Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Höhlen von Montesordo bei Finale Ligure, Li, I


Ohne eine gute Karte Höhlen irgendwo zu suchen, das ist oft eine Erfahrung, die man besser nicht machen muß. Aber wenn man halt keine hat, dann muß man sich darauf einlassen, und aus einem Spaziergang wird dann schnell ein kleines Abenteuer.

So ging es uns, Alfred Schlagbauer und mir, als wir Ende Oktober 2003 mal nördlich von Finale Ligure versuchten, die Höhle Arma Pollera zu finden. Am Montesordo sollte sie sein, bloß wo war der Berg mit diesem Namen? Wir hatten zwar den Guida Speleo Ligure (da war auch eine Karte drin, allein sie betraf nur die unmittelbare Umgebung der Höhle. Alles außen herum fehlte da und so suchten wir uns erstmal stundenlang durch die Gegend und machten uns vertraut mit den Umständen) und die Beschreibung aus dem Gobettibuch dabei, aber irgendwie paßte alles nicht so richtig zusammen. Perti und die romanische Kirche waren noch leicht zu finden, aber dann sperrte ein Schild den Weg für Anrainer. Die beschriebene fünftürmige Loretokirche war auch eindeutig auszumachen, aber dann? Irgendwie erschien es hoffnungslos, wir drehten nach langem Fußmarsch wieder um, passierten wieder die modernen Höhlenbewohner aus dem Landkreis Traunstein, die es sich in einer Halbhöhle am Wegesrand gemütlich gemacht hatten, und beschlossen am Ende doch, mangels Alternativen, noch ein bißchen weiter der öden langen Straße zu folgen. Da kam dann tatsächlich eine Wandertafel, ein vager Hinweis auf die Höhle ohne genaue Ortsangabe. Wir bogen nun von der Fahrstraße ab und folgten einem ausgetretenen Wanderweg. Der verzweigte sich an einer Stelle wieder, lauter Schilder zu uns völlig unbekannten Stellen mit Namen, die wir noch nie gelesen hatten, nur keines zur "Arma Pollera". Was tun? "Lo Speccio" stand auf einem Schild. Vielleicht wars das? Wir folgten dem Weg steil aufwärts bis zur überhängenden Felswand. Unterwegs waren wir an einer mit einer einfachen Steinmauer zugebauten Felsnische vorbei gekommen. Mehr Speläologisches gabs da nicht. Wieder die Frage, was tun? Irgendwie folgten wir Trampelpfaden, die dem Fuß der Felswand entlangführten. Auf einmal: ein großer Höhleneingang mit einer Steinmauer drinnen. Ein großer Gang führte in den Berg. Eine Halle ohne Fortsetzung, lauter Höhlentiere. Wir hatten durch Zufall die Arma do Principa gefunden. Wir folgten weiter der Felswand - und da war noch eine Höhle. Eine 25 war an den Eingang gepinselt, die Katasternummer. So war es leicht, festzustellen, daß es sich um die Arma do Rian handeln mußte. Sie liegt in 265 m Seehöhe und ist 100 m lang. Da muß einiges noch hinter dem engen Loch sein, das normalerweise das baldige Ende der Befahrung bildet.

So machten wir weiter und bald stießen wir auf einen breiten Trampelpfad. Irgend jemand hatte sogar Stufen in den Fels geschlagen, damit man ganz bequem nach oben steigen konnte. Jetzt war die Höhle nicht mehr zu verfehlen. Jenseits einer Felsschwelle ging es hinunter in das breite Steinmaul der Arma Pollera. Links ist eine schöne Naturbrücke, durch die man auf die Felsen davor steigen kann. Ein herrlicher Blick auf die ligurischen Berge ist von dort möglich. Irgend jemand hatte seinen hellblauen ausklappbaren Campingtisch mit Sitzplätzen zurückgelassen. Ein Fremdkörper in diesem nachmittags von der Sonne sehr reizvoll ausgeleuchteten kleinen Naturparadies. Der Boden ist zerwühlt von früheren Grabungen und fällt nach rechts steil ab. Der Führer empfiehlt einen 40 m-Strick für den Abstieg über den rutschigen steilen Felshang, der in die Tiefe führt. Insgesamt ist die Höhle 540 m lang und 64 m tief.

Beim Abstieg klärte sich alles. Wir nahmen an einer Abzweigung einen anderen Weg und kamen nun tatsächlich an einer roten Kirche vorbei, erreichten die Straße zur Casa di Pianmarino, einen geräumigen Parkplatz, der Ausgangspunkt zu sicherlich sehr schönen Wanderungen in diesem aussichtsreichen Gebiet sein könnte, vorbei an Weinbergen und durch Olivenhaine.

Ist der linke oder der rechte Berg der Montesordo?

Ein Gedenkstein aus Sinter für 2 an dieser Stelle von den Deutschen gegen Ende des 2. Weltkriegs standrechtlich erschossene junge Italiener

Die "Wohnhöhle"

Die Fatimakirche

Kleine abgemauerte Höhle am Weg  
Arma do Principa
Höhlentiere
Kratzspuren an der Wand

- von Fledermäusen?

Spinnennetz im Gegenlicht

 
Arma do Rian
Arma Pollera
  Der eigene Schatten auf dem Höhlenboden
   
Im Eingangsbereich
 
Beim Abstieg
 


Literatur:

Gobetti, Andrea

L'Italia in Grotta, GREMESE EDITORE, Rom 1991
Societa Speleologico Italiana, a cura di Bixio, Roberto le nostre grotte - guida speleologica ligure, sagep editrice, Genova 1987

Links:

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