Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Höhlenburg Puxer Lueg, A
7. Juni 2003
Pfingstreiseverkehr. Auf dem Weg zur Insel Cres in Kroatien habe ich viel Zeit. Soll ich mir ein "Pickerl" kaufen oder nicht? In den Verkehrsnachrichten kommt die Nachricht, daß es vor der Einfahrt in den Radstätter Tauerntunnel 10 km Stau gäbe und vor dem Katschberg nochmal 4 km. Blockabfertigung mache man - und das dauere halt. Ich beschließe, auf die Benutzung der Autobahn überhaupt zu verzichten und benutze die Landstraßen. Das dauert zwar, aber sie sind weitgehend leer und führen mich in eine Gegend, wo ich bislang noch nie gewesen bin.
Nach dem Radstätter Tauernpaß strebe ich Richtung Murau und
das Obere Murtal. Die Puxer Lueghöhle in der Nähe des Ortes
Teufenbach ist mein Ziel. Links der Schnellstraße zeigt sich
eine Kalkfelsmauer und tatsächlich, da sind kleine Öffnungen,
da könnten die Höhlenbuch Puxer Lueg und Schallaun sein. Wie
hinkommen? Hinweistafeln sind keine zu sehen, so werden wohl die
meisten Menschen daran vorbeifahren, ohne sie jemals wirklich
wahrzunehmen. Ich habe die Wände längst schon wieder aus dem
Auge verloren, gebe auf, drehe um und fahre zurück. Irgendwann
biegt auch nach rechts ein Sträßlein ab und führt näher an
die Felswände. Aber da gibt es ein großes Hindernis: die Mur.
Nirgends ist ein Brücklein zu sehen. Ich fahre an einer jungen
Familie vorbei, frage den Vater und der kennt sie natürlich, die
Höhlenburg. Zurück zur Hauptstraße, ein paar Kilometer weiter,
dann nach rechts, über Schotterstraßen zur Brücke, drüber und
auf der anderen Seite der Uferstraße entlang. Tatsächlich finde
ich das alles, kein Sperrschild hält auf oder zwingt zur
Übertretung. Aber auch nirgends irgendein Hinweis auf einen Weg
zu den Höhlenburgen. Bei einem Schotterplatz zweigt bergwärts
ein Sträßlein ab, natürlich für Autos gesperrt. Auch die
möglichen Parkplätze sind verboten. Gab es da irgendeinen
normalen Weg hoch? Bei einer Parkbucht lasse ich das Auto zurück
und strebe querfeldein den steilen Hang nach oben. Da, wo
Felswand und Wald zusammenstoßen, da mußte doch die Burg sein.
Mühsam und atemraubend geht es hoch. Irgendwann stoße ich
tatsächlich auf ein schmales Steiglein, das dann tatsächlich
auf einen Trampelpfad stößt. Ab da geht es viel leichter
bergauf, aber immer noch ziemlich schweißtreibend. So bald die
Wand ins Gesichtsfeld kommt, so schnell ist auf schon das
Mauerwerk der Höhlenburg zu sehen. Eine hölzerne
Treppenleiterkonstruktion führt hinauf über die noch erhaltenen
Außenmauerwerke. Der Fels überwölbt bereits diese Zone. Eine
Anordnung der Steiermärkischen Landesregierung ist auffallend
angebracht: Niemand dürfe an den Wänden Inschriften und
Signaturen anbringen. Der Ort scheint dieses Verhalten magisch
hervorzurufen. Überall sind die in großen Lettern gehaltenen
Zeichen zu sehen! Ein paar letzte Mauerreste stehen noch, wecken
vielleicht noch phantastische Gedanken, was sich hier wohl
früher schon alles zugetragen hat.
Sogar ein Höhlenbuch gibt es noch, wo sich alle Besucher etwas
zivilisierter "verewigen" können, wenn allerdings der
Schreibstift fehlt, was bleibt dann? Die Wand? Ein richtig weiter
Höhlensaal ist betretbar, der Zugang ermöglicht zu einem immer
enger werdenden Höhlengang. Eine Lampe ist hier unbedingt
erforderlich. Über Stufen geht es hinab und am Ende erreicht man
eine Schlüsselstelle: einen kleinen See. Der war wohl früher
sehr wichtig für die Höhlenburg. Woher hätte man sonst das
kostbare Trinkwasser?
Gleich in der Nähe befindet sich eine zweite Höhlenburg, Schallaun. Heute ist da überhaupt kein einfaches Hinkommen mehr, weil senkrechte Felswände alles abschließen. Es heißt, daß es früher, vielleicht schon im 12. und 13. Jahrhundert, als die Höhle erstmals als Burg verwendet worden ist, dorthin eine Hängebrücke gegeben habe, aber das ist lange her. Raubritter hätten dort gehaust und den Handelsweg kontrolliert. Auch lange her.
Literatur:
Kusch, Heinrich und Ingrid | Höhlen der Steiermark, Steirische Verlagsgesellschaft, Graz 1998 |
Bouchal, Robert, Wirth, Josef | Österreichs faszinierende Höhlenwelt, Pichler-Verlag, Wien 2000 |
Links:
http://www.lungau.de/Freizeit/Wanderungen/murau.htm
http://www.showcaves.com/english/at/caves/PuxerLuegg.html
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.p/p989263.htm
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