Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Grotte de Soustelle, Gard, F

- auf der Spur der toten Sau


Was passiert, wenn zwei Gesteine, die vollkommen voneinander verschieden sind, aufeinander treffen? Im Süden Frankreichs kann man dieses Phänomen des öfteren genau studieren. Wo das Wasser erst über Granit, Schiefer und ähnliche nicht verkarstungsfähige Gesteine erst geflossen sind, da versickern sie umgehend in den Untergrund, sobald sie auf Kalkstein treffen. Es bilden sich große Systeme, die nun unterirdisch das Regenwasser zu den Quellen bringen. Einem großen Schweizer Käse gleicht oft die Oberfläche, und auch im Innern der Erde sieht es oft entsprechend hohl aus.


In der Nähe von Alès im Departement Gard wurde im Jahre 2000 wurde eine Höhle wieder für den Besuch von Menschen geöffnet, nachdem sie viele Jahre hindurch durch "die Schweine" dadurch gehindert wurden. Der Bauer und damit der Besitzer des Eingangs jedenfalls benutzte seine Schweinezucht direkt im Eingangsbereich der Höhle lange Jahre hindurch als Argument, niemanden hinein zu lassen. Das hat sich jetzt geändert. Durch die geduldige Überzeugungsarbeit eines französischen Höhlenforschers, Jean-Louis Galera, ist es jetzt wieder möglich dort hinein zu kommen. Die Höhle wurde nicht als Schauhöhle erschlossen, sondern dient für "safari souterrains", für geführte Höhlentouren, insbesondere für Kinder- und Jugendgruppen. Auf französisch heißt so eine Nutzung "grotte école".

Die Höhle war schon lange bekannt und wurde schon früh genutzt, was nicht erstaunlich ist. Sie liegt im Talgrund des Galeizon. Die älteste Inschrift in den Sinter gekratzt stammt immerhin schon aus dem Jahre 1709. Dann ist da ein Taubenmotiv wahrscheinlich aus der Zeit der Französischen Revolution, und weitere Inschriften aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Zwei riesige eiserne Radreifen wurden in die Höhle gebracht und liegen nun da herum, ein Seitenzweig wurde einmal zur Produktion von Käse ausgebaut. Sehr beliebt war es, Tropfsteine abzuschlagen und nach draußen mitzuschleppen. Entsprechend beschädigt sind auch die Eingangsteile der Höhle, aber es ist soviel an Sinter da, daß sie noch immer einen guten Eindruck macht.

Recht bequem geht es immer nach unten. Wo es notwendig ist, sind heute Seile angebracht, kleine Trittstifte helfen dort, wo die Natur nichts Brauchbares vorgesehen hatte. Wir bewegen uns durch eine alte Ponorhöhle, die heute zeitweise auch noch etwas aktiv wird. Dann füllen sich die paar vorhandenen Sinterbecken mit Wasser und spiegeln die Deckenpartien an ihren Oberflächen.

Jean-Louis nimmt Kinder ab 5 Jahre mit, was ganz schön mutig ist, aber bislang ist noch nichts passiert. Die Kinder bekommen ein Sitzgeschirr und eine Longe mit Karabiner und können sich an allen etwas riskanteren Stellen sichern. Das ist ganz gut so, denn an manchen Stellen sind richtig Abbrüche und Schächte zu queren. Unterwegs gibt es dann etwas ganz Außergewöhnliches zu sehen. Im "Schweinegang" fätt auf, daß überall Brocken Scheiße herumliegen und der Höhlenlehm massiv zerkratzt wurde. Der Grund dafür liegt vielleicht 50 m weiter und noch einige Meter tiefer in einem anderen Gang. Ein Schwein. Ein Schwein des Bauern war einfach verschwunden, wurde eifrigst wieder gesucht, aber nirgends gefunden. Es hatte sich auf einem noch heute nicht genau rekonstruierbaren Weg in die Höhle verlaufen und kam nicht mehr heraus. In seiner Not mußte es wohl den Höhlenlehm fressen, verirrte sich immer tiefer und verreckte am Ende. Heute sind nur noch seine Knochen übrig. Ein trauriges Ende.

Irgendwann erreicht man ein paar richtige Engstellen. Es geht nun bäuchlings ein paar Meter geradeaus, dann erweitern sich die Räume wieder und man kommt in richtige Hallen mit recht sehenswerten Tropfsteinen. Ständig war Jean-Louis sehr besorgt darum, daß man ja keine Beschädigungen verursachte, in Engstellen wurden wir aufgefordert, das Karbidlicht auszumachen und mit Elektrolicht nur noch vorwärts zu gehen, und an einigen Stellen holte er seine Bürste heraus und putzte die verschmutzten Stellen mit dem mitgebrachten Wasser so lange, bis sie möglichst wieder wie neu aussahen. Auf diese Weise gewinnt die Höhle Tour um Tour wieder an Qualität.

Seinen gründlichen Bemühungen um die Höhle ist es auch danken, daß nun ein genauer Plan existiert, der mehr als 2,5 km Höhlengänge inzwishen aufweist. Und es ist noch nicht zu Ende. Da gibt es durchaus noch Ecken, die Forschungsansätze bieten, bewetterte sogar.

Ein Vergleich:

Ein Vergleich - Pixelkamera und 6x6 Yashica

Auskunft und Reservierung:

Die Kratzspuren des
Schweins
Jean-Louis bei der Reinigung
der Höhle mit der Bürste

Links:

Streifzüge durch die Höhlen Südfrankreichs


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