Siphon schließt danach gleich die Passage. 1986 haben Salzburger Höhlenforscher mit Schläuchen diese Passage entleeren können und erreichten eine Seenlandschaft mit 5 m breiten und 1 m hohen Gängen. Der nächste Siphon kam gleich danach. 

Der "Satzstein"
Wassertropfen an einem Spinnennetz in der Höhle Felspartie in der Höhle

 


Literatur:

Kauer, Wolfgang (2012): Die Eiskapelle. Erzählung der beiden tragischen Unfälle in der Eiskapelle nahe dem Hintersee, in: Geheimnisvoll gewinnbringend, Arovell-Verlag, Wien, 131-158

Klappacher, Walter, Gesamtredaktion (1992): Salzburger Höhlenbuch Band 5 Salzburger Mittelgebirge und Zentralalpen, Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, Salzburg 1992    

Kufner, G. (1986): Wasserloch im Ladenbachgraben, ATLANTIS 1986 (1): 25-27

Links:

https://www.hintersee.salzburg.at/

https://www.bergfex.at/sommer/salzburg/touren/wanderung/127525,hintersee-rundwanderweg/

http://www.wetter-hintersee.at/Gemeinde/Naturbuehne/Schatzloch.htm

http://www.wetter-hintersee.at/Gemeinde/Naturbuehne/Graeben.htm

https://sbgv1.orf.at/stories/159287

https://blog.austria-insiderinfo.com/fuss/eiskapelle/

https://secure.tiscover.com/at/guide/5,de/objectId,SIG1477392at,parentId,RGN479at/intern.html

https://www.ich-geh-wandern.de/rundtour-ladenbergalm-anzenbergalm-hintersee

Landschaft und Höhlen im "Salzburger Mittelgebirge", Salzburger Land, A

 


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