Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Das Basaltloch und der Kreuzfelsen bei Oberleinleiter
1785 hielt der Schotte James Hutton vor der Royal Society in
Edinburgh einen Vortrag. Darin präsentierte er erstmals öffentlich seine
Theorie einer "Geologischen Tiefenzeit", die einer wissenschaftlichen
Revolution den Weg bereitete. Vorher hatten die Vorstellungen der Kirche das
Feld bestimmt, war etwa von dem irischen Erzbischof James Ussher der Anfang der
Erde auf den 23. Oktober des Jahre 4004 vor Christus bestimmt worden. Man hatte
seine "Weisheit" aus dem Schöpfungsbericht der Bibel bezogen - wer da
nicht mitmachte, dem drohten Kerker, Verbrennung oder die Ankettung in Galeeren
bis zum bitteren Ende.
Das Alter der Erde sollte erheblich höher sein und die Gesteine sollten nicht
auf einmal entstanden sein, sondern sich in einem ständigen Umwandlungsprozeß
befinden. Eine Reise zum Siccar Point, einer Landspitze an der Ostküste
Schottlands, gab einen entscheidenden Anstoß zu dieser Idee, wo sich ältere
und jüngere Gesteinsschichten deutlich sichtbar überlagerten.
Um einen besonderen Ort, wo Gesteine aus unterschiedlichsten Zeiten unmittelbar aufeinandertreffen, handelt es sich auch beim sog. "Basaltloch" südlich von Oberleinleiter in der Fränkischen Schweiz ebenfalls. Zu sehen ist nicht dort nicht viel. Wie so oft an anderen Orten auch, ist "Bedeutung" nicht unbedingt daran gebunden, daß die "Natur" auch spektakulär ist. Es braucht keinen Grand Canyon oder einen feuerspeienden Vulkan wie den Kilaunea auf Hawaii.
Im Internet findet man heute reichlich Hinweise auf den Weg dorthin. Man das Ganze zu einer richtigen Wanderung ausweiten, wenn man sich auf das Nötigste beschränken will, dann läßt man sein Fahrzeug an der Straße Oberleinleiter - Brunn an einer Wegabzweigung bei einem Wäldchen stehen und geht leicht bergauf auf einem Fahrweg auf den "Häsignock". Dort ist noch kein Schild, das auf das "Basaltloch" hinweist, aber gleich darauf, wo es leicht bergan zu einer eher unscheinbaren Kuppe hinaufgeht. Wäre da nicht ein deutlich sichtbares Naturdenkmalschild, man könnte leicht daran vorbeilaufen. Hier ist das, was noch von dem ehemaligen Basaltsteinbruch zu sehen ist, wo man das Gestein abbaute, um es als Straßen- und Eisenbahnschotten zu verwenden. Die Grube ist umstanden von einigen Bäumen, etwas Buschwerk wächst heran und viel Gras bedeckt die Fläche. An ein paar Stellen schauen auch noch Felswändchen heraus, wo wohl noch heute so mancher Mineraliensucher nach schönen Stücken Ausschau hält, nach "dunklen, dichten, feinkörnigen Olivinnepheliniten mit oftmals phorphyrischer Struktur; Augit- und Olivineinsprenglingen werden von einer augitreichen Grundmasse eingeschlossen", so beschreibt es ein Fachgeologe,
Hier sind die überhaupt nicht
auffallenden Überreste eines ehemaligen Vulkanschlots mit einer Länge von 200
m, einer Breite von rund 100 m und einem Tiefgang der Hauptmasse des Basalts von
maximal 100 m.
Vor über 30 Millionen Jahren trat hier vulkanisches Material durch Spalten im
Juragestein an die Erdoberfläche. Als Fernwirkung der Alpenhebungsphase
zerbrach auch weit im Norden die Erdkruste und wurde durchlässig. Die Eifel,
die Rhön, der Vogelsberg und der Nördliche Oberpfälzer Wald nahm seine
heutige Gestalt an, in der Nähe kam auch in den Haßbergen und im südlichen
Thüringen vulkanisches Material an die Oberfläche.
Die Geologen haben festgestellt, daß es sich bei den Basaltvorkommen um Oberleinleiter nicht um einen einzigen durchgehenden Basaltgang handelt, sondern um mindestens 8 große Vorkommen, die sich aus unterschiedlich großen Basaltstöcken und -schloten mit Durchmessern von 100 m bis 200 zusammensetzen, begleitet von bis zu 500 m langen, aber nur wenigen Metern breiten Basaltgängen oder runden Basaltröhren mit wenigen Dekanmetern Durchmesser (siehe Baier 2008).
Ist man schon einmal hier, dann lohnt es sich, dem markierten Wanderweg auf der Hochfläche weiter bis zum sog. "Kreuzfelsen" zu folgen. Dort hat man einen grandiosen Blick auf die umgebende Landschaft, in der inzwischen auch schon etliche Windkraftanlagen zu sehen sind, von wegen "Verspargelung".
Kreuzfelsen | ||
Literatur:
Baier, Alfons (2008): Karstphänomene und Karsttektonik im Obereren Leinleitertal/Lkr. Bamberger Land (Nördliche Frankenalb), nördlich Markt Heiligenstadr/Lkr. Bamberger Land (Nördliche Frankenalb).- Geol. Bl. NO-Bayern 58, 1-4: 117-183, Erlangen.
Gümbel (1891): Geognostische Beschreibung von Bayern, 4. Abt
Hertle, A. (1959): Eine neue Basaltfundstelle bei Heiligenstadt.- Geol. Bl. NO-Bayern 9, 4: 207-208, Erlangen.
Hofbauer, G. (2008): Der Vulkan von Oberleinleiter. Zeugnisse eines Maars in der Nördlichen Frankenalb.- Natur und Mensch, Jhmitt. Naturhist. Ges. Nbg. 2007: 69-88, Nürnberg.
Koehne, W. & Schulz, F.C. (1906): Über die Basaltvorkommen bei Heiligenstadt in Oberfranken nebst Bemerkungen über die Tektonik im nördlichen Frankenjura.- Centralbl. f. Min., Geol. u. Paläont. 1906: 390-398, Leipzig
Links:
http://www.angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de/lein_01.htm
https://www.kristallin.de/s1/f_basalt-druck.htm
https://www.markt-heiligenstadt.de/tourismus/freizeitmoeglichkeiten/wanderungen/naturlehrpfad.html
https://www.frankenjura.com/bike/poi/20043
Speläologiisches im Leinleitertal und Umgebung
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