Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Kreidelucke bei Hinterstoder, Totes Gebirge, A
In einer alten Veröffentlichung über die besonders geschützten Höhlen Oberösterreichs steht über die "Kreidelucke bei Hinterstoder" kurz und knapp: "Dachsteinkalk; Schichtfugenhöhle mit Seen". Das ist alles. Seit 1950 steht sie unter dem besonderen Schutz des Österreichischen Naturhöhlengesetzes.
Im Oktober 1975 bin ich mal am Eingang vorbeigefahren auf dem Weg zur Eislueghöhle, zusammen mit Höhlenforscherkollegen aus Sierning. Nur ein kurzer Hinweis im Auto: "Da ist die Kreidelucke", und schon war es wieder vorüber.
Es dauerte 37 Jahre bis ich wieder einmal vorbei kam. Eine verwirrende Anzeige an der Autobahn in Bezug auf den "richtigen" Weg nach Salzburg war schuld (Stand wieder nur der Gelderwerbszweck dabei im Hintergrund? Warum zeigt man nicht für Menschen, die mehr Zeit haben, und mehr/weniger Geld, auch die Alternative an, die es ja auch tatsächlich gibt!?). Auf einmal waren wir auf einem Weg, den ich ursprünglich gar nicht fahren wollte. Dann ein kleiner Schlenker Richtung Hinterstoder. Keine Ahnung hatte ich mehr, wo die Höhle war. Ein Blick in eine Karte, aufgeblättert im Supermarkt, da war klar, wo sie lag. Kurz vor dem Ortseingang nach Hinterstoder, über die Brücke und Steyerabwärts für einige Meter, vorbei am Schwarzbach-Ursprung. Eine "Wolke" aus Kindern kam uns entgegen, da war wohl ein richtiger Massenauflauf gewesen. Wir schauten nur ein paar Meter hinein, bis wir uns hätten richtig bücken müssen... Ein andermal. Und auf dem Rückweg entstanden ein paar Bilder.
Warum verbietet man nur das freie Betreten der Höhlen auf unserer Erde? Warum glauben manche, daß das vielleicht sogar ein "Fortschritt" ist? Wenn der "Mensch" noch mehr unter seine "Kontrolle" nimmt? Glaubt da heute noch irgend jemand daran? Heute wird ja gerne der Schutz der "Fledermäuse" als Hauptgrund für die zumindest Wintersperren für das Betreten so mancher Höhle angegeben. Unumstritten ist das auch nicht. Wir und alles haben nur einen Planeten. Da müssen wir uns alle einrichten - wobei manche viel, andere wenig, noch mehr gar nichts haben. Ein Weg war, um einigermaßen "gerechte" Wege zu gehen, etwas in "Privateigentum" zu überführen - hat das "bessere" Ergebnisse gebracht? Sehr oft nicht, oft nicht, man ist dann weiter gezogen, nachdem der Spot ausgelaugt, abgeholzt, niedergemacht war. Nach Afrika geht es zum Beispiel im Moment.
Wenn ich das, was ich lese, einigermaßen richtig verstehe, dann
gilt im Moment in Bezug auf die Kreidelucke, die Regelung, daß keiner rein darf,
außer er geht mit einem Höhlenführer oder mit einem Trekkingunternehmen. Man muß
nur nachlesen: Die Tour kostet um die 50 Euros. Der Höhlenhelm ist
vorgeschrieben! Aus Sicherheitsgründen!
Wer warnt uns eigentlich, das knappe Geld, das vielen nur noch zur Verfügung steht, zum Beispiel für
unsere Altersvorsorge, zu Bedingungen anzulegen, die einfach unakzeptabel
sind!! "Sicherheit" - die reine Ablenkung!
Die "Natur", was immer das auch ist, kann auch ohne uns und unsere komischen Vorschriften auskommen. Aus dem klassischen Höhlenportal wird auch noch das Wasser mächtig fließen, wenn es die ganze Menschheit gar nicht mehr gibt - vielleicht auch, weil diese Spezies geglaubt hat, daß sie sie "kontrollieren/steuern" könne, zum "Besseren" von "was/wem"? Im Moment geht es doch, noch, hauptsächlich ums "Goid".
Um diese immer schon den Menschen bekannte Höhle haben sich eine Reihe bemerkenswerter Sagen gebildet und überliefert. Sie betreffen den Teufel, der aus lauter Verärgerung, daß er keinen Erfolg bei den Menschen von Hinterstoder hatte, einen Teufelstritt und die Höhle im Berg zurückgelassen hätte, und einen Schatz, der ungehoben blieb, weil die Sucher das "danhe", einen seltsamen, ihnen unverständlichen Laut, den sie bei einem See hörten, nicht deuten konnten und sich lieber wieder zurückzogen.
Als in Spital am Pyhrn 2024 die Jahrestagung des VÖH (zugleich 75er Jubiläum) und die 100-Jahr-Jubiläumstagung des Landesvereins für Höhlenforschung in Oberösterreich abgehalten wurde, gab es gleich mehrere Gelegenheiten, im Rahmen von Führungen die Höhle zu sehen. Ich nütze sie, um probierte mit dem I-Phone schnelle Möglichkeiten aus, ohne großen Zeit- und Materialaufwand brauchbare Fotos zu erstellen. Hier ein paar Beispiele. Ich bin ja der Meinung, daß man gute Fotos nicht nur in den hintersten, oft nur sehr schwierig zu erreichenden Ecken von Höhlen machen kann, sondern vielleicht im Eingangsbereich! Die Fotos zeigen, daß man eine Höhle so zeigen kann, daß man damit erst sieht, was man eigentlich hätte sehen können, wenn es entsprechend beleuchtet gewesen wäre - wozu sich allerdings die meisten gar keine Zeit nehmen, so etwas zu tun. Lang lebe die Höhlenfotographie!
Gravierungen an der Höhlenwand | ||
Konglomerate zeugen von der früheren Verfüllung der Höhle und der späteren Wiederausräumung | ||
Blureffekt | ||
Auf ein richtiges Höhlenfoto gehört viel Schwarz! |
Literatur:
Bouchal, Robert, Wirth, Josef | Höhlenführer Österreich, Pichler-Verlag, Wien 2001 |
Kub, Andrea | Die Kreidelucke bei Hinterstoder - Meine erste Höhlentour, ??? S. 28 |
Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterreich, Gestaltung Harald Zeitlhofer | 100 Jahre LVHOÖ 75 Jahre VÖH, Speleo Pyhrn-Priel 2024, 2024 |
Links:
[ Index ] | [ Englisch version ] | [ Höhlen und Höhlengebiete ] | [ Kunst ] |
[ HöRePsy ] | [ Höhlenschutz ] | [ VHM ] | [ Veranstaltungen ] | [ Links ] |