Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Höhle neben der Maxlmühle
und andere Höhlen im Mangfalltal, D


Im Mangfalltal östlich von München sind seit langem schon 2 Höhlen bekannt gewesen, die Mangfallbrückenhöhle und die Höhle ohne Namen. Das stimmt natürlich so nicht, denn es hat ja schon immer große Unterschiede gegeben zwischen dem, was wem wann wie bekannt gewesen ist, auch bei den "Höhlenforschern.

Egal wie es ist, jedenfalls haben wir drei, Willi Adelung, Klaus Vater und ich, am 12. Oktober 2002 mal die "Höhle bei der Maxlmühle" besucht, fotographiert und vermessen. Jetzt ist sie "katastriert", ein wunderschönes Wort, weil alles was vorher von wer weiß wie viel Leuten vorher schon gewußt, gemacht, genutzt und sonst etwas getan worden ist, auf eine "zweite Stufe" gehoben wird, denn das ist alles bislang "unrecorded" geblieben. Jetzt steht darüber hier was im Internet.

A boar buildn


Der Weg zur Höhle führt zur Maxlmühle, einem hochgelobten Wirtshaus, das fast versteckt im oft nur wenig besuchten Mangfalltal, insbesondere bei schlechtem Wetter, noch immer geführt wird. Auf dem großen Parkplatz kann man sein Gefährt stehen lassen und wendet sich dem Berghang zu. Ein Drahtzaun markiert die Betretungsgrenzen. Links davon tut sich ein überwucherter Pfad auf. Sofort fallen die eingehauenen Stufen auf, was darauf schließen läßt, daß da jemand öfters hoch gegangen ist. Ein kleines Plateau tut sich auf und sofort ist links das Höhlenportal auszumachen. 4 m ist es breit, 2 1/2 m hoch. Alles in allem ist der anschließende Höhlenraum maximal 7 m lang. Alle Tropfsteine, die da mal sicher gewesen sind, sind abgeschlagen. Am Höhlenende steigt der Boden an, ein paar kleine Tropfsteinsäulen sind auszumachen. Dazwischen kann vielleicht ein Kind noch weiter bergwärts kriechen. Wurde dieser Raum mal genutzt? Wahrscheinlich. Der nach Norden orientierte Eingang sicherte, daß nie Sonnenschein hier hereinkam. Konnte man deshalb diesen Raum als Kühlkeller verwenden? Als Aufbewahrungsort von Eis? Am Boden liegt ein Haufen von Ästen einigermaßen parallel geordnet. Hatte sich hier jemand ein "Lager" mal bereitet? Nur ein Frage, keine Antwort erwartet.

Vermutlich wurde die Höhle beim Abbau des Kalktuffs angeschnitten. Vor der Höhle zieht sich eine Tuffwand mindestens 10 m weiter. Dieser Ex-Höhlenteil ist wohl für immer verschwunden, war aber mal wohl vorhanden. Man sieht heute halt nur noch den westlichen Teil davon.

5. Juli 2003 - Mit Klaus Vater bin ich noch einmal hingefahren. Ein paar Details sollten für den Plan noch einmal aufgenommen werden. Wieder regnet es, kein Mensch ist außer uns vormittags dort unterwegs. Vor dem Eingang ist eine große Fichte heruntergestürzt und liegt nun quer über den Vorplatz der Höhle. Da wir schon wissen, was kommt, hatte ich diesmal schon den Schlaz angezogen, um mal in den innersten Teil des Lochs hineinzuschliefen. Es war schon sakrisch eng, ich leuchtete hinein, macht ein paar Fotos und verdrückte mich wieder. Klaus kam nach und schloff bis zum nicht mehr weiterverfolgbaren Ende. Kleine Wasserbecken hatten sich am Boden gebildet und in ihnen spiegelten sich die kleinen Tropfsteinchen. Irgend jemand anders war hier gewesen, hatte lange Stangen in die Gänge gelegt und ein schwarzes Holzbrett. Wir räumten alles wieder raus und versetzten so die Höhle wieder in den Urzustand.

Schon Klaus Cramer hatte in einem alten Artikel über die Höhlen im Mangfalltal 3 weitere Höhlen erwähnt, ohne jedoch irgend welche Angaben dazu zu machen. Diesmal suchten wir die Tuffwände neben der Zufahrtsstraße etwas genauer ab und fanden tatsächlich ein paar kurze horizontale Höhlchen. Eine scheint früher einmal abgesperrt gewesen zu sein, weil sich draussen noch eine Angel für eine Tür im Fels befindet. Drinnen sind verschiedene Namen eingeritzt mit einem feinen Stichel und eine Jahreszahl - 1939. Eine kleine Höhlenöffnung ist zwar von unten sichtbar, aber kaum ohne Seil erreichbar. Am besten seilt man sich von oben her ab, was wir auch taten. Eine kurze horizontale Gangstrecke tat sich auf vor uns mit ganz wenig Befahrungsspuren, kein Wunder, angesichts des Aufwands.

