Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle


Schaubergwerk Morassina, Thüringen


An der Nordostflanke des Thüringischen Schiefergebirges liegt bei Schmiedefeld das Bergwerk Morassina. Es hat seinen Namen von Johann Leonhard Morassi, der anfangs des 18. Jahrhunderts die Eigentumsrechts an dem damaligen Alaunschieferbergwerk erwarb und seine Grube Morassina nannte. Die Arbeit wurde meist in der Winterszeit von Menschen vollbracht, die sich im Sommer mit der Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienten. Das aus dem Berg mit sog. "Hunden", kleinen Wägelchen auf Schienen, herausgeholte Gesteinsmaterial wurde draußen ausgelaugt und zu Alaun, Eisen- und Kupfervitriol, Schwefelsäure und Farberden weiterverarbeitet. 
Alexander von Humboldt besuchte am 11. Juli 1792 die Grube und konnte sofort eine wesentliche Verbesserung der Abbautechnik bewirken: die Strebtechnnik. Dadurch wurde eine wesentlich wirtschaftliche Art und Weise des Vortriebs möglich, in dem man viel Holz einsparte, das bislang verwendet worden war.
Mitte des 19. Jahrhunderts machte die chemische Industrie große Fortschritte und konnte die Produkte aus dem Berg außerhalb viel kostengünstiger herstellen. In der Folge wurde der ganze Bergbau eingestellt, den es dort von 1683 bis 1860 gegeben hatte. Erst 1951 kam man bei Aufschlussarbeiten der WISMUT wieder in die lange Zeit ganz verschlossen gewesenen Stollen hinein. Eine Wunderwelt in den vielfältigsten Farben und Formen hatte sich inzwischen dort gebildet. 1990 wurde mit den Ausbau- und Erschließungsmaßnahmen für ein Schaubergwerk begonnen und 1993 wurde es eröffnet. Im Jahr darauf richtete man einen Heilstollen ein, um es Menschen zu ermöglichen, "die gesunde Höhlenluft" zu inhalieren. Es gibt offenbar genug Leute, die mitmachen und so hat man eine weitere Erwerbsquelle. 
Man ist nicht müßig und nutzt die ganze Palette der Möglichkeiten, die man hat, wenn man unterirdische Hohlräume kommerziell einsetzt: Veranstaltungen und Konzerte bieten auch andere an, aber "Heiraten in der "Stahlblauen Grotte", Grottensänger aus Berlin, Grottenadvent und Halloween, Sonderführungen ohne Licht, wobei man sich auf seinen Tastsinn verlassen muß, oder bei einer Sonderführung auf den Spuren von Alexander von Humboldt wandelt, eine "Sondertour über 3 Sohlen, inklusive Abseilen in einen weitestgehend unerschlossenen Grubenbereich", "Wichtelführungen mit Schatzsuche, Taschenlampenführungen, Malen mit Morassina-Erdfarben" und den Genuß des nach "uralten Rezepturen des Bergmanns-Kräuterlikörs "Schweinstreiber", dem sich jeder Besuch hingeben kann nach der Schauhöhlenführung. 

Ich war einmal im Juni 2022 dort und der Parkplatz war voll. Der "....." rollt offenbar. Früher benutzte man hier ein Wort mit R am Anfang, aber noch dem Überfall auf die Ukraine durch das große Nachbarland ist das nicht mehr zeitgemäß.

Literatur:

Roehling, H.G. Schaubergwerk Morassina - technisches Denkmal des Alaunschieferbergbaus sowie der Kupfer- und Eisenvitriolgewinnung, Nachrichten Deutsche Geologische Gesellschaft Bd. 60, Hannover 1997
Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie Thüringen Untertage, 2005

Links 

https://www.morassina.de/

https://www.thueringen.info/morassina-grotte.html

http://www.zeno.org/Lueger-1904/A/Alaunschiefer

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