Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die "Gletscherspalte" beim
Gefrorenen Wandkees
Tirol, A
Das (menschliche) Leben ist nicht (wirklich) berechenbar. Es gab schon Philosophen, die mit steilen Thesen, so etwas propagiert haben, aber einen Beweis dafür haben sie nie antreten können. Es gibt auch die "Rationalisten", die behaupten, daß es für jede Veränderung eine Ursache gäbe (Aristoteles und Nachfolger). Und es gab und gibt sog. "Hellseher", die das noch immer von sich behaupten, zu sehen, was noch gar nicht passiert ist und damit eine zugrundeliegende Ursachen-Wirkungsstruktur unterstellen.
Daß ich am 24. August 2017 auf eine gewisse blonde Dame stoßen würde, die mir den Kauf einer Eintrittskarte in den "Natur Eispalast" verweigern würde, das habe ich nicht im mindesten vorausgesehen. Und ich behaupte, daß es auch niemand anderer hätte können. Diese Dame kann jeder sich im Internet anschauen - samt Lebenslauf. Anfangs schien unser Zusammenkommen einen positiven Verlauf zu nehmen, denn sie begrüßte mich und sagte, daß ich, wenn ich wolle, noch mit der nächsten Führung als Letzter mitkommen könnte. Daraufhin fragte ich nach dem Preis - und damit fing die ganze Schiefstellung an. 21 Euros war der genannte Preis. Nirgends hatte ich vorher so eine exorbitant hohe Preisforderung gehört oder gelesen. Die 28 Euro für die Auf- und Abfahrt mit der Seilbahn zum Spätpreis waren ja schon genug. Aber jetzt dieser Hammer. Ich sagte zu ihr, daß ich das für ziemlich teuer halten würde. Ihre Reaktion war "wüst". Aus der aufgeschlossenen Empfangsdame wurde, ja was, der "Kassendrache"? Sie hatte ihr Vokabular und ihre Argumentationsstrukturen drauf. Man hätte schon 30 Euro für den Besuch anderen Leuten abgerechnet, da komme ich mit "21 Euros" daher! Sie meinte wohl, das sei ein Schnäppchen. Und wenn ich schon beim Eintrittspreis kritisieren würde, was würde ich wohl später, nach dem Besuch der Gletscherspalte, noch zu kritisieren haben! Nein, ich bekäme keine Eintrittskarte. Man sei schließlich nicht verpflichtet, mir eine solche zu verkaufen, schließlich gäbe es keine Beförderungspflicht. Die Beförderung auf den Berg hat zwar mit dem Höhlenbesuch überhaupt nichts zu tun, aber paßte wohl für sie irgendwie in ihre Sprachwelt. Wir kamen nicht weiter. Heimlich hatte sie unser Gespräch aufgezeichnet, zeigte mir ihr Gerät. Bei uns macht man die Leute erst einmal darauf aufmerksam, vielleicht weil das das Gesetz in Deutschland vorschreibt, daß man Sprachaufzeichnungen mache - wenn man nicht einverstanden ist, dann muß/kann man das gleich sagen. Ich hatte ihr keine Erlaubnis dazu erteilt. Egal, der Karren war im Abseits und ließ sich nicht mehr aufs Gleis bringen.
Letztlich bin ich froh, daß es so gelaufen ist, wie es war. Unfähiges/unfreundliches Personal, überhöhte Preise, Photographierverbot und Verjahrmarktung der Natur. Mehr braucht es nicht, damit ich davon wieder Abstand nehme. Sogar einen sog. "Seminarraum" für eine Frau "Mag pharm Marlies Erler" gibt es im Gletschereis. Geht es noch abgedrehter? Ich habe schon an einigen anderen Stellen unserer Erde Gletscherspalten gesehen, im Nigardsbreen in Norwegen, auf Island, da kann man mir auch im Zillertal nichts Unbekanntes mehr vorführen. Es gilt, der schamlosen Vermarktung der Natur auch wieder Grenzen zu setzen. Und der endlosen Entwertung unseres Geldes. 1 Woche vorher habe ich in Nordspanien die cueva Cullalvera aufgesucht. Dort wollte man für den Höhlenbesuch 3 Euro haben - 1/7 des Preises vom Zillertal. Egal, was oberhalb von Hintertux zu sehen ist, so ein Unterschied ist maßlos.
Übrigens habe ich vom selben Tage ein ähnliches Vorkommnis an der Berg-Isel-Schanze bei Innsbruck gehört. Dort sollten die Besucher 9 Euro 50 Cent für die Auffahrt zum Turmrestaurant, gestylt von Zaha Hadid, bezahlen. Viel zu teuer, das fanden schon hier einige Touristen lauthals. Die Verantwortlichen für die Preise scheinen die Bodenhaftung zum Alltag vieler Menschen verloren zu haben!
#toomuch: "Wirklich Hartgesottene können sich auch in einem Gletschersee im Eisschwimmen oder Stand-up-Paddeln versuchen - denn im Gletscher ist es im Winter gleich "warm" wie im Sommer." (TIROL-Beilage in der Süddeutschen Zeitung, 6.11.2018, S. 12 "Ab ins ewige Eis"
In der Zeit vom 27. Januar 2022 gab es einen Bericht von Steffen Kopetzky zu lesen über seine Eisschwimmerfahrung in der "weltweit einzigartigen Eisbadestelle" des "Natureispalastes". Wer's tun und leiden mag......
2007 sei die Spalte entdeckt worden, 2008 war sie bereits für den Tourismus erschlossen. "Augenzwinkernd rühmt man sich ..der Tatsache, das höchstgelegene Schifffahrtsunternehmen Europas zu sein. Highlight für Kinder ist die sechs Meter hohe Skulptur des Tuxer Riesen, ein Werk des Bildhauers Leonhard Tipotsch. Wissenschaftlichen Zwecken dient der 52 Meter tiefe Forschungsschacht, der bis zum Grund des Gletschers reicht. Er ist der tiefste künstliche Schacht in einem Gletscher weltweit." Hähnel 20
Literatur:
Hähnel, Sona | Austrias kalte Paradiese, FREUDE PUR Urlaub im Winter, Anzeigensonderveröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung am 16.11.2023,, 20 |
Kopetzky, Steffen | Im Eis, DIE ZEIT NR. 5, 27. Januar 2022, S. 64ff. |
Regel, Nadine | Frostprobe, Süddeutsche Zeitung Nr. 44, 21.02.2019, S. 28 |
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