Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen bei Stans, Tirol


Im Tiroler Höhlenverzeichnis ist unter der Katasternummer 1256/1 die Mylonithöhle (Kiengufel), in der Nähe von Stans in 890 Seehöhe aufgeführt. Mayr beschreibt sie als eine Höhle, die er nach einem Spaziergang von 15 Minuten Dauer oberhalb eines Wanderweges nach St. Georgenberg von Durach aus erreicht habe. Es handele sich um eine "Halbhöhle, die sich nach 10 Metern zum unschliefbaren Ende" verengen würde.

Wenn diese Beschreibung zutrifft, haben wir im Novembe 2019 zwei Höhlen besucht, die noch gar nicht im Kataster auftauchen? Kaum zu glauben. Wir, das waren Georg Kellerer, Robert Spieler, Reinhard Wagner und ich, waren auf dem Weg von Stans über den Heuberg zur Reitbichlhütte. Sie wird als unbewirtschaftete Selbstversorgerhütte vom Alpenverein betrieben. Eigentlich würde der Weg zu ihr über das Kloster Fiecht führen, wir hatten hatten aber auf der MAPS.ME-Karte auf dem Smartphone eine "Kiengufel" gesehen, die direkt an der Fahrstraße liege sollte. Bei der wollten wir vorbeischauen.
Tatsächlich ist diese Höhle nicht zu übersehen, da sie direkt am Weg in einer Felswand liegt. Sie hat zwei Eingänge durch die man hinein und hinaus kann. Dazwischen ist ein richtiger Höhlenraum, der sich bergwärts noch etwas weiter gebückt begehen läßt. Dann stößt auch er an eine fugenlose Felswand. Drinnen ist eigentlich nichts, außer Luft. Auch keine Tiere, z.B. Fledermäuse, von denen man bei der Raumstruktur unbedingt etwas sehen hätte müssen, weil es keine versteckten Winkel irgendwo gibt.
Steigt man das Tälchen neben der Höhle hoch, dann kommt gleich noch eine Halbhöhle, viel kleiner noch als die untere Höhle. Da habe ich ein schönes Spinnennetz drinn gefunden, ansonsten nur Gesteinsschutt. Auch dieses Objekt ist mit einem Symbol bei MAPS.ME zu sehen.

Beim Felsenkloster St. Georgenberg war es sehr ruhig. Im November hat es nur wenig Besucher. In der Wallfahrtskirche schaut ich mir den Kirchenführer ein wenig an, und was war da schon auf der ersten Seite der Kirchengeschichte zu lesen? Das Wort "Höhle"! Ein "Rathold von Aibling aus dem Geschlecht der Rapotonen" hätte im Stallental nördlich von Schwaz eine klösterliche Niederlassung gegründet. Zuerst habe er, laut der ältesten gedrucken Chronik von St. Georgenberg aus einer Periode zum 1480 in einer nahegelegenen Höhle gelebt. Später hätten sich nach und nach Gefährten ihm angeschlossen und es wurde mit dem Bau der Klosteranlage auf dem fast unzugänglichen Felsen oberhalb begonnen.

Von der Höhle gibt es auf der Webseite des Klosters sogar ein Photo und sie ist lagemäßig richtig auch auf MAPS.ME eingetragen. Für uns kam diese Information zu überraschend und wir gingen nicht mehr dorthin, aber eines Tages wollen wir auch dorthin einmal

"Mylonit (von gr. μύλη mýle ‚Mühle‘) ist ein metamorphes Gestein, das durch den Prozess der Dislokationsmetamorphose entstanden ist." WIKIPEDIA

 

   Das Kloster hoch oben über der Wolfsschlucht im Novembernebel
     

 


Literatur:

Mayr, Stephan Milonithöhle bei Stans und Schlierbachhöhle bei Jenbach, in: Höhlenkundliche Mitteilungen Tirol 1-XXIII, S. 36
Ronge, Georg Die Höhle in der Schluchtwand der Gamsgartenklamm, Der Schlaz 131-2020, 14ff.

Links:

https://www.st-georgenberg.at/geschichte-1.html

Landschaft und Höhlen in Tirol, A


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