Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

La bauma di san romolo, Li, I


Wer von San Remo an der Ligurischen Küste der Straße hinauf nach San Romolo an den Hängen des Monte Bignone fährt, der passiert diese bedeutende Höhlenkultstätte, ohne daß ihm auch nur das geringste auffallen wird. Da steht unmittelbar an der Straße ein kleines, wieder frisch renoviertes Kirchlein, das keinerlei auffallende Unterschiede zu irgend einer anderen auf den ersten Blick aufweist.

Wir waren an einem Sonntag, dem 26. Oktober 2003, mal da, und alles machte genau diesen Eindruck. Wir kamen von Mulini di Triora im Norden an die kleine Straßenkreuzung vor der Kirche. Links ein Wegweiser nach San Remo, rechts wiesen Schilder auf die Ortsmitte. Sonst nichts. Im Ortskern ein großer Parkplatz, einige alte Kastanienbäume, ein geöffnetes Restaurant, darüber eine vereinsamte Kirche mit Blick hinunter bis zum Meer. Enttäuscht stieg ich wieder den Hang auf Stufen hinunter. Ein Kirchendach war da unterhalb von mir zu sehen, das direkt bis an den Felsen reichte. Ob es hier war? Tatsächlich war die Kirche direkt an den Felsen gebaut, bündig. Einfach eine gelb-weiß gestrichene Kirche. Die Tür war abgeschlossen. Nirgends ein Hinweis. Alles zu. Kein guter Platz heute für Kontemplation und Andacht. Ständig fahren hektisch Autos an einem vorbei und machen einem den Straßenraum streitig.

Dabei ist das eine mindestens schon 1000 Jahre bestehende Höhlenkultstätte. Man muß wohl schon am 13. Oktober hier sein, am Festtag des heiligen Romolo, dem Namenspatron. Übrigens auch der Namensgeber von San Remo, dessen Namen sich von ihm ableitet.

Es gibt verschiedene Legenden um diesen Ort. Um 640 soll sie der Zufluchtsort für den Heiligen, der auch einmal Bischof von Genua war, gewesen sein auf der Flucht vor Rotari, dem Langobardenkönig, der damals die gesamte ligurische Küste in seine Hang gebracht haben soll. Andere sehen ihn sich vor den Sarazenen sich zurückziehend in der Zeit zwischen dem 8ten und dem Ende des 10ten Jahrhundert. Einige Erzählungen berichten davon, daß San Romolus dort auch begraben gewesen sei, was dem Ort dann eine ganz besondere Würde im Glauben der Bevölkerung verlieh. Zwischen dem Ende des 9ten und und dem Anfang des 10ten Jahrhunderts seien die Gebeine feierlich nach Genua überführt worden. Sie hatten aber keine richtige Ruhe. Im Juli 1656 wurde in einer großen Prozession ein Teil davon zurückgebracht. Man war in höchster Not gerade, die Pest wütete.

Es gibt viele Aufzeichnungen über das Schicksal dieses Ortes, die das ganze Auf und Ab der kultischen Entwicklung dokumentieren. Mal wird eine Kirche errichtet und viel besucht, mal verfällt wieder alles. Mal gibt es da ein franziskanisches Kloster, dann geht das an Streitereien wieder ein. Ein Küster wird angestellt, dem auch ein eigenes Haus errichtet wird, dann hat wieder keiner mehr Interesse daran. Besonders in Notzeiten besinnen sich die Menschen auf diesen, heute würde man wohl sagen "Kraftort". Mal ist es die Pest, mal eine Invasion der Genueser, mal die Revolution von 1753. Statuen werden gestiftet, Verse geschmiedet:

"Hic oro supplex: caelesti incensus amore
Sublevor: et corpus sustinct aura levis.

Mente Deum cerno, spiritus per aethera currit
Dulcis amor Jesus cor animanque beat.

Hoc antrum fit caelum; Virgo scendit Olimpo
Angelico cantu personat omne nemus." (Rossi, 1867).

Am 13. Oktober mal wiederkommen....

Blick übers Dach hinunter auf San Remo Kirche und Fels sind eins geworden

 


Literatur:

ohne Verfasserangabe la bauma di san romolo: canità-santuario del sanremasco, bollettino 18 cai imperiese, S. 49ff.
Bonzano, Claudio, Calandri, Gilberto degli aspetti religiosi nelle grotte della liguria occidentale, bollettino 22-1984, p. 17ff.

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