Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
La Roque-Saint-Christophe, Vezèretal, F
Im Tal der Vézère in der Dordogne befindet sich zwischen Les Eyzies-de-Tayac und Montignac eine der klassischen Wohnstätten von Menschen in Felsen. Gerne wird dafür das Wort "Höhlenwohnungen" benutzt, aber das paßt eigentlich nicht nicht. Denn "Höhlen" sind das nicht, eher Felsdächer oder Abris. Kurz gesagt sind die meistens breiter als tief. Man hat zwar ein Felsdach über dem Kopf, aber tiefer hinein ins Gestein geht es nicht. Diese Formen wurden von den vorbeifließenden Flüssen ausgewaschen, als sie an dem härteren Gestein vorbeiflossen, mal mit mehr Wasser, mal mit weniger. Es gibt diese Nischen- und Terassenbildungen auch in mehreren Höhenlagen, weil sich die Flüsse im Laufe der Zeit immer weiter nach unten "einsägen" in die Landschaftsoberfläche.
Beim Roque-Saint-Christophe sind es 5 lange ausgewaschene Hochterrassen, die seit den Tagen der Steinzeit bis in die Zeit der Religionskriege benutzt wurden. Danach wurde die Anlage zerstört und verfiel - bis heute der Ort für den Tourismus wiederentdeckt ist und floriert.
Ein Besuch lohnt sich sehr, denn man bekommt einen selten
umfangreichen Eindruck, was alles passiert, "when men and mountain
meet", besonders zu Wohnzwecken. Man muß sich aller Eindringlinge
erwehren, was z.B. alleine schon durch die Lage ausgewiesen ist. Bevor man für
die Besucher über einen Tunnel eine Felsnase durchbohrt hat, war diese vorher
einfach massivst abwehrend. Wer auf die Hauptterrasse kommen wollte, der mußte
sich entweder von oben her abseilen oder von unten her mit Leitern oder Stangen
hochkraxeln, ein Unternehmen, bei dem die momentanen Bewohner der Terrasse
sicherlich echte Kampfvorteile hatten. Man mußte möglichst autark sein, damit
man Belagerungen aushielt. Woher man das Wasser bezog, das weiß ich nicht, aber
man hatte sicherlich Zisternen, die hoffentlich ausreichend groß waren. Man
hatte Ställe für die Tiere, wo man sie halten konnte, hatte man sie
geschlachtet, dann gab es ein "sechoir", wo das Fleisch getrocknet
wurde, man hatte eine Schmiedewerkstatt, eine Kirche für den Seelentrost, auch
eine Mauernische, wo man die Wertsachen aufbewahrte, den trésor. Spektakulär
sind die Aufzugmaschinen, die dazu dienten, Lebensnotwendiges einfach in die
Höhe des Lebensraums zu bekommen.
Für das Publikum ist nur ein kleiner Teil der Gesamtanlage erschlossen, aber
der ist schon sehr sehenswert. Man hat immer einen Prachtblick auf das
Vézèretal mit dem sich dahinschlängenden Fluß und den kleinen Örtchen im
Tale. Fährt man später weiter, dann kommt man am Fuße der gesamten Anlage,
die sich in der 900 m langen und 80 hohen Felswand befindet vorbei und bekommt
einen weiteren kleinen Einblick in den Gesamtkomplex.
2018
Im Empfangsgebäude |
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Le Séchoir | ||
> Trésor | ||
> Das Gefängnis | ||
Richtig spannend finde ich die Anmerkungen von Besuchern auf tripadvisor: "Just a bit boring"...."Poor walking access when inside. I know it is part of the experience, but how can we be expected to read the booklet & walk round (without getting a broken leg)." Was fällt diesen klassischen Touristen denn noch alles ein, wenn sie unterwegs sind! Das Beste wäre, sie würden zuhause in ihren 4 Wänden bleiben. Dann könnten sie sich dort langweilen und in Ruhe und in Sicherheit ihre Texte lesen!
Literatur
Rewerski, Jacek | L'Art des Troglogytes, Arthaud, Paris 1999 |
Saletta, Patrick | Sanctuaires souterrains, Editions Alternatives, Paris 1994 |
Saletta, Patrick | Voyage dans la France des Troglodytes, sides 1992 |
Links:
https://www.roque-st-christophe.com
Entlang der Vézère zwischen Montignac bis La Madeleine, Dordogne, F
Landschaft und Höhlen an der Dordogne, F
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