Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Herbstlabyrinth

- der Schauhöhlenteil des Herbst-/Adventshöhlensystems


Man kennt genau den Termin, an dem der erste Einstieg in dieses große Höhlensystem gelang, den 11. Dezember 1993. Damals war einer kleinen Gruppe von Höhlenforschern der Speläologischen Arbeitsgruppe Hessen (SAH) am Rande des großen Steinbruchs zwischen Erdbach und Breitscheid eine schmale Erdspalte aufgefallen. Ein paar Steine wurden weggeräumt und ein erster Vorstoß in bis dahin unbekannte Höhlenräume wurde möglich. Am 28. Mai 1994 wurde eine weitere Spalte in der Nähe erweitert und der Eingang in das Herbstlabyrinth war gefunden. Schon ein Jahr später hatte man eine Verbindung zwischen den beiden Höhlen gefunden. Jahr für Jahr wurde die Forschung fortgesetzt und immer neue Überraschungen erlebten die fleißigen Forscher. Eine große Gefahr bestand, der Steinbruchbetrieb. 1999 wurde die inzwischen berühmt gewordene Höhle zum Naturdenkmal erklärt. Man hatte Räume und Gänge gefunden, die von einer Größe und Schönheit waren, die wirklich "outstanding" waren.

Schließlich wurde eine Entscheidung getroffen. Ein bedeutender kleiner Teil der Höhle, die Knöpfchenhalle, sollte für die Öffentlichkeit erschlossen werden und zur Schauhöhle ausgebaut werden. Größte Mühe gab man sich, damit der menschliche Eingriff in die weitgehend bis dahin unberührt gebliebenen Räume gering blieb. Ein schräger Stollen wurde in die Tiefe getrieben und stieß am tatsächlich vorausberechneten Ort auf den natürlichen Hohlraum (ein anderes Bauprojekt zum gleichen Zweck mit wenigen genauen Daten wäre tatsächlich in der Decke der Haller herausgekommen). Das Baupersonal sollte möglichst aus Höhlenforschern bestehen, die sich für den Erhalt der Höhle engagierten. Zentral war die Einrichtung der Beleuchtungsanlage, die ausschließlich mit LED-Lampen ausgeführt wurde. Man führt nur an Wochenenden, so daß die Auswirkung der Beleuchtung auf die unterirdische Umgebung, stark reduziert ist.  Der Besucher geht nur auf künstlich errichteten Plattformen durch den einzigen erschlossenen Raum. Unter den Plattformen sind Planen gespannt, die zum Auffangen des Unrats, den die Besucher zurücklassen, z.B. war auch schon ein Schnuller darunter, dienen und die regelmäßig entleert werden. Am 9. Mai 2009 wurde die Schauhöhle eröffnet.

Die Anzahl der Besucher ist stark reduziert. Je einstündiger Führung können jeweils nur max. 15 Personen mitkommen und jeweils 3 Führungen gibt es höchstens pro Tag. Wer dabei sein will, der muß sich über das Internet anmelden und bekommt seinen Termin zugeteilt (Anfang Dezember 2013 ist es offenbar so, daß alle Führungen schon bis April 1914 ausgebucht waren!) Ein kleiner Lichtblick ist, daß die Führungen ganzjährig stattfinden, also auch im Winterhalbjahr. Fledermäuse wurden bislang nicht in den Räumen gesichtet, so daß dieses Argument für die Winterverschlüsse und -betretungsverbote, hinfällig ist. Organisatorisch kümmert sich der Verein Zeitsprünge um den Schauhöhlenbetrieb, wobei der unter Einsatz von 24 besonders geschulten Höhlenführern betrieben wird.

Für 2014 steht eine bedeutsame Änderung an. An der Oberfläche soll beim Eingang für einen Millionenbetrag ein Haus errichtet werden, in dem alle notwendigen Funktionen untergebracht werden können.

 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 

 

Literatur:

Dorsten, Ingo, Hülsmann, Thomas Das Herbstlabyrinth-Adventhöhlensystem, STALACTITE 58, 1, 2008, S. 3ff.
Dorsten, Ingo, Hüser, Anette, Hülsmann, Thomas Neue Forschungsergebnisse aus dem Herbstlabyrinth-Adventhöhlensystem, Jahresbericht der Höhlenforschergruppe Rhein-Main 2003-2005, S. 159ff.
Dorsten, Ingo Neue Wege beim Ausbau einer Schauhöhle, Der Fränkische Höhlenspiegel 56 - Oktober 2009, S. 42ff.

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