Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Heimensteinhöhle, Mittlere Schwäbische Alb


In der Beschreibung der "Heimensteinhöhle" von Gustav Schwab aus dem Jahre 1823 heißt es: "Es öffnet sich nämlich hier, am südlichen Abhang des Felsen, eine schmale Höhle in demselben, die ihn nach Südosten durchschneidet, etwa 60 Schritte lang und innen eng, aber wohlgeformt, lichtlos, durch herabhängende und auf dem Boden bunt hingeworfne Steinmassen unterbrochen, bald von dreifacher Mannshöhe, bald so niedrig, dass man nur gebückt durchkriechen kann." Die Höhle gehört zu den ziemlich bekannten der Schwäbischen Alb, gibt es doch eine überall angeführte Sage um sie und eine bildliche Darstellung von ihr aus der Zeit vor 1837, die gerne in vielen Publikationen wiedergegeben wird, und stammt von Louis Mayer. Man sieht eine Gruppe von drei Männern, die sich in Gehrock, Zylinder und Boxerkappe durch die Höhle bewegen, eine zweite Gruppe schürt gerade ein stark rauchendes Feuer im Eingang. Durch das grau-weiße Höhlenportal ist der Blick frei auf die andere Talseite, wo die Burg Reißenstein zu sehen ist. Zwei Fledermäuse sind wohl aufgeschreckt worden und sind deutlich in der Luft zu sehen.

Anthropospeläologisch hat die Höhle noch viel mehr zu bieten. Sehr bekannt ist die Sage vom Riesen Heim, der dort seine Wohnung hätte. Er hätte über einem ungeheuren Schatz dort Wache zu halten und warte auf das Erlösungswort. Das klingt schon sehr nach Eichendorff, aber hat jemals jemand es herausgefunden? "Schläft ein Lied in allen Dingen.." 
Als Zufluchtsort habe die Höhle immer wieder gedient, kein Wunder, angesichts der versteckten Lage. Im Dreissigjährigen Kriege seien die Leute dorthin geflohen, auch 1796 während des Revolutionskrieges und vor den "siegreichen Franzosen". 

Geht man selber einmal in die Höhle, so sieht man schnell, daß da nur in Anlehnung an die Natur gemalt und gezeichnet worden ist, keine naturgetreue Wiedergabe beabsichtigt war. Nimmt man die Größe der Figuren als Maßstab für die Höhlenraumgröße, so müßte es sich hier um eine gewaltige Höhle handeln, ähnlich etwa der Eingangsregion der Eisriesenwelt. Dem ist aber nicht so, alles ist viel kleiner und putziger. Außerdem ist heute auch kein freier Ausblick nach draußen das halbe Jahr durch möglich, da ein Eisengitter den Weg nach draußen versperrt und den Blick verdirbt. 

Je nach Blickwinkel sieht man in der Höhle mal das "eingetragene Naturdenkmal" oder das auch das "verzweigte und zum Teil doppelgeschossig angelegte Gangsystem" mit 115 m Länge. 

Ein Besuch lohnt sich. Ganz Mutige nehmen nicht einmal eine Lampe mit, weil es auch ohne eigenes Licht möglich ist, durchzukommen. Aber ein wenig geschickt sollte man schon sein, um nicht plötzlich auszurutschen und runterzufallen. Knochenbrüche und ähnliches sind schließlich immer möglich. Und wer sich nicht beugen mag, der kann auch seinen Schädel beschädigen!

 

   
     
Gouache von Louis Mayer - Blick aus dem Heimenstein hinüber zum Reußenstein

Literatur:

Binder, Hans, Jantschke, Herbert Höhlenführer Schwäbische Alb, DRW, Leinfelden-Echterdingen, 7. Auflage, 2003
Bronner, Gerhard Neubearbeitung der Heimensteinhöhle, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 12, 3-8, Stuttgart 1977
Freien Deutschen Hochstifts / Frankfurter Goethemuseum und des Goethe-Museums Düsseldorf / Anton- und Katharina-Kippenberg-Stiftung, Katalog im Auftrag des  Reise ins unterirdische Italien, INFO VERLAG, Karlsruhe 2002
Groschopf, Dr. Paul (Schriftleiter) Vom Wasser und von den Höhlen der mittleren Schwäbischen Alb (östlicher Teil), Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde des Verbands der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. München 1963
Lindenmayr, Franz Höhlensagen aus Deutschland, in: Rosendahl, Wilfried, Krause, Elmar-Björn, Herausgeber, Im Reich der Dunkelheit, Edition Archaea, Gelsenkirchen/Schwelm 1996, S. 134ff.
Schwab, Gustav Die Neckarseite der Schwäbischen Alb, Neudruck, Tübingen 1960
Winter, Ulrich Höhlen in Bergspornen, Laichinger Höhlenfreund 31 - Laichingen 1996, S. 53-58

Links:

http://www.neidlingen.de/portal/index.php

Landschaft und Höhlen der Mittleren Schwäbischen Alb


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