Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Prinzenhöhle im Kyffhäuser


Im Mai 2016, anläßlich der Jahrestagung der deutschen Höhlen- und Karstforscher in Rübeland, nahm ich mir einmal die Zeit, die Prinzenhöhle am Südrand des Kyffhäusers zu besuchen. Mit dem Programm MAPS.ME auf meinem neu erworbenen Smartphone wollte ich sie finden, war sie doch dort aufgeführt. Sie liegt in der Nähe der Straße von Rottleben nach Bad Frankenhausen, 1 km östlich der Barbarossahöhle. Der Punkt, wo man sein Fahrzeug zurücklassen muß, ist leicht erkennbar. Die Straße macht einmal einen 90-Grad-Knick und dort finden sich auch wenige Parkplätze. Wenige Meter Richtung Frankenhausen, dann zweigt nordwärts ein breiter Pfad ab, dem man folgen muß. Ein Hinweisschild auf die Höhle wird man vergebens suchen, man muß schon wissen oder wenigstens ahnen, wo sie liegt. Den Eingang sieht man erst, wenn man unmittelbar davor steht. 

Ich dachte mir, daß es da schon einen deutlichen Pfad geben würde, was aber eher nicht der Fall ist. So stieg ich ins Tälchen immer weiter nach oben und erst im obersten Teil zweigte ein schmales, aber wohl viel benütztes Weglein ab. Es führte wieder bis ganz nach vorne und da waren auch schon Stimmen hörbar. Eine Familie machte gleichzeitig mit mir dorthin einen Ausflug und die Großmutter und die Eltern waren draußen geblieben. Opa und die Enkel waren in die Höhle vorgedrungen. 

Die Prinzenhöhle ist heute eine richtgige Kinderhöhle, da sie leicht befahrbar ist und doch einiges bietet, was Kinderherzen hochschlagern läßt. Nie muß man sich bücken, Stufen erleichtern heute den Abstieg, an den Wänden glitzert und funkelt es, und genügend Steine zum Mitnehmen liegen auch herum. Ein paar Kinder scheinen zu viel schon von prähistorischer Kunst gehört zu haben. Ein Dutzend Kinderhände ist mit Farbe an der Wand "verzeitigt", von verewigt kann da nicht die Rede sein, zusammen mit ihren Namen. Die beiden Kinder, auf die ich in der Höhle traf, fanden das ganz faszinierend. Sie steckten ihre Finger in die Abdrücke und wunderten sich, daß sich da Farbe danach dran befand. Das erinnerte mich an André Bretons Handeln in der Pech-Merle-Höhle vor vielen Jahren! Ganz "natürlich" erschien ihnen auch, möglichst viele Steine aus der Höhle mitzunehmen. Auf meinen Einwurf, daß man das besser nicht machen sollte, weil dann hinterher nichts mehr in der Höhle sei, stutzten sie etwas und ließen es dann teilweise sein. Aber die Nächsten werden sich wieder ähnlich verhalten und so ist die permanente Vergrößerung des Hohlraums wegen seiner Anziehungskraft auf Menschen auch weiterhin gegeben.

Überhaupt Vergrößerung. Sehe ich mir den Plan von Stolberg aus dem Jahre 1926 an, dann ist sie heute kaum mehr darauf erkennbar. Eine menschliche Figur ist da als Größenmaßstab eingezeichnet, die gerade noch nicht an die Decke mit dem Kopf stößt. Geht man da heute hinein, dann ist des dreimal soweit nach oben bis zur Decke. Im Text heißt es: "Die Galerie ist nur 1,5 Meter hoch und gestattet erst an ihrem unteren Ende das Aufrechtstehen." Da  müssen ja viele Kubikmeter Gestein aus der ehemaligen Klufthöhle geholt worden sein, die dann später wieder mit "spätigem Gips zumineralisiert" worden ist. Bergmännisch wurde die Höhle zu einer Art Keller erweitert, die Höhlensohle wurde eingeebnet, Stufen in den Boden gegraben und gehackt und Vorrichtungen für eine Tür eingebracht.

Erwähnenswert ist natürlich auch die Geschichte mit der geplanten und gescheiterten Entführung des fünfjährigen Fürstensohns Sizzo durch den Frankenhäuser Arzt Dr. Weiß und Kumpanen, die ihn in der Höhle verstecken wollten. Das Komplott flog auf, ein Schwurgericht verurteilte die Entführer zu 3 Jahren Zuchthaus. Vorher hieß die Höhle "Bärenloch" oder "Bärenhöhle", danach "Prinzenhöhle". Der Vater des jungen Prinzen ließ an der "Rottlebener Dreiangel" zur Erinnerung an den Vorfall einen 2 m hohen Gedenkstein aus Kyffhäusersandstein aufstellen.

     
     

Literatur:

Behm-Blancke, Günter Höhlen-Heiligtümer-Kannibalen, Leipzig 1958
Stolberg, Friedrich Die Höhlen des Harzes. Band I, Magdeburg 1926, als Repring: Abhdl. zur Karst- und Höhlenkunde, Reihe F, Heft 6, München 1978

Links:

http://www.karstwanderweg.de/kyff/kwk024.htm

http://www.kyffnet.de/Geologie/Karsterscheinungen/Hohlen/Prinzenhohle/prinzenhohle.html 

Landschaft und Höhlen am Kyffhäuser


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