Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen am Gardasee und Umgebung, I
- zwischen dem Veneto und dem Trentin


Monte Baldo

Paganella

Im Sarcatal


"...es hat gegeben, was unserem Leben am meisten fehlt: einen italienischen Hauch, etwas von der Grazie des Südens." Fontane, Auf dem Flachdach oder Mir gegenüber


Der Gardasee ist der größte See Italiens und damit auch der größte See der Oberitalienischen Seen. Mit seinen 370 km² Seefläche ist er um ein Drittel kleiner als der Bodensee. Er liegt auf 65 m über dem Meeresspiegel, sein tiefster Punkt reicht bis - 346 m und damit fast 300 darunter. Drei Regionen Italiens teilen Provinzen die Verwaltung, Trentino im Norden, Veneto im Osten und Lombardei im Westen.

Im Süden liegt bereits die Poebene, im Norden erreichen die Berge eine Höhe von mehr als 2.000 Metern. Den Hauptzufluß bildet der Fluß Sarca, der bei Torbole den See erreicht.

In Riva
     
  Malcesine
     
Bei Crero
   
     
Bei Torbole
 
   
     
  Oberhalb von Riva
     
Am Ledrosee
     
Oberhalb von Pregasina Richtung Limone

 

Von Pregasina Richtung Riva

     
Bei den großen Gletscherstrudeltöpfen
oberhalb Torboles
     
Monte Bondone
 
 
 

 


Höhlen:

Wer im Internet einmal nachschaut, was es da alles zum Thema "grotte" und "Gardasee" schon steht, der wird zuerst einmal auf eine falsche Fährte geführt. Die "Grotten des Catull" in Sirmione sind da dominieren die ersten Plätze und doch sind das gar keine richtigen Höhlen oder Grotten, sondern es handelt sich hier um die Ruinen eines Palastes aus der Römerzeit. Dann folgen Hinweise auf eine "Höhle" in der Varoneschlucht bei Riva. Dort hat man eine tiefe Schlucht durch seitliche Stollen erschlossen, um einen spektakulären Wasserfall zu erreichen. Auch das paßt eher nicht zum Thema.

Es gibt schon ein paar richtige unterirdische Objekte, aber die sind eher unauffällig im Gebiet verstreut. Relativ einfach läßt sich noch die Bus del Diaol im Sarcatal zwischen Arco und Pietramurata ausmachen. Sie liegt im Westhang des Monte Stivo in etwa 225 m Seehöhe. Direkt an der kleinen Fahrstraße, die heute oft auch von den Radfahrern benutzt wird, steht ein Hinweisschild auf die Höhle. Man geht entlang des Zauns, der das Schotterwerk und den Lagerplatz dort umgibt, geht es langsam bergan. Dann markiert noch einmal ein Schild die Abzweigung nach oben. Steil geht es durch den Wald, dann das Trockenbachbett hinan. Bei extremen Regenfällen soll die Höhle aktiv werden und es soll sich ein Sturzbach hier ergießen. Die letzten Meter bis zum Höhleneingang, der in einer Felswand liegt, geht es an einem fixen Seil (2010) nach oben. Dann ist das Portal von etwa 5 m Durchmesser nicht mehr zu übersehen. Die vielen Kritzeleien am Eingang sprechen dafür, daß die Höhle oft besucht wird. Laut Höhlenbeschreibung ist der erste Abstieg hinab zum Höhlenboden "arrampicabile", also frei kletterbar, aber wir haben im Mai 2010 auf einen Versuch lieber verzichtet. Ein kurzer Strick würde die Rückkehrwahrscheinlichkeit sehr erhöhen.
Die Gesamtganglänge beträgt fast 800 m und soll aus einem geräumigen horizontalen Gang bestehen. Verschiedene Stellen können unter bestimmten ungünstigen Wetterbedingungen sich schließen und einen Siphon bilden. Der dritte Siphon ist in der Regel verschlossen mit Sand und man muß ihn erst aufgraben, ehe es weitergeht bis zum endgültigen Ende, einem Siphon mit Wasser. Dort mußten die Taucher nach kurzer Zeit auch schon umkehren.

