Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Nuraghen, Gigantengräber, Brunnenschächte und Feenhäuser auf Sardinien

Santa Vittoria Barumini


Auf Sardinien sind noch viele Zeugen der reichen Geschichte erhalten geblieben. Dominant ist eine Erscheinung, die Nuraghen. Es soll rund 7.000 davon geben, mehr oder weniger gut erhalten. Galt ihr Ursprung vor einigen Jahrzehnten noch als rätselhaft, so heißt es heute, daß sie einfach Verteidungsanlagen waren, in die sich die Menschen in Gefahrensituationen zurückziehen konnten.

Ein Beispiel und eines der wichtigsten (sieht man daran, daß es zum "Weltkulturerbe" auserwählt worden ist): "Su Nuraxi", was übersetzt "der Nuraghe" heißt, steht in der Nähe von Barumini. Aus der Mitte des 2. Jahrtausends vor Christi stammt der älteste Teil der Anlage, die dann offenbar über lange Zeit (Jahrtausende) bewohnt gewesen ist. 200 Hütten schmiegen sich um den großen Turm, der heute noch 15 m hoch ist. In Innern der Nuraghe kann man in engen Gängen herumsteigen, die an Höhlengänge erinnern, obwohl sie aus behauenen Steinen gebildet wurden. Wie vor 4000 Jahren solche Arbeiten noch verrichtet werden konnten, ohne unsere ganze Hochtechnologie - das war schon eine Meisterleistung.

Auf dem Basaltplateau Sa Giara in der Nähe von Serri findet sich ein herrliches Bespiel für ein "Brunnenheiligtum", eines von rund 70, die inzwischen auf Sardinien bekannt geworden sind. Die Lage ist traumhaft. Auch heute noch und besonders dann deutlich zu spüren, wenn keiner sonst da ist. Inzwischen ist der Ort in einen "Nuraghenweg" einbezogen, natürlich gesponsort durch Gelder der EU. Sonst würde so etwas nie gemacht werden, denn "wirtschaftlich" ist so etwas nie.

"Domus de janas", auf deutsch, Feenhäuser heißen die Felskammern, die an vielen Stellen der Insel in den Fels geschlagen worden sind.


Julia Lindenmayr in einem "Feenhaus"

Und an mehreren Stellen der Insel gibt es sogenannte "Gigantengräber". Coddu Vecchiu ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, die einen schlupfförmigen Eingang haben. Dahinter kommt eine lange Felskammer, die früher mit einem Erdhügel bedeckt war.

All diese Baustrukturen drängen sich in die Erde oder imitiieren sie. Auch die Naturhöhlen hat man für kultische Zwecke benutzt, die Grotta Pirosi bei Santadi z.B.als Begräbnisplatz, im Eingangsraum der Bue Marino wurde Felsritzzeichnungen angebracht... Das spricht alles für eine enge Verbundenheit mit Boden, der einen trug.

 

Literatur:

Pauli, Rainer Sardinien - Geschichte, Kultur, Landschaft, DuMont Kunst-Reiseführer, Köln 7. Auflage 1990

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