Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen in den Cinque Terre, Ligurien, I


Inzwischen sind die "Cinque Terre" wirklich kein Geheimtip mehr, aber das waren sie mal, und das ist noch gar nicht solange her. Ein Schweizer Touristikunternehmen hatte da wohl in den 70er Jahren die Nase vorne. Inzwischen ist die Kunde weitest verbreitet. Nicht nur die Touristen aus ganz Europa streben da heute hin, sondern sogar aus Amerika und Asien gibt es regelmäßig ein starkes Kontingent, das da hinstrebt!

Noch immer haben heutige Menschen sich offenbar in ihrem Inneren noch ein kleines Quäntchen Naturverbundenheit bewahrt, das uns noch immer diese herrlichen Orte aufsuchen läßt. Das echte "Glück" liegt ja wirklich nicht in den aufgeputzten Shoppingmalls oder den "Erlebniscentern" für Neuautokäufer. Das Erlebnis eines Sonnenuntergangs oder auch ein aufleuchtender Tautropfen, die Stille über dem Mittelmeer oder das Heranplätschern einer Wasserwelle - überall ist das Potential für "höchstens Glück" da - vollkommen unabhängig vom Monatseinkommen, vom Grundbesitz oder der Stellung in irgendeiner "Hierarchie".

Im Schottland habe ich vor vielen Jahren mal ein großes Schild am Straßenrand gesehen, das wir überall aufstellen sollten:

"STOP LOOK and LISTEN"

Das ist es. Daß man da noch ergänzen müßte

TOUCH SMELL TASTE

, das muß ich für einen verständigen Zeitgenossen nicht hinzufügen. Für die anderen ist das hier passiert.

Die Cinque Terre, ein kleines Stück Steilküste am Meer, meistens als der Abschnitt zwischen Monterosso und Riomaggiore definiert. Es liegen insgesamt 5 Orte am Weg, die durch Wanderwege miteinander verbunden sind. Heute ist viel von dem besonderen Reiz verloren gegangen, weil sie alle inzwischen mit dem Auto erreichbar sind, was früher nicht der Fall war. Entweder man kam mit dem Boot oder kam zu Fuß nur auf schmalen, oft steilen Pfaden hin. Außerdem sind die Orte mit Bahnhöfen versehen. Die Eisenbahnverbindung Genua-La Spezia führt direkt daran vorbei und verläuft die meiste Zeit in Tunnels.

Riomaggiore
Auf der Via dell'Amore
 
Manarola
Eine "Focaccia al Formaggio"
Corniglia
In Corniglia
Auf dem Weg zwischen Corniglia
und Vernazza
 
Vernazza
Am Hafen in Vernazza
 
Eine künstliche Quellgrotte auf dem
Höhenweg nach Monterosso
Auf dem "8b"-Weg
 
In Monterosso
Die Bahnstation

Heute ist das alles in eine durchorganisierte Struktur eingebunden, die das zum Nationalpark erklärte Gebiet erschließt. Man kauft eine Karte für gut 10 Euro und kann einen Tag lang alles ansonsten kostenlos benützen: die Wanderwege, den Zug, Busse, Aufzüge usw.. Müßig zu erwähnen, daß es auch 3-Tage und Wochenkarten gibt.

Von der Berühmtheit des Markenzeichens "Cinque Terre" wollen heute auch andere profitieren und dehnen so den Küstenabschnitt im Extrem auf die ganze Küste zwischen Genua und La Spezia aus - eine Wanderung, die in 9 Tagen vollendet werden könnte. Da sind ja auch starke Landschaftsabschnitte dabei, besonders bei Portofino und Portovenere.

Portofino

Gemaltes Bild einer Brandungshöhle
Im Hafen von Portovenere
 
San Pietro in Portovenere
Eine Kunstwerk

- "Mutter Natur"

genau über der Grotta Byron


Die Palmaria-Insel

Für den Höhlenforscher ist die Gegend weniger interessant, obwohl man nicht sagen kann, daß es gar nichts dort für ihn zu finden gäbe. Ein Blick auf die Kompaßwanderkarte der Cinque Terre zeigt das gleich. Bei La Spezia gibt es wieder kleinere Kalkvorkommen und sofort treten Höhlen auf. Kein Reiseführer vergißt die Grotta Byron in Portovenere zu erwähnen. Mit der Namensgebung für diese geräumige Brandungshöhle wollte man an den berühmten englischen Dichter erinnern. In Vernazza, dem bilderbuchmäßigsten Ort der Cinque Terre gibt es ebenfalls eine ansehnliche Durchgangshöhle, die direkt am Weg zum Hafen liegt. Sie wurde wohl früher von den Fischern benutzt, um durch sie vom Meer zu einem sicheren Platz für die Boote zu kommen.

Brandungshöhle bei Manarola

Anfang November 2005 hatte ich die Gelegenheit, in einer "bescheidenen Hütte" unterzukommen, etwas außerhalb der Tourismusschwerpunkte. Dort ist noch der Charme des Gebiets ganz hautnah fühlbar, samt einer selten gewordenen Stille. Das Meer ist schon zu weit weg, um das Rauschen noch zu hören, die Vögel in den Olivenbäumen unterhielten sich und damit auch uns.

 
Abends beim Malen

Literatur:

Hennig, Christopf Italienische Riviera - Ligurien, Köln 1998
Societa Speleologico Italiana, a cura di Bixio, Roberto le nostre grotte - guida speleologica ligure, sagep editrice, Genova 1987

Links:


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]