Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Kinding im Altmühltal und einige Karst- und Höhlenerscheinungen in der Umgebung bis Dietfurt


Die Naturbrücke und das Schmideloch bei Unteremmendorf

Reiterloch bei Haunstetten


Kinding ist ein kleiner Ort im Altmühltal. Als Autofahrer nimmt man gerade mal den schmucken Kirchturm wahr, weil die Autobahn unweit daran vorbeiführt und man am "Kindinger Berg" aus dem Altmühltal hinauf auf die Hochfläche fährt. Die Kirche steht in einer Wehrkirchenanlage aus dem Mittelalter. Nicht weit davon entfernt entspringt eine Karstquelle an der gleichen Hangseite des Altmühltals. Das Wasser darf heute wieder nach kurzen Lauf in einem Kanal frei durch den Markt fließen, was ihn recht attraktiv macht.

Mehrere Wanderwege setzen im Ort an und führen hinauf auf die Hochfläche und entlang der Hänge. Man passiert dabei reizvolle Felszonen, in denen der geschichtete Jurakalk an die Oberfläche tritt. Auch eine Höhle gibt es dort, die allerdings nur schwer zu finden ist, die "Barbara"-Höhle. Ich habe jetzt schon 4mal versucht, sie zu finden und es ist mir noch immer nicht gelungen. Eines Tages....

Der "Tag" kam im Mai 2014. Zwei Ingolstädter Höhlenfreunde waren dabei. Wir haben wirklich gerungen für den Erfolg. Linear, logisch und voraussehbar war da nichts. Die entscheidenden Tips bekamen wir von einem Bauern, der gerade sein Holz spaltete. Unterhalb der Kemanterhöhle. Und die ist schon wieder einige Kilometer entfernt von Kinding. Aber so fügen sich halt die Gelegenheiten, wenn man sie erlebt. "Er" war schon als Kind in den Höhlen gewesen, die wir wieder gesucht haben. Alle Katasterarbeit war ziemlich umsonst gewesen, in den schriftlichen Unterlagen stand, daß man auf Grund der angegebenen Daten die Höhle nicht finden konnte. Kein Wunder, denn ganz andere führen dahin, wohin wir wollten.

Aber die paar Angaben, Weg neben Felsgebilde usw., die führten uns am Ende an die gewünschten Orte. Leicht war es nicht, und gute Kondition brauchten wir auch. Aber am Ende zählt halt doch nur der "Erfolg". Am Ende saßen wir beim Bier in einem Biergarten in Kinding, das Wetter war gut, die Sonne ging langsam unter, mehr brauchten wir nicht.

 
     
   
     
 

Südöstlich von Kinding im Talhang liegt die "Kindinger Klause", zu der ein markierter Weg führt. Ein mächtiges Felsdach von 10 m Breite, 4 m Höhe und 7 m Tiefe öffnet sich in den Felsen. Sie trägt auch den Namen "Binnleitenhöhle". Zwei Ausgrabungen in den Jahren 1922/23 und 1974 förderten reichlich Belege für eine wiederholte Nutzung der Höhle durch den Menschen zu Tage. Das älteste Fundstück ist ein Stück Mammutknochen. Besonders in der Hallstattzeit wurde das Felsdach benutzt, was zahlreiche Scherbenfunde aus dieser Periode beweisen.

Als die Autobahn München - Nürnberg geupdated wurde, da war nicht sicher, ob die Kemnaterhöhle im Südhang des Altmühltales bei Kinding "überleben" würde. Ein Mann unternahm in der kleinen Höhle, die nur schwer erkennbar und nicht ohne Zuhilfenahme der Hände in der felsigen Talflanke liegt, eine Art Notgrabung, um zu retten, was zu vielleicht zu retten war. Auf die staatlichen Stellen kann man sich ja, wie die leider vielfältige Erfahrung zeigt, keineswegs immer verlassen. Dann ist man verlassen. Es kam dann doch nicht ganz so schlimm. Die Höhle gibt es noch immer, nur rauschen in geringer Entfernung halt die großen Pkw- und Lkw-Ströme vorbei. Da erlebt man auch da, was es heißt in der Nähe einer richtigen Autobahn zu sein. Das ist der akustische Horror. Nicht erträglich ist das. Krank einfach. Wenden wir uns der Höhle zu. Klein, kurz, spaltenförmig. Ein langes Brett liegt drin. Übrig gelassen von den Ausgräbern, die auch da Spuren des Lebens gefunden haben - von den Menschen, die da schon da gewesen waren, als man hauptsächlich nur mit Steinwerkzeugen wirkte. Beim Tieferlegen des Bodens stieß man auf einen flachen Gang, der ist inzwischen auch schon vermessen. Dahinter kommt man in eine kleine Kammer mit menschengemachtem Müll und noch einem grenzwertigen länglichen Hohlraum, in den die einsatzfreudigen Forscher auch schon gekrochen sind - bis zum definitiven Ende.

 2014
     
 
     
 
     
 
     
 
     
   

Mai 2020 Die große Trockenheit führt zu Wasserknappheit. Mancher holt sich das Wasser direkt an der Karstquelle im Ort.

 


Literatur:

Körber, Klaus-Dieter Das Altmühltal in Farbe, Bunte Kosmos Taschenführer, Stuttgart 1977
Kugler, Karl Die Altmülalp - das heißt das Altmülthal mit dem Flußgebietes innerhalb seines Berglandes, topographisch, historisch und landschaftlich dargestellt, Krüll'sche Buchhandlung, Ingolstadt 1868, Unveränderter Nachdruck der Originalausgabe, Verlag Antiquariat J. Steutzger, Ostenstraße 2, Eichstätt 1983
Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher Karst und Höhle 2008-2010 Südliche Frankenalb - Region Altmühl- und Donautal, München 2010
Zecherle, Karl, Murböck, Toni sehenswerte Natur im Kreis Eichstätt, Landkreis Eichstätt 1982

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