Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen um Rabeneck / Wiesenttal

Fränkische Schweiz, D


Das Höhlendach der Silber-Goldsteinhöhle - heute eine anspruchsvolle Kletterroute, 3. August 2005


"Dieses alte, ehemals sehr weitläufige Bergschloß liegt in einer der schönsten Gegenden des Wiesentthales, ruht auf ungeheuren Felsen, und gibt sowohl vom Thale aus, wie von der Höhe, Stoff zu einem vortrefflichen Gemählde." So charakterisiert Josef Heller 1829 Rabeneck.

Er vergißt auch nicht die dortigen Höhlen: "Unterhalb des Schlosses ist eine schöne Höhle und eine Felsengrotte, welche besucht zu werden verdienen." In Stefan und Angelika Langs Buch über die Höhlen der Fränkischen Schweiz ist eine schöne Rundtour zu den Höhlen im Rabenecker Tal beschrieben, die natürlich auch bei diesen Felslöchern vorbeiführt.

Vom Talgrund bei der Mühle geht es zuerst einmal rechts auf einem Fahrweg, den man dann nach links den Hang aufsteigend verläßt. Einige Felspartien sind hier wieder sehr gut sichtbar, weil man den hoch gewordenden Wald wieder abgeschlagen hat und so der Blick wieder frei wurde. Im Zickzack geht es bergan bis es unterhalb der Burgmauern eher horizontal weitergeht. Die Treppendurchgangshöhle wird erreicht, wo man sich nur leicht bücken muß, um hindurchzukommen. Gleich danach kommt ein mit einem kunstvoll eingepaßten Gitter abgeschlossener Eingang, der in die Durchgangshöhle im Schloßberg mündet. Warum man sich soviel Mühe dafür gegeben und diesen Aufwand getrieben hat? Als Urheber gilt der damalige Burgbesitzer Graf Erwein von Schönborn-Wiesentheid, der 1829 diese Arbeiten in Auftrag gegeben hat. Der Weg führt noch durch die "Hohe Durchgangshöhle im Schloßberg", die recht ansehnlich ist.

Das Wiesenttal mit Rabeneck
2022
2021
2021

Die ihr Felsen und Bäume bewohnt....

Etwa 1 km wiesentabwärts zweigt Richtung Westen der sog. "Alte Graben" ab. Er ist ein ansehnliches felsiges Trockental, das an den Flanken drei Höhlen aufweist. Direkt vom Weg ist nur der Eingang ins Kühloch zu sehen, das ein kammerartiges Gebilde mit 20 m Länge ist. Anhand des ausgetretenen Zustiegspfades ist auch die Silber-Goldstein-Höhle leicht zu finden. Heller hat sie so beschrieben: "Den Eingang bildet ein großes Felsenportal; inwendig ist sie sehr geräumig bis auf einige Gänge, welche sich den Berg hinauf ziehen." Der Eingangsbereich ist recht sehenswert, besonders wenn, wie es mir am 6. August 2005 passiert ist, dort gerade wieder einer dieser Extremkletterer versucht. Direkt am Eingang führt eine Kletterroute in die Höhe, die wohl von höchsten Schwierigkeitsgraden ist. Alle paar Meter sind neue Verankerungen angebracht, damit die zu äußerster Akrobatik zwingende Strecke einigermaßen sicher begangen werden kann. Ein junge Frau sicherte ihren feschen und fitten Kletterfreund, der sich allergrößte Mühe gab, da hoch zu kommen. Angefeuert von ihr hing er an seinen in Magnesium getauchten Fingerspitzen und krallte sich wohl mit den Zehenspitzen in kleine Minilöchlein. Zeitweise hing er wie ein Pfirsich waagrecht unterm Höhlendach und strebte weiter nach oben. Zuletzt verließ ihn dann doch noch die Kraft, überhaupt kein Wunder, und fiel ins Sicherungsseil. Unglaublich, wozu heute trainierte Leute fähig sind!

Ich blieb bei meinen Leisten und ging in die Höhle. Der mächtige Eingangsraum, der auf einer schmalen Felsleister unschwierig erreichbar ist, endet gleich wieder. Von oben hereingekommenes Felsmaterial hat ihn fast vollständig verlegt. An der Seite ist ein Weiterkommen durch einen Schlupf möglich. Es geht nur noch ein paar Meter in einem mannshohen Felsgang steil nach oben. Dann ist endgültig Schluß. Vermutlich ist man hier nur noch wenig unter der Erdoberfläche. Wurzeln schauen aus dem Erd- und Felsreich, das den Verschluß bildet.

Am Beginn des Alten Grabens liegt die Kohlenbrennershöhle, deren Eingang vom Weg aus nicht direkt sichtbar ist. Allerdings kann man ahnen, daß da was los sein muß, da ein kleines ausgetretenes Steiglein hinführt. Man bückt sich kurz und kann dann in einem kleinen Raum wieder aufrecht stehen. An der Wänden sind ein paar Reste von Sinterfiguren, die aber heute allen Reiz schon eingebüßt haben.

Wiesenttal bei der
Einmündung des
Alten Grabens

Der "Alte Graben"

Kohlenbrennerhöhle
Kühloch
 
Auf dem Weg

zur Silber-Goldstein-

Höhle

Der Eingang

 
 
 
   
Extremkletterei
im Höhleneingang
 
1986

Literatur:

Gümbel, C.W. Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern, Vierte Abtheilung Geognostische Beschreibung der Fränkischen Alb (Frankenjura), Verlag von Theodor Fischer, Kassel 1891
Heller, Josef Muggendorf und seine Umgebungen oder die fränkische Schweiz, Nachdruck der 1. Auflage aus dem Jahre 1829, Palm & Enke, Erlangen 1979
Lang, Stephan Höhlen in Franken - Ein Wanderführer in die Unterwelt der Fränkischen Schweiz, Verlag Hans Carl, Nürnberg 2000
Neischl, Adalbert Die Höhlen der Fränkischen Schweiz und ihre Bedeutung für die Entstehung der dortigen Täler, Nürnberg 1904
Schabdach, Hardy Unterirdische Welten - Höhlen der Fränkischen und Hersbrucker Schweiz, Verlag Reinhold Lippert, Ebermannstadt 2000

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