Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der Volkmarskeller im Harz


4231/Rü-19 ist die Katasternummer dieser kleinen Höhle in der Nähe des Eggeröder Brunnens im Harz. Die Urkunden erwähnen bereits eine Besiedelung der Höhle durch einen Einsiedler namens Volkmar im Jahre 950, so daß wir es sich hier um die älteste schriftlich erwähnte Höhle des Harzes handelt. Seine Anhänger, die Volkmarsbrüder, taten sich später mit den Zistersziensern zusammen, die sich 1098 vom Benediktinerorder abgespalten hatten.

Diese Zisterszienser waren es, die im 12. Jahrhundert genau über der Höhle ein kleines Kloster erbauten, das sie nach ihrem Schutzheiligen "Michaelstein" nannten. In diese Zeit fällt auch die Umgestaltung der Höhle zu einer Höhlenkirche. Sehr bemerkenswert ist, daß sie durch einen begehbaren Deckenspalt direkt eine Verbindung zwischen Kloster und Höhle bestand. Heute ist ein Eisengitter darüber angebracht, daß kein Unfall passieren kann. Hatte es damit eine "kultische Bewandtnis"? War hier vielleicht Platz für eine Art Durchschlupfbrauch? Lange war dieses Kloster nicht in Gebrauch. 1167 wurde es an den Harzrand, in das Eingangstal zum Klostergrund verlegt.

1884-87 wurde die Höhle von Baurat Brinkmann ausgegraben. Die Höhle war inzwischen schon so wieder aufgefüllt, daß sie nur noch kriechend begangen werden konnte. An den Wänden fand sich noch alter Mörtelputz und vor einem gemauerten Altarsockel fand man die Skelette von 3 Erwachsenen und 3 Kindern. Am Südeingang erinnern noch 2 eingehauene Weihekreuze und eine in den Felsen gehauene Nische an die einstige sakrale Funktion.

1927 wurde die Höhle von Stolberg vermessen und 1933 von W. Biese beschrieben. 1973 entdeckten dann Tschorn und Förster einen neuen Seitenteil.

Lange Zeit hindurch wurde die Höhle von den organisierten Höhlenforschern in der Nachkriegszeit für ihre Veranstaltungen genutzt. Man machte dort seine Weihnachtsfeiern, sang, deklamierte Texte, ein guter räumlicher Rahmen für solche Aktivitäten ist das.

Als wir Anfang März 2006 mal der Höhle einen Besuch abstatteten, fanden wir eine Menge unsere Aufmerksamkeit erregenden Eisformen vor, auch farbige. Im Zentralteil ist eine Feuerstelle, die anscheinend immr wieder benutzt wird. Bretter zum Draufsitzen sind auch da. Noch etwas fanden wir: einen toten Fuchs, der im kleinen Nebenportal des Südeingangs lag.

Die Höhle zu finden ist ganz leicht, weil sie überall ausgeschildert ist und in der Nähe des Eingangs eine große Erläuterungstafel mit allen historischen und geologischen Details steht. Ein schöner kleiner Ausflug.

Die Harzer Landschaft beim Eggeröder Brunnen, 2006
Auf dem Weg zur Höhle
Unterwegs: ein alter Wasserstollen
Die Höhleneingänge
Der obere Höhleneingang im alten Klostergelände
 
Winterliche Eispracht
 
   

 

Literatur:

Tschorn, Johannes Der Volkmarskeller, Der Höhlenforscher 2-1978, S. 21ff.

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