Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Geburtsstunde der Romantik in Franken....?


Anmerkungen zu den „Höhlen“ auf der Pfingstreise von Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder im Jahre 1793

„Über die ganze trockene Welt ist dieser grüne, geheimnisvolle Teppich der Liebe gezogen.“ Novalis

Bernhard Wickl veröffentlichte 2001 eine Arbeit unter dem Titel „Die Romantik in Franken“. In ihr heißt es: „Genauso, wie am Anfang der Weimarer Klassik Goethes Italienreise steht, können wir den Beginn der Romantik in Franken auf den Aufenthalt Tiecks und Wackenroders in Franken festlegen, wobei die Pfingstreise durch die Fränkische Schweiz, den Frankenwald und das Fichtelgebirge sicherlich das zentrale Ereignis darstellt.“

Die Reise fand vom 17. bis zum 28. Mai statt, und der Grund, weshalb wir relativ viel darüber noch mitbekommen, das sind die Reiseberichte, die die damals noch Studenten in Erlangen gewesenen späteren Schriftsteller verfasst haben. Wackenroder schrieb einfach an seine Eltern nach der Reise aus dem Gedächtnis, Tieck hatte sich gründlich auf die Reise vorbereitet, alte Reisebeschreibungen studiert, Kartenmaterial beschafft und Empfehlungsschreiben von Professor Mehmel in Erlangen mitgeben lassen, die Türen öffnen sollten, im Hintergrund. 10 Jahre später wiederholte Wackenroder so ziemlich diese Reise, allerdings ohne Tieck, der inzwischen schon verstorben war.

Mit Naturhöhlen kamen die Beiden an zwei Orten in Berührung: im Felsengarten von Sanspareil und vor allem in der Umgebung von Muggendorf am 28. Mai 1793.

Es ist anzumerken, daß die Trennung von Naturhöhle und „künstlichen“ Höhlen[1], also Bergwerken, Tunnels, Kellern usw. damals noch keine Rolle spielte und sie in den Beschreibungen der Unterwelt vollkommen gleichwertig angegangen werden. Ein klassisches Beispiel dafür ist in der „Blauen Blume“ von Novalis zu finden.

Was ist überhaupt „die Romantik“? „Phantasie, nicht Vernunft, ist das zentrale menschliche Vermögen“,[2] für den Romantiker, so Richard Rorty.

 

 

 

 

Wackenroder

 

 

Tieck

 

 



[1] Deshalb seien hier auch kurz die verschiedenen Bergwerke aufgeführt, die besucht wurden

[2] Rorty 28

 

 

 


Literatur:

Hochheimer, Martina (2003): Veilchen träumen schon – Die Blumen des Frühlings, Insel-Verlag, Frankfurt a.M und Leipzig

Rorty, Richard (1992/2016): Kontingenz, Ironie und Solidarität, Suhrkamp, Frankfurt a.M., 11. Auflage

Schaller, Christoph (1970): Die Pfingstreise von 1793 durch die Fränkische Schweiz, den Frankenwald und das Fichtelgebirge, Wilhelm Saalfrank Verlag, Helmbrechts

Tieck, Ludwig (1802): Der Runenberg

Tieck, Ludwig (1853): „Eine Sommerreise“, in: Ludwig Tiecks Schriften (Georg Reimer, Berlin), Bd. 23, S. 3-156

Wackenroder, Wilhelm Heinrich (1984): Dichtung – Schriften – Briefe (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt)

Wackenroder, Wilhelm Heinrich (1991): Sämtliche Werke und Briefe Historisch-kritische Ausgabe Band 1, Carl Winter Universitätsverlag Heidelberg

Wickl, Bernhard (  ): Die Romantik in Franken – Wackenroder, Tieck und E.T.A. Hoffmann, S. 229ff.

Webseiten:

https://www.martinthau.eu/2020/08/14/pfingstreise-im-jahre-1793-wilhelm-heinrich-wackenroder-und-ludwig-tieck/../

Historisches aus den Höhlen in Franken

 


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