Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Hexenküche bei Lierheim, Ries
Im Kaufertsberg östlich von Liersheim im Ries liegt an dessen Südseite zum kleinen Flüßchen Eger hin eine kleine Höhle, die Hexenküche. Woher der Name kommt, das ist nicht recht erklärlich. Daß dort gleich Hexen "verbrannt" worden seien, das kann man aus dem Namen nicht ableiten. Daß dort, wie an vielen anderen Orten der Erde, eine einzelne Frau, ausgestoßen aus der Gesellschaft, eine sehr einfache Unterkunft zeitweise hatte, das paßt schon eher. Es gibt aus dem Jahre 1539 ein Dokument, wo von "Verbrennung von Unholden" die Rede ist, allerdings ist nicht klar, wo die stattgefunden hat. Die Höhle wurde nur damit in Verbindung gebracht.
Seitlich von einem schönen Felsdach geht es gebückt durch eine Felspforte hinein in einen nach oben offenen Höhlenraum. Nach mehreren Seiten geht es noch in kleine Kammern, von denen eine eine weitere Öffnung nach draußen hat.
Bedeutsam ist die Höhle wegen der Funde, die bei Ausgrabungen
in ihr gemacht wurden, und belegen, daß sie über Jahrtausende hinweg vom
Menschen immer wieder aufgesucht wurde. 1913 begannen die Arbeiten, die von
Birkner und Frickhinger geleitet wurden. In der Höhle selbst fanden sich
hauptsächlich jungsteinzeitliche bis mittelalterliche Scherben, an viel
wichtiger stellte sich der Bereich vor dem Eingang beim Abri heraus. Man fand 2
Kulturschichten: Eine stammte vom Ende der letzten Eiszeit, die darunter
liegende wurde auf die Zeit zwischen 15.000-20.000 Jahre datiert. In ihr lagen
auch Elfenbeinstäbchen und das Fragment eines Stabes aus Rengeweih mit einer
eingeschnittenen, nicht deutbaren bildichen Darstellung. In einer 30 cm tiefen
Grube fand sich der vollständige Schädel eines Mannes mit den ersten
Halswirbeln.
In der Gegend wird erzählt, daß es eine unterirdische Verbindung zwischen der
Hexenküche und dem Schloß in Lierheim einmal gegeben habe. Für die Kinder aus
dem Dorf Appertshofen war die Höhle, so jemand, der mir das einmal in einem
Email geschrieben hat, "der beste Abenteuerspielplatz, den man sich
vorstellen kann" und sie hätten in ihrer Kindheit "viel Zeit in der
Hexenküche verbracht". Hoffentlich kommt keiner darauf und verbietet so
etwas einmal, aus "Höhlenschutzgründen" vielleicht.
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Literatur:
Graichen, Gisela | Das Kultplatzbuch, Bechtermünz Verlag, Augsburg 1997 |
Küntzel, Karolin | 50 sagenhafte Naturdenkmale in Bayern, Steffen Verlag, Berlin 2019 |
Links:
http://www.moettingen.de/kultur.bilderHexenkueche.htm
http://www.ferienland-donau-ries.de/sehenswertes/hexenkueche_im_kaufertsberg-9909/
http://www.naturdenkmale-donau-ries.de/moettingen/hexenkueche.htm
http://www.quartaer.eu/pdfs/1983/1983_03_schroeter.pdf
http://www.riesnatur.de/aktuelles/landschaftspflege_hexenkueche.htm
http://www.geopark-ries.de/wege/7-huegel-weg-682/
Die Ofnethöhlen und weitere Höhlen am Rand des Rieses / Bayern
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