Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen am Capo Caccia, Sardinien, I


Eingang Grotta Neptuno 1967 / 1990


Das Capo Caccia ist das ausgedehnteste und bedeutendste Höhlengebiet der Provinz Sassari. Es bildet den Westrand des Golfs von Porto Conte und besteht aus Kalkgesteinen der Jura- und Kreidezeit. Bis zu 170 m über dem Meeresspiegel führen die meist lotrecht abfallenden Felswände hinauf.


Das Gestein ist voller Löcher und Höhlen. Die Gruppo Speleologico Sassarese hat 1994 eine vorläufige Übersicht der Höhle des Capo Caccia veröffentlicht und kommt dabei auf 33 Objekte, die sich oberhalb des Wasserspiegels befinden. Vermutlich sind inzwischen weitere hinzugekommen. Und die Welt der Unterwasserhöhlen, die sicherlich auch sehr bedeutend dort ist, ist in dieser Zahl noch nicht mal dabei.

Die nachweislich am längsten dem Menschen schon bekannte Höhle dort ist die Grotta Verde. Mit ihrem schon von weitem sichtbaren, unregelmäßig gestalteten und um die 40 m weiten Eingangsraum war sie schon von weitem sichtbar. Bsi in die Zeit um 4000 v. Chr. reichen die Spuren des Menschen in der Höhle zurück, die sogar erst mit einer Unterwassergrabung erreichbar waren.

Auf der anderen Bergseite liegt die bekannteste Höhle, die Grotta Neptuno. Ursprünglich war sie nur vom Meer her mit einem Boot erreichbar. Das war aber kein Hindernis für viele, selber einmal dort hinein zu gehen. Sie ist die älteste und am meisten besuchte Schauhöhle Sardiniens.


1967 / 1990


Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts gibt es Berichte über die Höhle. Ihr heutiger Name wurde erstmals von Don Andrea Massala in einer Arbeit über die Höhle verwendet. Aus dem Jahre 1824 stammt die erste Lithographie der Höhle von Capitano A. Miles. Der erste Plan der Höhle entstand im Jahre 1827. Der Vizeadmiral der britischen Flotte W. H. Smyth zeichnete ihn.

Heute gibt es noch einen zweiten Weg, um in die Höhle zu gelangen, die "Escala del Cabirol", die vom Parkplatz oben am Berg durch die senkrechte Wand hinunter führt zur Höhle in 2 m Meereshöhe.

Die Höhle besteht aus großen Hallen mit Seen am Grund, Gängen und vielen Nebengängen. Nach der Entdeckung des "Paperinik", eines hochgelegenen fossilen Gangsystems hat die Höhle heute eine Gesamtganglänge von 2770 Metern. Berühmt sind vor allem die Tropfsteine und Excentriques, von denen die allerschönsten nur wenige je zu Gesicht bekommen, weil tief in der Höhle gelegen, nur richtigen Höhlenforschern zugänglich sind.

Auf der anderen Seite des Parkplatzes am Berg kann man auf einem Steiglein Richtung Grotta Verde absteigen. Man sieht dann den Rieseneingang. Der Weg in die Höhle wird allerdings durch ein Gitter verwehrt, das gelegentlich aufgebrochen ist und durch dessen Gitterstäbe sind schlanke Personen dann zwängen können. Ein 120 m langer, großräumiger Gang, in dem sehr große Sintersäulen stehen, führt schnell die 90 m vom Eingang bis zum Meeresspiegel hinab. Unter Wasser sind inzwischen weitere 75 m erkundet worden bei einer zusätzlichen Tiefe von - 38m. Einige Seitenteile gibt es auch so daß heute 470 m Gesamtganglänge bekannt sind.

Eine ganz besondere Sache am Capo Caccia ist es, sich den Höhlen auf Meeresniveau mit dem Boot zu nähern. Das haben wir mal 1990 gemacht. Leo Mayer hatte seine Ausrüstung dabei und wir unternahmen mal eine Exkursion dorthin. Wie die Höhle heißt, die wir besucht haben, das weiß ich nicht, vielleicht war es die "Grotta di Cala Cocuzza". Es war jedenfalls spannend dorthin zu kommen. Das Boot fuhr so nahe als möglich an den Felsen. Dann galt es einen guten Moment zu erwischen und schnell hinüber auf den Felsen zu springen. Eine breite Öffnung nahm mich auf. Ein ansteigender Gang nahm mich auf. Auf einmal merkte ich, daß ich nicht alleine war. Aus dem Dunkel vor mir glotzten mich mehrere Lichter entgegen, in die langsam Leben kam. Ich erschrak schon ein wenig. Als sich die zu bewegen anfingen. Der Schreck dauerte nicht lange, aber blieb mir in Erinnerung. Es waren ein paar Seevögel, die sich zum Ruhen in den Höhlenraum zurückgezogen hatten und die sicherlich nur ganz selten "Besuch" bekommen. Mein Kommen schreckte sie auf und sie flogen zum Portal Richtung Meer hinaus. Leider führte der kurze Gang nicht weiter in den Berg. Da war nichts mehr zu holen. Ich mußte zurück ins Boot, anders käme von hier nicht mehr weg. Bedingt durch den Wellengang war es gar nicht so einfach, dort wieder hinein zu kommen. Aber irgendwann packt ich mir ein Herz und sprang und landete tatsächlich dort wieder gut. Leo fuhr noch ein wenig weiter Richtung dem vorderen Rand des Capo Caccia. Schaut man die Wände hoch, so ist immer wieder ein schwarzes Loch darin zu erblicken. Bloß wie reinkommen? Der Seegang war inzwischen schon sehr bewegt geworden, so daß es immer rauher und ungemütlicher wurde. Noch mal das Boot verlassen, an die Wand springen, sich irgendwo einzukrallen und zu einem besonders verlockenden Portal hochzukraxeln - lockend wäre das schon gewesen, aber auch ein wenig verrückt und lebensgefährlich.

Literatur:

Forti, Paolo, Mulas, Salvatore La Grotta del Nettuno, Speleologia 41-1999, p 69ff.
Mucedda, Mauro Note preliminari sulle grotte di Capo Caccia e di Punta Giglio nel territorio di Alghero, Bollettino del Gruppo Speleologico Sassarese, n. 15, 1994, p 9ff.
Balducchi, A., Ligasacchi, A., Sommaruga, C. Le Grotte del Capo Caccia (Alghero), VI KA 1954, p 129ff
Oppes, Antonietta Qualcosa sui lavori a Capo Caccia e alla Grotta di Nettuno, Bollettino del Gruppo Speleologico Sassarese, n. 8, 1984, p 28ff.
Mucedda, Mauro Note descrittive sulla Grotta di Nettuno (Alghero), Bollettino del Gruppo Speleologico Sassarese, n. 9, 1985, p 6ff.
Mucedda, Mauro La Grotta dei Ricami a Capo Caccia, Bollettino del Gruppo Speleologico Sassarese, n. 9, 1985, p 30ff.
Mucedda, Mauro La Grotta Verde di Capa Caccia, Bollettino del Gruppo Speleologico Sassarese, n. 11, 1988, p 19ff.
Mayer, Leo Höhlentauchen auf Sardinien, DER SCHLAZ 47, Oktober 1985, S. 26ff.
Montanaro, Luca Papernik, un nuovo ramo alla Grotta di Nettuno, Bollettino del Gruppo Speleologico Sassarese, n. 15, 1994, p 47ff.
Mucedda, Mauro, Pala, Giovanni La Grotta di Nettuno, La Celere Editore, Alghero 1990

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