Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Grotte/Riparo di Romito, Kalabrien, I


Für € 2,60 darf man (2004) diesen großen Felsüberhang mt einer kleinen anschließenden Höhle im Nordwesten Kalabriens besuchen. Als wir, Willi und Doris Adelung, und ich, Anfang Juni 2004 von der Hauptstraße bei dem Straßenschild, das auf die Höhle hinwies abbogen, da waren wir äußerst unsicher, ob da überhaupt geöffnet war. Die einstigen Hinweise auf die Öffnungszeiten waren nämlich überklebt und nichts wies mehr darauf hin. Außerdem schien hier die Welt zu Ende. Nichts rührte sich irgendwo, ein schmales Sträßlein führte immer weiter bergab, vorbei an einem "Artigianato", also dem Haus eines Handwerkers, am Ende dann noch ein kleines Restaurant und ein kleiner Parkplatz, auf dem zwei Autos standen. Ein Hoffnung keimte, und sie wurde erfüllt. Tatsächlich hatte das Besucherzentrum offen, saßen eine junge Frau und ein junger Mann drinnen, die uns freundlich begrüßten, wir trugen uns ins Besucherbuch ein, schauten uns die Exponate im Höhlenmuseum an, und wurde schließlich von dem jungen Mann durchs Gelände begleitet.

 

Da Gebiet oderhalb des Felsüberhangs
Der Felsübergang
 
Der Fels mit den Felsbildern
Ritzungen auf dem Fels

- fast parellele Striche

bedeuten die was?

Ein Felsdachgrab für zwei Menschen

- starben die auch gemeinsam?

eine weitere Grabstelle
Das berühmte Felsbild
Eine Höhlengrabungsstelle

- von oben gesehen

Ein kleiner Höhlengang schließt sich an
den Felsüberhang an
Ein Fundstück aus der Höhle

im Höhlenmuseum

Ein Blick Richtung Ausgang in der Höhle


Auf das Jahr 1961 wird die Wiederentdeckung der Höhle datiert und Agostino Miglio, der damalige Direktor des Heimatmuseums als Entdecker genannt. Er hatte Hinweise von zwei Personen bekommen, Gianni Grisolia und Rocco Oliva aus dem Nachbarort. 7 Jahre lang wurde die Höhle dann ausgegraben von Paolo Graziosi von der Universität Florenz. Weitere Grabungskampagnen schlossen sind an und sind auch heute noch nicht beendet.

In ihr hat man bedeutende Aufschlüsse über die Tier- und Pflanzenwelt der ausgehenden Altsteinzeit bekommen und vor allem viele Fundstücke aus dem Alltagsleben, dem künstlerischen Schaffen und den Bestattungsriten über einen langen Zeitraum hinweg ausgegraben.

Berühmt wurde der 34 m lange Felsüberhang und der daran anschließenden 25 m langen Höhle besonders durch den Fund von Felsritzzeichnungen. Besonders die beiden Urrinder auf einem Felsblock sind berührend. Sie waren lange Zeit im Erdboden begraben und sind erst wieder durch die Ausgrabungen zu Tage gekommen. Daher rührt wohl auch ihr guter Zustand. An wie vielen anderen Stellen dieser Erde gab es nicht auch mal solche Darstellungen? Es halt einfach die Bilder aus dem Innern der Höhlen heute noch erhalten, der Bildschatz aus dem Eingangsbereich ist kaum mehr da, obwohl es ihn sicherlich auch gegeben hat. Das Bild vom "Höhlenmenschen" ist auch da etwas zurechtzurücken.

An mehreren Stellen hat man Gräber gefunden, einzelne junge Männer, aber auch zwei Paare, junge Menschen aus unserer Sicht. In einem Grab lagen ein junger Mann und eine junge Frau, 15-20 Jahre alt, im anderen zwei Menschen im Alter von etwa 30 Jahren. Die waren zwischen 1,46 und 1,55 groß, während bei den ersteren der Mann 1,40m und die Frau 85 Zentimeter nur groß war. Grabbeigaben hat man noch gefunden, das große Hornbruchstück eines Rindes, eine Feuersteinklinge, bearbeitete Feuersteine als Rand zum die Toten.

Es gab verschiedenen Perioden, in denen sich die Menschen besonders deutlich mit der Höhle beschäftigt haben. Die jüngste war wohl um 1000 nach Chr., als Eremiten dort ihr Domizil aufgeschlagen hatten. Mönche aus dem nahen Kloster Sant'Elia sollen dort gelebt haben, woher ich auch der heutige Name der Höhle herleitet, von "romito" (ital. eremita). Heute wissen wir es - wo diese Eremiten gegangen sind, da war im Untergrund längst ein Friedhof, wo ein paar Menschen aus zurückliegenden Jahrtausenden ihre "letzte Ruhestätte" hatten. Mit der "Ruhe" ist es inzwischen vorbei.

Was der Besucher heute sieht, das sind Nachbildungen. Die wirklichen Knochen liegen heute im Regionalmuseum in Reggio di Calabria und anderswo. Werden wir wirklich dadurch "klüger", daß wir "mehr" von der Lebensweise dieser Menschen "wissen"? "Wissen" wir wirklich mehr? Haben die "besser" oder "schlechter" als wir gelebt? Wer war näher am "Paradies"?

 


Literatur:

Larocca, Felice Grotte della Calabria

Links:

Landschaft und Höhlen in Kalabrien

http://www.esperia.it/attrazioni/grottaromito.htm

http://www.svago.com/turismo/astrosud1.php

http://www.showcaves.com/english/it/showcaves/Romito.html


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