Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Höhlen rund um Füssen, Allgäu, D
Mond bei Nacht oder Ausblick aus einer Höhle?
Grenzhöhle
Höhle im
Drachenköpfle
Höhlen am Tegelberg
Landschaft und Höhlen im
Lechtal
Füssen, eine Stadt mit fast 15.000 Einwohnern (2014) liegt im Ostgäu, dort wo der Lech am Nordrand der Alpen herausfließt in die bis zur Donau reichende Schotterebene. Der Tourismus blüht dank der hervorragenden landschaftlichen Lage und der 5-Sterne-Attraktion von Neuschwanstein.
In Neuschwanstein, diesem künstlichen Paradies für Ludwig II, findet sich an zwei Stellen ein Höhlenbezug. Ein Gemälde zeigt das Innere des Hörselberges in Thüringen, diesem imaginären Liebesort in einer Höhle, der in der Oper Tannhäuser im ersten Akt vorkommt.
Zwischen zwei Räumen im dritten Obergeschoß, zwischen Arbeitszimmer und Wohnzimmer, also an einem populären Ort, ließ er sich eine Grotte und einen Wintergarten einrichten.
Unterhalb der Burg Falkenstein ist schon von weitem der Eingang in die Mariengrotte zu sehen. Mit 15 m Höhe ist sie ungewöhnlich hoch und durch die Verkarstung des Wettersteinkalks und die Frostverwitterung des Wettersteindolomits entstanden. Ihr Inneres wurde mit einer Marienstatue versehen, die man dort aufstellte, nachdem eine Frau eine Vision gehabt hätte, "in der Maria die exakte Beschreibung des Platzes" ihr lieferte (Luczyk, S. 334) Sie erzählte es dem Pfrontener Pfarrer Josef Anton Stach, der die Idee aufgriff und verwirklichte.
Vom Falkenstein kann man auf dem sog. Saloberrücken teilweise auf einem Steig, teilweise auf einer Fahrstraße abwärts über den Alatsee bis nach Füssen wandern. Dabei passiert man unterhalb des Alatsees beim Burkenbichlberg die große Stromtrasse. Dort liegen, schwer zu finden, zwei Höhleneingänge in eine Klufthöhle. Sie waren 2002 Schauplatz einer Suchaktion nach einem vermißten Ehepaar aus Sulzberg durch die "Alpine Einsatzgruppe der Polizei". Die Suche war auch dort vergeblich. Entdeckt war sie bereits zwischen 1930-1940 von dem Waldarbeiter Lohrer entdeckt.
Östlich von Füssen liegt der
Tegelberg, heute
sehr gut touristisch erschlossen und sehr beliebtes Ausflugsziel. Dem Ziel, eine
gute und sichere Infrastruktur zu schaffen, fiel wohl ein bedeutendes
Höhlensystem beim "Grüble" zum Opfer, von dem man heute nichts mehr sieht. Es
gibt einige Aufzeichnungen von diesem Objekt, die vielleicht einmal dazu führen
könnten, daß wir sie wiederentdecken können.
Nordwestlich von Füssen gibt es eine Reihe von kleinen Bergen,
die ihre Existenz einigen Vorkommen Kalken aus dem sog. Helvetikum verdanken.
Dieses Gestein ist oft sehr gut für die Bildung von Höhlen geeignet, und so
kommt es, daß wir schon einige Suchtouren dort unternommen haben. Leider waren
alle, bis auf eine, bislang erfolglos. Im Drachenköpfle gibt eine kurze enge Durchgangshöhle, die bestätigt, daß die Theorie mit dem Vorkommen von Höhlen
ihre Berechtigung hat.
Ist das in alten Sagen beschriebene immer nur Hirngespinst oder
vielleicht nicht doch mehr? Bei Roßhaupten soll es jedenfalls nach einer bei
Schöppner aufgeführten Sage eine Höhle geben, in der ein ganzer Berg von
Roßhäuptern angelegt gewesen sei. In einer "tiefen Schlucht" habe ein
scheußlicher Lindwurm gehaust, der "Menschen und Vieh erwürgte".
Der hl. Magnus habe dann das Tier erledigt, er sei "mit dem Kreuze auf der
Brust, seinen Stab in der einen und den Pechkranz in der anderen Hand", auf den
Lindwurm losgegangen und habe den Pechkranz unter "Anrufung Gottes" dem Tier in
den Nachen geworfen. "Das Untier zerbarst vor seinen Füßen, der Heilige aber
dankte Gott auf den Knien für die wundervolle That." Ein Gemälde von dieser
Heldentat" sei in der St.-Mang-Kirche in Füssen.ef
Zwischen 1984 und 88 wurde von StudentInnen des Instituts für Ur- Und Frühgeschichte der Universität zu Köln der Abri "Unter den Seewänden" am Weißensee bei Füssen ausgegraben. Er ist die "einzige bisher absolut datierte spätpaläolithische Siedlungsstelle aus dem deutschen Alpenraum.
