Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Altenschneeberger Granitspalte, Ostbayern
Es gibt Höhlen, die kennt jeder, die "Postojna" oder die "Frasassi" zum Beispiel. Dann gibt es welche, wo nur in Kennerkreisen ein leises Raunen anhebt: die "Bismarck", die "Spielberg", die "Bue", die "Peyrechal". Wer nicht zu den inner circles der Höhlenkunde gehört, dem wird bei solchen Begriffen sicherlich nicht gleich ein bißchen Anders ums Herz werden. Und dann gibt es Höhlen, die kennen auch die "Kenner" nicht. Das hat Gründe. Meistens sind es keine Highlights, kleine Löcher irgendwo in der Landschaft, längst vermessen, erforscht und nun schon wieder vergessen. So ein kleines unbekanntes Loch ist meine "Altenschneeberger Granitspalte".
Ich nenne sie richtig "meine", weil ich meines Wissens der einzige richtige "Höhlenforscher" bin, was immer das auch sein mag, der da jemals gewesen ist, der sie gefunden, beschrieben und publiziert hat. Und weil die Tatsache, daß sie überhaupt "gefunden" worden ist, viel mit mir zu tun hat.
Vor mehreren Jahrzehnten habe ich nämlich ganz in der Nähe unser Licht der Welt erblickt, in Tiefenbach in der Oberpfalz. Es hatte mich innerlich immer ein bißchen gestört, daß es da, wo ich zur Welt kam, keine richtige Höhle gab. An eine Karsthöhle war nicht zu denken, die nächsten Kalkflecken sind mindestens 50 km weit entfernt. So begann ich die Granithügel der Umgebung einmal abzugrasen, marschierte hinauf Richtung Frauenstein usw. und am Ende, am 2.4.1988, wurde ich tatsächlich am sog. "Schloßhügel" von Altenschneeberg fündig. In diesem Hügel gibt es an mehreren Stellen kleine Spalten, die ein paar Meter bergeinwärts führen, aber alle gleich wieder enden. Etwas weiter nach Westen war dann aber ein kleine "richtige" Granithöhle. Da hat sich ein Gesteinspaket selbstständig gemacht, ist auseinander gerutscht, Blöcke liegen darüber - so kann sich heute in die Spalte ein paar Meter hineinschieben und kommt bis zu einem Punkt, wo es in der ursprünglichen Richtung vollkommen zu ist. Dort aber knickt der Gang rechtwinklig ab und man kann das Licht vom zweiten Eingang her gleich wieder sehen. Wer es unbedingt wissen will, der kann sich hier schliefenderweise tatsächlich durchquetschen und kommt dann unter einer kleinen Felswand wieder zutage. An Höhleninhalt ist nichts zu vermerken, ein paar kleine Steinchen, ein bißchen Erde, nichts weiter von Bedeutung. Es gibt es halt einfach, dieses kleine Felsloch in der Oberpfalz, wie so manches andere, das bislang noch vom Menschen unbehelligt geblieben ist.
Im April 2001 bin ich einmal wieder vorbegefahren und habe die
folgenden Fotos gemacht. Alles ist noch da, alles noch so, wie es
immer war. Warum sollte es auch anders sein. Mir gefällt einfach
der Formenschatz dieser Höhlen. Er ist so anders, als der
gewohnte aus dem Karst, rauher, schmuckloser.
1990
Literatur:
Lindenmayr, Franz, Die Altenschneeberger Granitspalte, DER
SCHLAZ 58 - Juni 1989, S. 12f.
Links:
Landschaft und Höhlen in Ostbayern nördlich der Donau
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