Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Linkenboldshöhle, Schwäbische Alb


Ich glaube, es war 1966, als wir drei.......... dort schon mal gewesen waren. Wir waren die einzigen. Mit dem kleinen FIAT von Sigi Tange konnten wir fast bis zum Eingang fahren. Kein Mensch war da. Wir schauten mal kurz in die offene Höhle mit unseren Lampen, aber der Besuch dauerte nicht lange. "Ein enges Dreckloch", so war, zusammengefaßt, unser Kommentar. Da brauchten wir nicht mehr wieder hinzufahren.

Bob Dylan hat die einzigartigen Zeilen "The times are changing" in einen seiner Songs gesetzt. Das stimmt auch hier. Nichts bleibt. Alles ändert sich. Und wenn wir noch so viele Grabsteine auf die letzten Flecken dieser Erde setzen, unter der wir liegen (oder werden, oder ins mal ablagern, wenn uns die Schwerkraft wieder eingeholt hat).

Schon der Name dieser Höhle ist ein Couplet schöner Sprachspiele.......

Am Vatertag 2005, dem 5. Mai 2005, war ich zusammen mit "Höhlenfreund" (sieht SZ) Willi Adelung, selber Vater, wieder einmal auf der Schwäbischen Alb unterwegs. Wir hatten unsere "schwere" Aufgabe schon hinter uns, insgesamt 6 Kinder hatten wir in die Welt mindestens zur Hälfte gesetzt, nicht ohne die Mütter natürlich, aber die feiern an einem anderen Tag. Vielleicht konnten wir deshalb "feiern", denn die potentiellen Väter und Mütter verweigern sich im Augenblick, 2005, in einem nicht unmaßgeblichen Rahmen. Die "Sicherheit" ist wohl im Moment der entscheidende Punkt, aber wann war, bitte, die Zukunft gewiß?

First things first. Willi und ich sind jedenfalls am 5.5.2005, einem Himmelfahrtsdonnerstag, in die Linkenboldshöhle gegangen, haben uns gefreut, daß wir das auch mal sehen konnten, und haben hinterher ein Tannenzäpfchen und eine Rote Wurst (gegrillt) genossen. Mit dem Alter steigt das Gewicht der "Inneren Werte" (ich weiß um die Problematik der Recht?schreibung!).

L'éntrée
Karst & Küche

Man weiß ziemlich genau, das Jahr der Erstbefahrung dieser Höhle, nämlich 1761. Damals stieg der Oberamtmann von Balingen und ein Onstmettinger Bürger in den Schacht ein, der schon lange bekannt war. So mancher vermutete wohl, daß sie nie mehr zurückkehren würden. Vielleicht eine nach Schwefel stinkende Rauchwolke wurde erwartet, weil der Teufel sich über seine unerwartete frühe Beute freute. Die Beiden kamen aber wieder wohlbehalten aus dem Felsloch zurück und erzählten begeistert von der Schönheit unter der Erde. Viele folgten nach, was aber der Höhle nicht gut tat. Der Tropfsteinschmuck litt schon sehr darunter, einmal, in dem er sich mit dem Ruß der Fackeln und Kerzen allmählich verfärbte, aber auch weil wohl so alles, was entfernbar war in der Höhle inzwischen auch schon abgeschlagen ist. Wofür man nicht alles diese Steine verwendete! Unser Führer erzählte davon, daß sie in der Waagenindustrie, die früher in der Gegend blühte, manche dieser Tropfsteine als Gegengewicht für den Bau der Waagen verwendet wurden!

Mit dem Bau einer Eisenbahnlinie von Stuttgart her in diese Gegend stieg das Interesse an der Höhle, weil man sich davon eine Belebung des Tourismus versprach. Ein Stollen wurde gebaut, damit den Leuten der Abstieg in den Schacht erspart blieb. Die große Hoffnung wurde enttäuscht. Dazu war nun die Höhle wirklich nicht spektakulär genug, um auch gegen die örtliche Konkurrenz, etwa der Nebelhöhle, bestehen zu können. Irgendwann gab man auf. Die Höhle stand dann völlig offen und sie verkam immer mehr.

Dann erklärte sich der Schwäbische Albverein bereit, sich zu engagieren. Inzwischen ist sie zweimal im Jahr geöffnet. Es wird ein Bierzelt aufgestellt und es gibt gute Verkostung. Der Besuch der Höhle kostet nichts, aber Spenden sind willkommen. Man könnte auch zu anderen Zeiten in die Höhle, aber man muß anmelden. So ist ein guter Kompromiß gefunden zwischen den unterschiedlichsten Interessen.

Am Ende der Höhle hat man 2005 eine kleine Erweiterung vorgenommen, so daß die Besucher ganz zum Schluß noch ein Highlight zu Gesicht bekommen: der Blick ist nun möglich auf ein Kristallbecken mit wunderbarem Sinter. Eine Plexiglasscheibe ist davor angebracht, damit nicht jeder mit den Fingern nach dieser Schönheit greift. Wie lange das gut gehen wird?

Noch heute kann es vorkommen, daß Eltern im Ringen um die Oberhand mit ihren Kindern sagen, wenn sie das und das nicht tun würden, dann käme der Linkenbold zu ihnen! Das ist so eine Art schwäbischer Krampus, der in der Höhle wohnen soll. Wenn die Kinder noch dran glauben, dann verstärkts das Durchsetzungsinstrumentarium von Mutter und Vater.

 

Literatur:

Arbeitskreis Kasten e.V Die Linkenboldshöhle bei Onstmettingen, So war es in Onstmettingen, Heft 12, 1994

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