Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen am Kyffhäuser
Streng genommen gehört der Kyffhäuser gar nicht mehr zum Harz, sondern ist diesem südöstlich vorgelagert. Der Mittelgebirgszug ist 19 km lang, bis zu 7 km breit, und der höchste Punkt, der Kulpenberg, erreicht 473 m, mit einem Fernsehturm. Auf dem nahen Kyffhäuserburgberg hat man am Ende des 19. Jahrhunderts zu Ehren des damals schon verstorbenen Kaisers Wilhelm I das Kyffhäuserdenkmal errichtet bei den Ruinen der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen - oben das Reiterstandbild des Kaisers, unten der in einer Art Grotte hockende Barbarossa.
Er besteht aus dem steileren Grundgebirge im Norden, das in der Kreidezeit und dem Tertiär hervorgehoben wurde, und der Abdachung aus Zechstein im Süden. Diese ist stark verkarstet und zeigt alle typischen ober- und unterirdischen Erscheinungsformen solcher Landschaftstypen wie Höhlen, Erdfälle und Trockenrasenflächen. Ein großes geschlossenes Waldgebiet mit Eichen- und Buchenwäldern von 60 km² Größe bedeckt einen Großteil des Berges.
Die bedeutendste Höhle für die Öffentlichkeit ist die Barbarossahöhle.Sie ist eines der beliebtesten Ausflugsziele dieser Region und lohnt jeden Besuch. Eine räumlich noch viel ausgedehntere Höhle ist die Numburghöhle am Stausee von Kelbra. Die großen Entdeckungen passierten hier in den Jahren 1988/89, nachdem sie schon früher beim Kupferschieferbergbau angefahren worden war. Heute ist sie nur noch von erfahrenen Höhlentauchern zugänglich. Danach gibt es eine ganze Reihe weiterer kleinerer Höhlen, die auf den Wanderkarten eingetragen sind und von vielen Naturfreunden aufgesucht werden. Viel Wirbel haben einmal die Höhlen am Kosackenberg aufgewirbelt, wo einige Wissenschaftler Beweise dafür gefunden zu haben glaubten, daß dort Kannibalen am Werke gewesen seien.
In dem Roman "Das Erlkönig-Manöver" von Robert Löhr kommt im Kapitel der "Kyffhäuser" vor. Der Plot: 1805 versuchen Goethe, Schiller, Achim von Arnim, Bettine Brentano, Kleist und Humboldt, eine illustre Kunstgruppe, der wahren König von Frankreich aus dem von Franzosen besetzte Mainz zu befreien. Ihr Gegner: Napoleon. Verfolgt von den Franzosen öffnet sich rettend ein schmaler Spalt im Fels, der Zugang zu Felsräumen im Gips gewährt. "...die Höhle öffnete sich zu beiden Seiten, und die Decke lag deutlich höher, wie der Saal eines unterirdischen Schlosses. Lappen von Gips hingen auch hier über ihren Köpfen..." (S. 289). Man findet nicht mehr hinaus, alles scheint verloren zu sein - und dann die Rettung durch Bettine..."
Literatur:
Behm-Blancke, Günter | Höhlen Heiligtümer Kannibalen - Archäologische Forschungen im Kyffhäuser, Brockhaus-Verlag, Leipzig 1958 |
Löhr, Robert | Das Erlkönig-Manöver, Piper, München 2007 |
Pleticha, Heinrich, Müller, Wolfgang | Höhlen, Wunder, Heiligtümer, Flechsig, Würzburg 2000 |
Links:
http://www.naturpark-kyffhaeuser.de/
http://www.region-suedharz-kyffhaeuser.de/
http://www.kyffnet.de/index.html
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