Auf der Suche nach dieser Stelle kamen Willi und ich im Juni 2021 nicht dort an. Wir suchten sie zu weit unten. Am Rückweg passierten wir wieder einmal das schöne Felstor direkt am Seeweg. Natürlich ist das wahrscheinlich nicht, aber eine außergewöhnliche Abwechselung auf dieser vielbesuchten Wanderstrecke.
In zwei weiteren kleinen Höhlen in der Umgebung Füssens sind inzwischen auch schon Grabungen vorgenommen worden. Die Grenzhöhle liegt in der Nähe der Landesgrenze zu Österreich im Lechtal. Beim Lechfall überquert man den Fluß und spaziert auf dem Ländeweg Richtung Süden. Nach etwa 1,5 km reicht eine Felswand rechts bis dicht an den Fußweg heran. Darin ist schon von weitem das Portal der Höhle zu sehen, zu dem ein viel begangener Pfad hinaufführt. 1972 wurde dort von Hirschmann, Pfeiffer und Schröppel gegraben und man stieß auf eine Fundschicht. Die gefundenen Steinzeitgeräte ließen keine genaue Zeitstellung zu, man fand außerdem noch Mollusken (Schnecken, Muscheln, Weichtiere..) und Holzkohle. Vermutlich stammen die Funde aus dem Altatlantikum, also in den Zeitraum zwischen 4000 v. Chr. und 5500 v. Chr..Auffallend sind auch die vielen Wurzeln im spaltenförmigen Höhlenraum, der bis zu 10 m in Höhe reicht.
> Grenzhöhle | ||
"Am Ufer des Lechstroms bei Füßen zeigt sich eine Höhle, die gerade an der Straße in den Fuß eines Berges eingegraben, jetzt aber mit Wasser gefüllt ist. Nach einer alter Sage soll der hl. Magnus einen Drachen, der diese Stätte bewohnte, erlegt haben; andere verlegen die Szene dieses Vorgangses nach Roßhaupten." Cammerer 36 | ||
Der Kienberg liegt südlich der Bundesstraße von Füssen nach Schwangau. Rechts zweigt die Strecke nach Österreich ab. Dort ist ein kleiner Parkplatz, wo man sein Fahrzeug stehen lassen kann. Man muß an einem Transformatorenhaus vorbei, dann auf einem Fußweg leicht ansteigend zum Fußweg von Alterschrofen nach Füssen. Direkt am Weg steht heute (2022) eine Informationstafel, die auf die oberhalb des Weges in den Wänden aus Wettersteinkalk liegende Kienberghöhle hinweist. Bei archäologischen Ausgrabungen wurden einige Holzkohlenreste und verschiedene Mollusken gefunden, aber keine prähistorischen Gegenstände.
Schon lange bekannt ist auch die "Otto"-Höhle unterhalb von Hohenschwangau. Die an sich unbedeutende Spaltenhöhle ist aber wegen ihrer Geschichte und der damit verbundenen Namensgebung erwähnenswert.
Blick aus der Breitensteinumgebung Richtung Füssen/2014
Literatur:
Beilner, Thomas | Dokumentation der Ottohöhle bei Hohenschwangau, Der Schlaz 135-2022, S. 16ff |
Cammerer, Anseln Andreas Caspar | Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832 |
Gehlen, Birgit | Rast am Fuße der Alpen. Die allodzeitliche Abristation "Unter den Seewänden" bei Füssen im Ostallgäu, |
Hofmann, Peter R. | Die Ottohöhle bei Hohenschwangau, Der Schlaz 135-2022, S. 12ff |
Luczyn, David | Magisch Reisen Deutschland, Goldmann-Verlag, 2001 |
mun | Vermisste in Höhlen und Schächten gesucht - Alpine Spezialisten der Polizei am Grenztunnel im Einsatz, Allgäuer Zeitung 31.10.2002, Nummer 252 |
Nöhbauer, Hans | Auf den Spuren König Ludwig II, München 1986 |
Peresson, Magnus | Die Grotte des griechischen Königs, Kreisbote Füssen, Serie Füssen und seine Historie, Füssen 21.7.2016 |
Rauch, Christian | Ostallgäu, Rother Kulturwandern, 1. Auflage, München 2015 |
Schröppel, Jörg | Die Grenzhöhle und die Kienberghöhle bei Füssen im Allgäu, Naturkundliche Beiträge aus dem Allgäu - Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Arbeitskreises Kempten (Allgäu) der Volkshochschule Kempten, 1974, Band 18 2, S. 31-42 |
Links:
https://www.allgaeu-ausfluege.de/GrotteFalkenstein.htm
https://www.schwangau.de/aktivitaeten/wandern-und-klettern/der-wanderweg-geogrenzgaenger/
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