Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Gipslöcher oberhalb von Lech am Arlberg


Wer sich dorthin aufmacht, der sollte nicht den "SKYSPACE" von James Turrell versäumen, der ganz in der Nähe gebaut worden ist. Der Sky Room von James Turrell, Lech


Die Gipslöcher oberhalb von Lech am Arlberg sind inzwischen sehr bekannt und ausdrücklich in das Tourismusprogramm einbezogen. Ein Themenweg "Gipslöcher" ist errichtet und informiert auf Schautafeln über die Eigenheiten und Schönheiten der sog. Unteren Gipslöcher in 1.820 - 1900 m Seehöhe. Weiter oben gibt es dann noch die Mittleren (1.940 - 19.80 m) und die Oberen (2.000 - 2.020 m). Insgesamt sind es 21 Hektar Erdoberfläche, die so geprägt sind. In den Internettexten heißt es, daß es sich um eine europaweit einmalige Landschaftform handele, aber es gibt alleine schon in Vorarlberg einige andre, die allerdings viel weniger bekannt sind, z.B. bei Dalaas oder oberhalb von St. Anton. Es gibt ca. 1.000 Dolinen, von denen etwa 150 dominieren. Kleinere Objekte werden von größeren einfach aufgelöst und sich einverleibt. Die beiden größten haben einen Durchmesser von 100 m und eine Tiefe bis zu 35 m.

Der Untergrund besteht aus ehemaligem Meeresboden aus der Triaszeit, wo große Mengen Sediment von Sand, Kalkschlamm und Ton abgelagert wurden. In Salzpfannen entstanden unter entsprechenden klimatischen Bedingungen Gipsablagerungen in Form von Anhydrit. Wenn dieser mit Wasser später wieder zusammenkommt, nimmt er es auf und quillt stark auf. Ein Kubikmeter Wasser löst 1,6 kg Gips auf. Bei einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 2.000 mm pro Quadratmeter bedeutet das, daß 3 kg Gestein pro Jahr weggelöst werden. Relativ schnell verändert sich das Landschaftsbild, große Lösungstrichter entstehen, auf deren Grund sich dann Sande und Tone sammeln. Offene Klüfte und Gipshöhlen bilden sich recht selten darin und werden schnell wieder verfüllt.

Die Flora der Gipslöcher ist äußerst vielfältig, ähnlich auch die Fauna. Murmeltiere haben hier ein besonders geeignetes Quartier. 

Touristisch erschlossen ist das Gebiet durch Wanderwege, die in Lech ihren Ausgangspunkt haben. Wer es einfach haben will, nimmt die Bergbahn nach Oberlech und weiter hinauf die Petersbodenbahn. Von dort es dann meist bergabwärts über die Grubenalpe wieder zurück. Wer Interesse an moderner Kunst hat, der kann auch noch den Skyroom von James Turrell bewundern.

Seit 1988 sind die Gipslöcher Naturschutzgebiet, was aber nicht bedeutet hat, daß es da nicht auch Rückschritte geben könnte. Für den Bau einer weiteren Bergbahn wurden etwa 900 m² wieder weggenommen, als das für notwendig erachtete. 
> https://www.vn.at/vorarlberg/2019/06/21/ein-eck-naturschutzgebiet-in-lech-fuer-lift-geopfert.vn

 

     
     
2022


Vom Rüfikopf gegen die Gipslöcher geschaut

 


Literatur:

Elsensohn, Reinhard Gipsvorkommen in Vorarlberg, in Neuigkeiten aus Karst und Höhlen, Heft 114, 1. Juni 2008, S. 4-7
Krieg, Walter, Waldegger, Herbert Die Lecher "Gipslöcher" in naturkundlicher Sicht, S. 65ff., in Krieg, Walter, Karst- und Höhlenforschung in Vorarlberg, Die Höhle 3/4 - 1984
Lech Zürs Tourismus GmbH Wanderwelten, Lech Zürs 2023, S. 39-43
Spötl, Christoph Nordtiroler Kalkalpen, in: Spötl, C., Plan, L., E. Christian), Höhlen und Karst in Österreich. - Linz 2016 (Oberösterreichisches Landesmuseum): 477-488

Links:

https://www.outdooractive.com/de/route/themenweg/arlberg/naturschutzgebiet-gipsloecher/1548258/

https://www.lechzuers.com/magazin/schichten-der-zeit-wandern-in-lech-zuers/

https://www.geocaching.com/geocache/GC4BEY6_geologische-wanderung-gipslocher?guid=0ddc1b96-288a-4b66-8668-b3145e79b3af

https://wildniseuropa.blogspot.com/2011/10/vorarlberg-verordnet-naturschutzgebiet.html

Landschaft und Höhlen entlang des Lechs


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