Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen bei Götzis, Vorarlberg, A


"Sie waren sich ähnlich und doch so sehr verschieden." Dieser Satz steht in Elias Canettis Buch "Die Stimmen von Marrakesch" und bezieht sich dort auf die Gesichter von Kamelen. Aber das Gemeinte trifft ja auch auf so viele andere Sachverhalte, auf die wir auf dieser Erde stoßen, ebenfalls zu. Auch auf "Höhlen".


In der Umgebung von Götzis, einem kleinen Ort am Rande des Rheintales in Vorarlberg, einer Marktgemeinde in der Kummenberg-Region, die sich an die rechten Talflanken schmiegt, die einstmals vom Gletscher geschliffen worden sind, findet man mehrere Höhlen. Von ihnen sei hier die Rede.

1) Draußen hatte das Wetter zugemacht und es begann zu regnen. Ich schlug vor, statt die Natur in der Natur zu erleben, mal ins Museum nach Dornbirn zu fahren und dort mal in die Naturschau zu gehen. Das Gebäude liegt mitten in der Stadt und ist, wenn man mal dort ist, leicht zu finden. Allerdings war es zu, geschlossen bis Juni. Wir spülten der Frust mit einem frisch gebrauten Weißbier in BEER & MORE runter und wandten uns, nachdem das Wetter wieder sonnig geworden war Richtung Götzis. Unweit davon sind im KUNSTSCHER zwei Höhlen erwähnt in einem der einzeln stehenden Felsbuckel in der Rheinebene.

Beim Gasthof Klettergarten in Koblach kann man am Waldrand das Gefährt stehen lassen. Gleich links bei den Häusern ist der Eingang zur Quellhöhle ganz leicht zu finden. Ein Bach entströmt dem kleinen Quellportal mit dem glasklaren Wasser. Zwei wundervolle Gitter liegen darüber, warum, das wissen die Götter. Freiwillig würden da wohl 99,99% der Erdenbürger wohl eh nicht reinwollen, denn es würde sofort auf allen Vieren ins Wasser unter der niederen Decke gehen. Ohne Gitter wäre es hier idyllisch, so herrscht Baumarktatmosphäre.

Zum Bruderloch geht es am Steinbruch vorbei, der heute als Militärklettergarten ausgewiesen, auf einem Fahrweg erst ostwärts durch Laubwald mit Bärlauch und dem hohlen Lerchensporn. Wer es nicht weiß, der wird wohl auch leicht, so wie wir, zuerst einmal an dem links abzweigenden Wegerl vorbeilaufen, der durch den Wald zu einer Felsstufe im Wald führt. Immer dem Wegerl lang, das davon kündet, daß da schon viele Menschen gegangen sind. Man hat einen schönen Bild südwärts auf die Alpenkette. Auf einmal blickt eine helle Tafel im Wald, ein paar Meter weiter und man steht vor dem zum Kriechen zwingenden Eingang. Gleich danach kann man immerhin wieder stehen und ein paar Meter in das Innere das Berges gehen. Letzte Sinterreste sind noch vorhanden, gerade das, was menschliche Aneignungswut noch nicht der Erde entreißen konnte. Auffallend fiele Wurzeln sind an den Wänden und am Boden in Nischen. Wir sind da ja nur wenige Meter unter dem Wald draußen. Nach links zweigt vom Eingang ein immer niedriger werdender Schräggang, der schon besser mit Schutzkleidung zu machen ist. Da unten sind wohl die Rheingerölle, die vor vielen Jahrtausenden dort mal vom damals wohl 45 m höher verlaufenden Fluß dort eingebracht worden ist. An Lebendigem gibt es ein paar Moose im Tageslichtbereich des Eingangs und einige appetitliche Spinnen verschiedener Arten.

 
   
 
   
   
   
   
       

2) Die Örflaschlucht liegt nicht weit vom Ortszentrum von Götzis. Man fährt Richtung Schwimmbad und läßt auf dem großen Parkplatz davor sein Gefährt stehen. Auf gut markiertem Weg geht es leicht bergan und hinein in die Schlucht. Vorbei an der Immaculataquelle und an einer großen Wildbachverbauung geht es hinein in die gut erschlossene Schlucht. Wer genau hinschaut, der sieht immer wieder in den Wänden dunkle Flecken. Wenn man sie sich genau anschaut, dann stößt man tatsächlich auf kleine Höhlenobjekte, von denen 3 in den Höhlenkataster (Katastergebiet 1111 Rheintal Umrahmung) aufgenommen worden sind, die Örflaschluchthöhle I (510 m Eingangshöhe, 5 m Länge), die Örflaschluchthöhle II (520 m Eingangshöhe, 5 m Länge)  und die Örflaschluchthöhle III ( 525 m Eingangshöhe).

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Das Höhlenende
 
 
 
 
 
Ein kleiner Wandfleck - beginnende Bergmilchbildung
 
 
 
 
 
 
 
 

3) Eine der am längsten schon bekannten Höhlen Vorarlbergs ist das Witeleloch (auch Elisabethhöhle schon genannt) am Kapfweg zwischen Götznerberg und der Spallenlücke. Der beste Weg dorthin soll von der Meschacher Kirche über den Schreckweg, dann über den Kapfweg führen. Der kürzeste Zugang soll vom Spallensattel dem Kapfweg entlang abwärts führen. Aus der Wegbeschreibung: "Der Kalkfelsen ist fast durchgehend überhängend, das Gelände unterhalb des schmalen Weges sehr steil und abschüssig; streckenweise verläuft der Weg über Felsbänder und Stiegen." Der Eingang liegt 65 Höhenmeter unter der Spallenlücke im oberen Drittel der Wandflucht, etwa 400 m südwestlich von ihr.
Schon zweimal haben wir jetzt schon versucht, dorthin zu kommen. Immer gelang es nicht. Vielleicht beim dritten Male.

Die Westwand des Kapf durchziehen zwei Klettersteige, wobei man auf der "Via Kessi" einem ungewöhnlichen Weg folgen kann: er führt nämlich durch das Kessiloch, einen Naturschacht von 25 m Tiefe.
 

Der Kapf
Kirche Meschach
 

 

Literatur

Kuntscher, Herbert

Höhlen - Bergwerke - Heilquellen in Tirol und Vorarlberg, Steiger Verlag, Berwang 1986
Krieg, Dr. Walter Geschützte Höhlen in Vorarlberg, Die Höhle 3-1983, S. 114ff.
Krieg, Dr. Walter Karst- und Höhlenforschung in Vorarlberg, Die Höhle 3/4 - 1984, S. 207ff
ohne Verfasserangabe Vorarlberger Höhlenkataster, Neuigkeiten aus Karst und Höhlen 5 -1987, S. 34f.

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