Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Lieglloch, Totes Gebirge, A


Wer an einer geeigneten Stelle in der Nähe des Ortes Tauplitz im Tal steht, der kann schon aus der Ferne den Eingang in das Lieglloch im nordwestlichen Steilabfall des Krahsteines ausmachen, der auch "Bergerwand" heißt, sehen.

Ansonsten tut sich das bis 15 m breite und 10 m hohe Portal erst vor einem in 1.290 m Seehöhe auf, nachdem man unmittelbar vor ihm steht. Von Tauplitz aus führt eine Seilbahn hinauf auf das Plateau, wo man bei der Mittelstation aussteigen müßte und wieder zu Tal zu laufen hätte, wenn man die etwa 400 m Höhenmeter nicht zurücklegen möchte, sofern man sein Gefährt auf dem Parkplatz der Liftstation zurückließe. Eine weitere Möglichkeit ist, zum Pfannerhof hochzufahren, wo man bei einem Prachtblick auf die Berge der Umgebung gute österreichische Kost bekommt. Und es sind nur noch rund 200 Höhenmeter. Hat man einmal den blau-weiß-blau markierten Wanderweg gefunden, ist es ein Leichtes, die Höhle zu finden. Mehrere Schilder weisen auch den Weg.

Wegen der guten Erreichbarkeit und Sichtbarkeit war schon sehr früh der Mensch in der Höhle, womöglich auf der Jagd nach Höhlenbären. Zahlreiche Grabungen seit dem Jahre 1926 haben wertvolles Fundmaterial zu Tage gefördert (2 Feuerstellen, Steinwerkzeuge, Knochennadel, eine Knochenflöte mit 2 Löchern, mittelalterlicher Doppelkopfanhänger usw.). Anderer Höhleninhalt wurde von den Bauern in der Zwischenkriegszeit als Dünger geholt und verwendet.

Nur der erste Teil der Höhle ist einfach begehbar. Einem horizontalen Gang kann etwa 50 m weit, mal aufrecht, mal gebückt gefolgt werden. Dann wird es recht unbequem und man muß auf allen Vieren weiter. Ausseer Höhlenforschern gelang die Ausräumung einer kleinen Fortsetzung, wobei der spürbare Luftzug durchaus die Phantasie anregt, ob wirklich schon alles gefunden ist, was es womöglich gibt.

Über das Lieglloch gibt es auch eine schöne Höhlensage, in der "Wilde Fräulein" und ihr segensreiches Wirken eine zentrale Rolle spielen. Eine andere Sage erzählte, daß man durch das Lieglloch auf die andere Seite des Berges gelangen konnte und man im Backofen des Himmelbauern in Zauchen wieder herauskam.

Heute befindet sich auch ein Geocache in der Höhle.

 
     
 
     
   
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 

Literatur:

Hasitschka, Josef Das Lieglloch - ein Fundgrube für Paläontologen und Archäologen, in: Verein für Höhlenkunde in Obersteier, SPELEO-AUSTRIA 2012, Bad Mitterndorf, 2011, S. 278-280
Mais, Karl Das Liglloch bei Tauplitz, Steiermark, Höhlenkundliche Mitteilungen Obersteier, Juli 1986, S. 29f.
Neitsch, Matthias Sageshaftes Hinterbergertal, Sagen und Legendenl aus Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch und Tauplitz vom Ende der Eiszeit bis zum Eisenbahnbau, erarbeitet im Rahmen des Leader-Projektes "KultiNat" 2005-2007
Rabeder, Gernot, Pacher, Martina Neue paläontologische Forschungsergebnisse aus dem Liglloch, in: Verein für Höhlenkunde in Obersteier, Höhlenkundliche Berichte 2007, S. 158ff.

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