Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Arndthöhle bei Attenzell und andere Höhlen in der Umgebung südlich der Altmühl, Fränkische Alb, D
Am 19. Januar 2001 besuchte ich nach 20 Jahren mal wieder diese kleine Höhle südlich des Altmühltals. Ein Anlaß war die lange kalte Wetterperiode. Ich dachte, daß dies vielleicht dazu führen könnte, daß es schöne Einformen in der Höhle geben würde.
Die Höhle überhaupt zu finden, das stellte sich als fast unlösbare Aufgabe heraus. Wir hatten nur die knappe schriftliche Aussage: "750 m nordöstlich von Attenzell. Von dort aus über einen markierten Wanderweg zu erreichen, ebenso von Schloß Arnsberg oder über das Birktal von Kipfenberg aus." Wir standen mit dem Auto in Attenzell, schauten nordwärts und entschieden uns für einen Weg, der am Ortsrand gegen den Wald zu führte. Erst übers verschneite Feld und dann hinein in den Wald. Weiter und weiter und weiter. Von einer Höhle war aber leider überhaupt keine Spur zu finden. Fichte neben Fichte neben Fichte. Irgendwann wurde es sinnlos. Wir drehten wieder um. Kein Glück heute. Als letzten Ausgleich schlug ich noch den Besuch des "Waggerllochs" bei Kipfenberg vor. Am Wanderparkplatz gab es praktischerweise auch eine große Wanderkarte, und, siehe da, ein Höhlenzeichen drauf mit der Bezeichnung Arndthöhle. Schnell war klar, was wir verkehrt gemacht hatten. 2 parallele Wege führen vom Ort in den Wald und wir hatten den westlicheren davon genommen. Der andere mußte direkt zur Höhle führen. Wir drehten wieder um und fuhren noch einmal hin. Hartnäckig muß man schon sein als Höhlenfreak.
Eine Viertel Stunde später hatten wir die Höhle gefunden. Tatsächlich ist da ein markierter Weg, der erst einmal immer schnurstracks dahinzieht. Dann wird er kleiner und biegt leicht nach rechts ab. Dort fanden wir ein paar Fußspuren, die abbogen und in ein tiefer liegendes Dickicht führten. Auch wir bogen ab und folgten den Tritten im Schnee. Da war bestimmt schon einer vor uns dagewesen, der sich besser auskannte als wir. Unser Selbstbewußtsein war schon leicht von der vorangegangenen Erfahrung angekratzt. Aber dann führten diese Spuren ins Nichts. Plötzlich hörten sie wieder auf. Also wieder zurück. Weitergehen? Langsam wurde es schon sehr kritisch. Waren wir vielleicht schon wieder zu weit gelaufen. Hatten wir den richtigen Abzweiger schon wieder versäumt? Tja, vor oder zurück? Es passiert gar nicht so selten, daß man kurz vor dem Ziel aus Unkenntnis der wahren Gegebenheiten umdreht. Hier war es nicht so! Ich ging noch ein paar Meter den scheinbar ziemlich hoffnungslosen Weg weiter und stand auf einmal vor einem großen Holzschild. Unübersehbar stand da in roten Lettern: "ARNDTHÖHLE". Also doch. Nun wars ein Kinderspiel. Ein paar Meter weiter ein Eisengeländer am Schachtrand. 80 betonierte Stufen führen in den Schacht hinab, führen zu einer kleinen Plattform. Es weiter hinunter auf Stufen. Irgendwann hören sie auf. Man kann "wild" weiter hinein, hat man ein Lichtlein dabei. Ziemlich dunkel ist alles, wo waren die schönen Eisfiguren? Nur eine ganz kleine Gruppe von ihnen fanden wir, die mit aller Kunst beleuchtet und auf den Chip in der PhotoSmart-Kamera von Hewlett Packard gebannt wurde. Das Ergebnis ist hier zu sehen.
Weil das Gebiet etwas höher als die Umgebung liegt, fiel die Feuchtigkeit hier als neuer Schnee vom Himmel. Das erinnerte ein bißchen an Weihnachten und war noch einmal richtig schön, aber schon bald darauf, im Altmühltal und weiter weg in Schwaben, hatten wir nur noch leichten Regen.
