Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Speläologisches im Gailachtal
Die Gailach ist ein "rechter Zufluß der Altmühl"
(WIKIPEDIA), der bei Altendorf, das zwischen Dollstein und Solnhofen liegt, nach
einer Laufstrecke von 21,7 km mündet. Sie entspringt in dem Dorfweiher von
Kreut, einem Ortsteil von Monheim in 520 m ü. NHN und fließt als "Obere
Gailach" mehrere Kilometer im Talgrund. Danach verschwindet sie dann wieder
in Dolinen der Monheimer Alb bei einem Rückhaltebecken - im Sommer
vollständig. Im Winter und nach starken Regenfällen, wenn die Schlucklöcher
nicht mehr das Wasser fassen, dann fließt es weiter im ansonsten trockenen
Röglinger Tal bis nach Mühlheim.
Dort befindet sich die Gailachquelle auf 419 m ü. NHN, wo das versickerte
Wasser auch der oberen Gailach bei der Schwammmühle wieder zu Tage tritt. Die
Schüttung beträgt ca. 600 bis 700 Liter pro Sekunde und ist damit etwa 10 mal
mehr als von oben her kommend. Die Quelle ist eine der stärksten in Bayern und
speist einen Bach von mehreren Metern Breite. Das Wasser kommt aus drei
Ausläufen auf einer Länge von sechs Metern aus Felsspalten am
Dolomit-Hanganriss.
Die Verbindung zwischen Schluckstelle und Quelle wurde früher mittels
Stroheinbringung nachgewiesen, 1978 machte man einen Färbeversuch. Eine
Besonderheit ist der Nachweis von Zwerghöhlenschnecken, die normalerweise in
unterirdischen Gewässern vorkommen. Gibt es dort ein großes Höhlensystem? Wie
die Entdeckung der Mühlbachhöhle gezeigt hat, existieren auch auf der
Frankenalb solche Hohlräume. Nur, wo ist der Eingang dazu?
Auf dem Weg zur Mündung bekommt die Gailach noch einen bedeutenden Zufluß bei der Finstermühle. Aus sieben eng beieinanderliegenden Quellen, den "Sieben Brünnlein", ergießt sich Wasser in den Bach. In der Nähe befindet sich eine wenig bekannte kleine Höhle.
Entlang des Baches gab es einst 6 Mühlen (Schwammmühle, Kronmühle, Finstermühle, Marktmühle, Kröbelmühle, Kohlmühle), die bis ins 19. Jahrhundert wichtig für die lokale Wirtschaft waren. Neben dem Mahlen von Getreide und dem Sägen von Holz betrieb man das Geschäft des "Nagelscherens". In den Steinbrüchen, die heute weitgehend aufgegeben sind, wurde der Solnhofener Kalk abgebaut und sicherte Existenzen. Heute ist der Tourismus wichtig und den versucht man z.B. durch die Anlage von Wander- und Radwegen zu fördern. So gibt es etwa einen 15 km langen "Karstlehrpfad" von Monheim über Warching durch das Röglinger Tal bis nach Mühlheim bis zur Gailachquelle, der auch mit Fördermitteln der EU geschaffen wurde.
Bekannteste Höhle im Gailachtal ist die "Grafshöhle" oder "Grafsloch", benannt nach dem Heimatforscher Dr. Alfred Graf. Ein anderer eingeführter Name für die Höhle ist "Steinerner Rosenkranz". Graf führte in den Jahren 1927 bis 1937 dort Grabungen durch und förderte zahlreiche Funde. Bei den Fachkollegen kommt diese Arbeit allerdings nicht gut an: "Die nicht genehmigte und unsachgemäße Bergung von pleistozänen Knochenresten und Steinartefakten schmälert den Wert der Fundstelle erheblich." (S. 62). Es waren sowohl Knochen von eiszeitlichen Tieren wie Mammut, Bär, Bibern usw. dabei ("hauptsächlich als Hyänenhorst genutzt", S. 62) als auch Spuren des Menschen. Die frühesten Funde gehen bis ca. 60.000 Jahre v. Chr. zurück und reicht damit bis in die Zeit des Neandertalers zurück. In allen Zeiten hinterher sind sicherlich die Menschen wieder in diesen Hohlraum zurückgekehrt. Als wir um die Jahrtausendwende einmal dort waren, da lag am Höhlenboden ein Heiligenbild, das jemand dort zurückgelassen hat.
Heute ist der Zugang zur Höhle bestens erschlossen, ein Hinweisschild ist angebracht, der Weg zur Höhle durch eine Alugitterkonstruktion sicher gemacht, im Eingang steht eine Informationstafel. Wer alles sehen will, der muß schon eine Taschenlampe dabei haben, denn es noch in einen kleinen Nebenraum und eine schmale Spalte, eh endgültig zu Ende ist.
Grafshöhle
im Passerlingberg
Oktober 2018 |
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< Maria End | ||
Heiligenbild | ||
2016 | ||
Die Gailachquelle in Mühlheim
Gailachquelle | ||
2019 | ||
2019 Die Gailachversickerung im Röglinger Tal |
Bei einem aufgelassenen Steinbruch im Apfeltal
2018 | ||
Literatur:
Bosinski, G. | Die mittelpaläolithischen Funde im westlichen Mitteleuropa, Fundamenta, Reihe A, Bd. 4, 1967 |
Rieder, Karl Heinz | Höhlen der Südlichen Frankenalb und Belege ihrer Begehung durch den Menschen im Paläolithikum und Mesolithikum, in: Karst und Höhle 2008-2010, Südliche Frankenalb, München 2010 |
Rosenbauer, Arthur | Höhlen, Grotten und Dolinen, Region Altmühlfranken, Treuchtlingen-Berlin 2013 |
Trappe, Martin, Brummeisl, Christian, Strasser, Winfried | Karstmorphologie und Hydrologie im Gailachtal, in: Karst und Höhle 2008-2010, Südliche Frankenalb, München 2010 |
Zecherle, Karl, Murböck, Toni | Sehenswerte Natur im Kreis Eichstätt, Eichstätt 1982 |
Links:
http://altmühltal-bayern.de/html/mornsheim.html
https://www.moernsheim.de/TourismusundKultur/Wanderwege.aspx
https://www.geopark-ries.de/wege/karstlehrpfad-95/ Karstlehrpfad Monheimer Alb
https://www.naturpark-altmuehltal.de/sehenswertes/gailachquelle-2232/
https://www.lfu.bayern.de/gdi/dokumente/geologie/geologieerleben/geotop_pdf/176q009.pdf
http://kulturwanderungen.de/bistum/moernsheim/moernshe.htm
http://www.urlaub-im-altmuehltal.de/markt-moernsheim/grafsloch.htm
https://www.naturpark-altmuehltal.de/sehenswertes/steinerner_rosenkranz_bei_alte-2274/
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