Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Am Loser

Mai 2007
> Raucherkarhöhle
Loserfenster
30. Juli 1983
mit Wilfried Lorenz
Mai 2007

"Im Salzkammergut gibt es im übrigen einen Berg namens Loser, eine im Grundstock sanfte, rundliche Erhebung, welche dann freilich in einem massiven Felsendom, einem unbesteigbar erscheinenden Felsbunker, gipfelt, mit so steilen Wänden, daß sie im Winter fast schneelos bleiben; die wenigen Schneestellen haben etwas von blinden Fenstern.
....In der Steilwand darunter gab es dunkle Stellen, fast wie Tore oder Einschlüpfe. Auf, Felsentor, Wer'greifbar, äolischer Loser." Handke, Der Chinese des Schmerzes 32, 165


Wer ein bißchen der englischen Sprache mächtig ist und "I'm a loser" hört, der assoziiert mit "Loser", möglicher- und verständlicherweise, vollkommen verkehrt. Beim "Loser", dem südwestlichen Außenpfeiler des Toten Gebirge, handelt es sich wirklich um keinen Ort, wo es ums "Verlieren" geht, sondern um "Gewinnen", wunderbarer Natureindrücke nämlich. Früher mußte man sie sich mühsamst erringen, in dem man von Altaussee aus die mehr als 1000 Höhenmeter steil den Berg hinanwandern mußte. Seit langem wurde uns das schon sehr erleichtert durch die Anlage einer Panoramsstraße, über die man mühelosest hochklimmen kann. Ein großes Schild macht darauf aufmerksam, daß es von der großen Fahrstraße aus abzuzweigen gilt zur Loserhütte, aber viele werden das kaum wahrnehmen. Die fahren ganz nach oben bis zum großen Parkplatz, wo auch ein Restaurant steht, sehr oft geschlossen, außer zu den Hauptzeiten.

Einen Wermutstropfen gibt es heute, 2007, den Fahrpreis für die Benützung der Straße. Da werden 15 € für die Benützung verlangt. In welcher Welt leben die Leute, die solch einen Preis beschlossen haben? Wissen die noch, wie lange viele viele Menschen heute dafür arbeiten müssen, und was für Arbeiten! die dann zu erledigen haben, damit sie so viel Geld berappen können? Als Aktieninhaber der Gesellschaft, die diese Straße betreibt, verdient sich dieses Geld wohl viel leichter. Wahrscheinlich muß auch die teure neue Geldabknöpfungsanlage abgezahlt werden, die wohl Hightech ist, aber sozial völlig unverträglich.

Wer den Abzweiger zur Loserhütte benützt, der wird reichlich belohnt, besonders wenn es dem Abend zugeht, und die meisten Gäste wieder runter ins Tal verschwunden sind. Dann herrscht hier eine wunderbare Ruhe, die heute selten geworden ist. Und wenn das Wetter mitspielt, dann tut sich vor ihm ein Panorama auf, das sich "gewaschen" hat. Alles dominierend, der Dachstein, direkt gegenüber. Nach Westen blickend rückt sogar für den Kenner das Tennengebirge ins Bild, noch mehr nach rechts steht dann das zackige Gebilde des Losergipfels vor einem. Tief unten im Tal der Altausseer See, weiter nach links der Grimming und grad noch zu sehen, die weißen Flanken des Backensteins. Als ich da mal wieder stand und ins Tal blickte, da kamen einfach die Zeilen von Reinhard Mey hoch: "Über den Wolken muß die Freiheit grenzenlos sein..." Vielleicht hat sich sich dahin geflüchtet, nachdem sie es auf der Welt nicht mehr ausgehalten hat...

Die Loserhütte noch vor dem
großen Umbau

3. Juni 1979

2007

 
 
Blick von der Hütte Richtung Süden
auf den Dachstein
 
 
 
 
   
 
 
   
     

 

 

Ein paar Höhlenfotos vom Loser

Gaisofen, 9. August 1981
Loserloch, 15. August 1985, Soloaufnahmen
Liager 1979

 

Auch andere Menschen sind vom Loser angetan - die Drachenflieger zum Beispiel

Augstsee 1983

Literatur:

Handke, Peter Der Chinese des Schmerzes, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1983

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