Eine Anlage zur Trinkwassergewinnung für die Stadt München - mit dieser historischen Tat wars wohl vorbei mit der Tuffbildung

Im Mangfalltal
Eingänge und Ausblick

Blickt man ein wenig in der Geschichte zurück, dann entdeckt man bereits bei Fluhrl im Jahre 1792 eine Erwähnung von Höhlen im Mangfalltal. Er erwähnt eine Höhle, die wohl schon nicht mehr gibt: "Ehe man zu dem letzten derselben kommt, hat man eine Höhle zu durchwandern, die nicht künstlich ausgehauen; sondern durch das Herübersintern des Wassers auf einen in der Nähe gestandenen Baume gebildet worden ist." Fluhrl 112

Einen Hinweis auf die "Mühlthal-Höhle im Mangfalltal" gibt es auch bei Gümbel, "welche als eine durch Kalktuffabsätze überwucherte Felsausbuchtung angesehen werden kann, durch Steinbrucharbeit aber bereits wieder zerstört worden ist." Offenbar hat er persönlich keinen Eindruck von der Höhle mehr gewinnen können. Gümbel war maßgeblich an der massiven Veränderung maßgeblich beteilige, die das gesamte Gebiet und damit auch die Höhlen erleben mußten, als man für die Münchner Wasserversorgung das Naturregime vollkommen veränderte. Seit 1883 bezieht München aus dem Quellgebiet der Mangfall einen großen Teil seines Trinkwassers.

Kraus erwähnt in seiner "Höhlenkunde" aus dem Jahre 1894 eine "Mühltalhöhle" im Mangfallthal bei Valley, die er als eine "durch Kalktuffabsätze überwucherte Felsenausbuchtung" ansieht, die aber durch Steinbrucharbeit aber bereits wieder zerstört worden sei.


 

Anläßlich des 26. Deutschen Höhlenfotographenstreffens auf dem Spötzlhof bei Wasserburg wurden die mehr als 10 Teilnehmer an der Exkursion am 5. März 2005 von mir auch mal dorthin geführt. Eigentlich war ja auch ein Besuch der höchst empfehlenswerten Wirtschaft geplant, heute darf man wohl dieses Wort gar nicht mehr in den Mund nehmen, sondern muß einfach "Restaurant" sagen, egal, wir haben später in der Wirtschaft südlich der Brücke auch ein sehr gutes Mahl bekommen.
Die Autos standen auf der kleinen Parkfläche bei der Brücke, viele von uns waren in Schlazen, so bot es sich an, angezogen die relativ kurze Wanderung bis zum Parkplatz beim Wirtshaus gleich im "Anzug" zu machen. Es wurde ein schöner Spaziergang entlang der winterlichen Mangfall daraus, wobei wir dann auch mal eine kleine Exkursion zur "Höhle ohne Namen" unternahmen. Ein kleiner Wasserfall am Talhang war tiefgefroren und bot einen mordsmäßigen Eindruck. Ganz überrascht waren wir von der Höhle bei der Maxlmühle, die zwar nicht ganz leicht zugänglich war, weil tiefer weicher Schnee denn Zugang zu einem zweifelhaften Vergnügen machte. Hatte man es aber geschafft sich durch den hüfthohen Schnee durchzuwühlen, dann wurden wir durch den Anblick filigranster Eisfiguren höchstens belohnt. Ein paar unentwegte suchten auch noch die kleinen Löcher in der Umgebung auf, die allerdings teilweise richtig zugefroren waren.

 
     
     

Der Zugang im Winter

   
     

Zustand im April 2014: Die Höhle ist von unten kaum mehr zu sehen, alles ist zugewachsen. Irgend jemand hat seinen Schmuckgürtel drinnen vergessen.

 
     
 
     
 
     
 

 


Literatur:

Flurl, Mathias Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz, unveränderter Nachdruck, herausgegeben durch die Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie, VFMG e.V. Heidelberg 197
Gümbel, Dr. C.W. von Die natürlichen Höhlen in Bayern, in: Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns, München 1879
Kraus, Franz Höhlenkunde, Wien 1894
Lindenmayr, Franz Carl Wilhelm von Gümbel und die Höhlen in den Bay. Alpen, Teil 2: Was in der "1861-er Höhlenkarte" nicht vorkommt, aber in seinem übrigen Werk erwähnt wird", Der Schlaz 134-2022, S. 41ff.

Links:

http://www.leo.org/muenchen/lokale/maxlmuehle_de.html

https://www.swm.de/wasser/trinkwassergewinnung

Landschaft und Höhlen der Bayerischen Alpen


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