Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen des Zugspitzplatts / Wettersteingebirge


Karrenbildungen auf dem Platt, 27.06.2005


Das Zugspitzplatt zu Füßen von Deutschlands höchstem Berg ist unser höchstgelegenes Karst- und Höhlengebiet. Durch die gute Erschließung mit der Zahnradbahn setzten dort schon früh die Forschungen ein. 1935 und 1936 erkundeten Benno Wolf, Helmuth Cramer und Werner von Czoering mehr als 28 Schächte. Dann setzte eine lange Pause an. 1958 bis 1966 gab es eine weitere Phase von Aktivitäten, im Jahre 2000 gab es wieder mal eine Forschungswoche dort oben mit einigen Entdeckungen. 43 Objekte wurden dabei bearbeitet und lagemäßig sehr genau erfaßt.

Die tiefste Höhle ist der Finkenschacht mit 131 m Tiefe, die längste wohl die Sonnenkarhöhle mit 222 m Länge. Vielleicht gelingt es eines Tages, eine Verbindung zwischen den Höhlen und der Partnachquelle am Fuße des Platts zu finden.

Ich war schon 1966 bei einer Forschungswoche dabei. Damals hatten wir die Knorrhütte als Unterkunftsstandort für uns alleine. Große Erfolge haben wir damals nicht erzielt, aber unvergeßlich blieben uns alle diese Tage. Als uns damals nach einer Woche Aufenthalt in der Wildnis wieder bei der Grenzstation zwischen Ehrwald und Garmisch eine Grenzer zu Gesicht bekam, da müssen wir einen wilden Eindruck gemacht haben, denn er fragte uns: "In welchem Himalaya seid ihr denn gewesen?"

Vor der Knorrhütte 1966
von links nach rechts:
Elke Triller, Franz Lindenmayr,
Dolfi Triller, Ulrich Seibert,
Klaus Cramer

Foto Willi Hermann

Am 27. Juni 2005 war ich wieder mal dort am einem Mittwoch. Ich fuhr bei bestem Wetter mit der Ehrwalder Zugspitzbahn zusammen mit einer Busladung voller Engländer hinauf zur Gipfelstation. Durch große Glasfenster sind kühne Blicke hinaus auf die grandiose Berglandschaft rundum möglich. Natürlich gibt es hier die übliche Großgastronomie, aber auch ein Zugspitzmuseum und einen Schauraum, in dem wechselnde Kunstausstellungen stattfinden. Ganz oben steht das noch aus einer anderen Zeit stammende, holzverkleidete Münchner Haus. Es ging gar nicht mal so zu hier oben. Lag sicherlich dran, daß es während der Woche war. Mit der Seilbahn fuhr ich dann wieder hinunter zum Platt mit seinen Skiliftanlagen. Überall lag noch Schnee, so daß ich die erste Stunde auf einer geschlossenen Schneedecke abwärts stampfte. Überall lugte ich nach Höhlenöffnungen, aber bis hinunter zur Knorrhütte fand ich nicht mal einen handbreiten Spalt. Nichts, aber auch gar nichts. Aber irgendwo sind sie schon, die Höhlen und Schächte.
Auf der Knorrhütte waren nur wenige Leute. Der Hüttenwirt und seine Crew hatte Zeit, sich auf der sonnenbeschienenen Terasse um die ganz wenigen Gäste zu kümmern. Man plante mit einem Handwerker die Anbringung einer neuen Dachrinne, da die gegenwärtige alljährlich von den Lawinen, die das Haus überrollen im Winter schon ziemlich ramponiert war. Für 5 € gabs Knödel mit Kraut, ein wohlschmeckende Speise. Das Wetter trübte sich wieder ein. Es regnete, als ich unterm Schirm begann, Richtung Gatterl hinüber zu wandern. Der schmale Weg ist in einem guten Zustand, so daß der Weg zurück zur Ehrwalder Seilbahn in etwa 3 Stunden zurückgelegt war. Am Ende setzte ein solcher Sturm ein, sodaß der Gondelbetrieb sogar eingestellt wurde - ausgerechnet da saß ich in einer und wurde kräftig hin- und hergeschaukelt und kam nicht mehr vor und zurück. Dann wurde es wieder ruhiger und alles verlief wieder in den gewohnten Bahnen. Wer, wie ich, sich eine Rundfahrtkarte gelöst hat, momentan kostet sie 28,50 €, der kann dann mit dem Bus zürück zum Parkplatz bei der Tiroler Zugspitzbahn fahren. Ein erlebnisreicher Rundweg.

Gipfel der Zugspitze
In der Talstation
In der Gipfelstation
Münchner Haus
Richtung Waxenstein
Das Gipfelkreuz
Auf dem Platt
Knorrhütte
 

Bilder von der Zugspitzforschungswoche 1966

Eingang Anemonenschacht
mit Joachim Straupe
Eingang Dackelloch
mit Georg Kellerer,
dem Entdecker
Eingang Finkenschacht
- der tiefsten Höhle auf
dem Platt
Eingang "Franzhöhle"
mit Peter Cramer
- von mir "entdeckt"
Eingang der Höhle über
dem Partnachursprung
Die Quelle der Partnach
Der Partnachursprung
Blick aus einer Höhle
- Eingang noch schneerfüllt
Benno-Wolff-Schacht

"2962 Meter hoch ist die Zugspitze laut Landesamt für Vermessung. Demnach ist es sogar fünf Zentimeter mehr, doch das hängt sehr vom Berechnungsmodell ab. Deutschland stützt sich da auf den Pegel Amsterdam. Österreich auf den in Triest. Von dem aus ist die Zugspitze noch einmal etwa 30 Zentimeter höher." Köpft, Der Berg der Berge R13


Literatur:

Cramer, Helmuth Höhlenforschungen auf der Zugspitzplatt, Mitteilungen über Höhlen- und Karstforschung. Jahrgang 1938, S. 47 - 73
Hirtreiter Spät- und postglaziale Gletscherschwankungen im Wettersteingebirge
Hüsler, Eugen E. Das Buch der mystischen Orte in den Alpen, Frederking & Thaler, München 2019
Klotz, Stefan Finkenschacht, D'Werdenfelser, Januar 1993, Heft 1, S. 26ff.
Klotz, Stefan Das Fünf-Hengst-System im Wettersteingebirge, in: Der Schlaz 82-1996, S. 47f
Köpf, Matthias Der Berg der Berge, SZ Nr. 298, 24.-26.12.2021, R 13
ohne Verfasserangabe Aus alten Zeitungen / Forscher besiegen das Herz der Zugspitze - Höhlen, die noch nie ein Mensch betrat, Der Fränkische Höhlenspiegel 7-1977, S. 27f.
Rest, Tanja Die Zugspitz wankt, Süddeutsche Zeitung 19. September 2006, Nr. 216, S. 12
Ritter, Marc Kreuzzug, Droemer 2012 (Kriminalroman)
Schott, Heinrich Die Zugspitze - Gipfel der Technik, Triumphe und Tragödien, Süddeutscher Verlag
Triller, Dolfi Höhlen im Wettersteingebiet/Zugspitzplatt, DER SCHLAZ 74-1994, S. 98ff.
Wolf, Andreas Forschungen auf dem Zugspitzplatt 1234, Münchner Höhlengeschichte II, München 2004, S. 56ff.

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