Die Höhle ist 24 m tief und hat, so die gerne
zitierte Charakterisierung der Größe aus dem bereits 1868
gedruckten Buch von Karl Kugler über die Altmühlalb, "die
Größe einer mittelmäßigen Kirche". In der Höhle wurden
viele Funde gemacht. Tierknochen gab es zuhauf, Tonscherben aus
der Urnenfelder und der Hallstattzeit und aus dem Mittelalter.
Auch Menschenknochen wurden geborgen, "zerschlagene",
was dann gerne als Beleg für einen "Opferkult", als
Hinweis auf früheren "Kannibalismus" auch
interpretiert wurde. In einem Bericht über die Höhle heißt es
aus dem Jahre 1995: "Es gibt Anzeichen dafür, daß die
Höhle seit geraumer Zeit als Kulthöhle mißbraucht wird, wie
vorgefundene Opfergaben (Eichenblätter, Obst, erschlagene Ratte,
usw.) vermuten lassen."
Das Wort "mißbraucht" ist es, das auffällt. Gibt es
wirklich eine allgemein verbindliche Höhlenethik, die den Umgang
mit den Höhlen verbindlich regelt, weltweit und für immer? In
einer Zeit, wo ja eifrigst nach "Endlagerstätten" für
den Atommüll gesucht wird, und, soweit erkennbar, dieser Ort
unter der Erdoberfläche wohl liegt, ist ja das Verbringen von
Blättern und Obst in den Untergrund nichts weiter als harmlos!
26. Februar 2005 | ||
Die Fortschritte in der digitalen Phototechnik haben mich neugierig gemacht, was man damit in schon lange bekannten Höhlen anstellen kann. Deshalb habe ich auch einen Versuch im Herbst 2014 dort unternommen. Die Ergebnisse sind weit hinter dem geblieben, was ich denke, daß möglich ist. Aber alleine die Bilder zu machen, das legt einem auch in einer solchen Höhle große Beschränkungen auf. Bis zum nächsten Male.
Am Weg zur Höhle | ||
Am Eingang | ||
In der Twilight zone | ||
April 2015 | ||
Nach dem HÖPHO 2015 in Pommelsbrunn ein kleiner Abstecher auf dem Weg nach Hause - schnell wieder zu Ende wegen leerer Akkus | ||
August 2020 | ||
Die Höhle "Weingrube" bei Hitzhofen/Oberzell war immer schon bekannt. Vor dem Einstiegsschacht hat man eine Staumauer errichtet, in der Wasser und Schlamm zurückgehalten wird. Eine alte morsche Leiter erleichtert ein wenig den Abstieg in den unterirdischen Raum. Dort unten und in der Grube finden sich leider einige Rückstände menschlicher Zivilisation. Offenbar wurde sie als Abdeckgrube verwendet, tote Tiere, die man nicht verzehren wollte, warf man einfach hinein, die dann dort bis auf die Knochen verrotteten. Im Oktober 2012 fanden wir ein Autorad mit Reifen und einen weißen Plastikkübel schon an der Oberfläche. Was wohl zum Vorschein käme, würde man hier richtig hineingraben?
Auf der Suche nach der Höhle am 5. Febr. 2005 |
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"Diese Höhle befindet sich...in einem Kalkberge. Sie ist reich an Tropfsteinen, und bildet mehrere Seitenhöhlen, worin man Gebeine von Thieren antrifft." Cammerer 12
Literatur:
Cammerer, Anselm Andreas Caspar | Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832 |
Glaser, Stefan, Miedaner, Helmut | Weingrube bei Hitzhofen/Oberzell I 165, Jubiläumsheft zum 25-jährigen Vereinsbestehen der Ingolstädter Höhlenfreunde, Ingolstadt 2006 |
Landkreis Eichstätt | sehenswerte Natur im Kreis Eichstätt, 1982 |
ohne Verfasserangabe | Höhlenaktion im Kartenblatt 7034 Kipfenberg am 08.04.1995, mit einem Vorwort von Helmut Miedaner |
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