Bus del Diaol
 
 

Die tiefste Höhle der Provinz Trentino liegt am Fuße der Paganella, dem Hausberg von Trient. Man zweigt von der Straße Richtung Riva nach wenigen Kilometern erst Richtung Terlago ab und folgt dann den Wegweisern Richtung den "laghi di Lamar". Beim letzten See, der wunderbar eingebettet zwischen Fels und Wald liegt, hört der Fahrweg auf. Die Pizzeria "Tre Faggi" markiert den Umkehrpunkt. Am rechten Seerand geht ein Trampelpfad entlang, der zeigt, daß der Abisso di Lamar wohl regelmäßig Besuch erhält. Bei einer steilen Rinne zweigt man nach rechts ab. Den Höhleneingang selber sieht man erst, wenn man unmittelbar davor steht. Im Mai 2010 hing von oben ein mehrfach zwischenbefestigtes Seil herab, das willkommene Hilfestellung bot, damit der steile und rutschige Aufstieg nicht nur an windigen Wurzeln und dünnen Baumstämmchen hing. Wer da ausrutscht, der kann sich leicht nur ein paar Knöchelchen brechen, wenn es gut geht. Am Eingang ist eine Gedenktafel an den Entdecker der Höhle, Mario Merla, angebracht. Auf allen Vieren geht es in den Berg, dann wird es gleich ein wenig höher, aber der erste Abstieg wartet schon. 8 Meter geht es hinunter, dann schließen noch zwei weitere jeweils 5 m tiefe Schächte an, bis man endlich der 150 m tiefe "Pozzo Trieste" erreicht ist. 1,2 km ist die gesamte Höhle heute lang und auf 440 m Tiefe erkundet.

 
   
 
 
 
   

Über das Massiv des Monte Baldo mit seinen Höhlen gibt es eine eigene Webseite.

Wir dürfen sicher sein, daß die Höhlen, die uns Menschen bislang bekannt sind, nur einen kleinen Teil ausmachen, von dem, was tatsächlich existiert. Wenn es keinen Höhleneingang gibt, dann ist uns der Zugang ins Berginnere einfach verschlossen. Inzwischen begnügen sich die Menschen aber nicht mehr einfach mit dieser Tatsache, sondern sie ändern dauernd etwas an diesem Zustand. So sprengt man heute immer mehr Tunnel und andere Hohlräume in die Berge und entdeckt dabei, daß so mancher Berg, der von außen massiv aussieht, im Innern hohl wie ein Zahn ist.
Ein Beispiel dafür aus dem Gardaseegebiet: im Jahre 1947 wurde der Monte Ranzo durchbohrt, um einen Stollen für das Wasser des Sees von Molveno zu schaffen, das man im Kraftwerk von San Massenza hinterher nutzte. Dabei stieß man auf vorher unbekannte natürliche Hohlräume, die aber nie richtig erforscht wurden. Erst 1981 begannen Höhlenforscher aus Arco wirklich damit und entdeckten so das System der "grotta Gaggi", das heute mehrere Kilometer Länge hat. Von solchen Höhlen gibt es sicherlich noch mehr.


Literatur:

Bauregger, Heinrich Gardaseeberge, Rother Wanderführer, Bergverlag Rother, München 2000
Ceradini, Andrea, Tosadori, Gabriele Sul Monte Baldo piccole grotte crescono, Speleologia 76, 2017 8-9
Ceradini, A. (2002) Grotte dei Lessini e del Baldo, West Press, Verona
Ceradini, A. (2008) La speleologia sul M. Baldo e le campagne recenti del GASV. Atti Baldospeleo - Novezzina, 2008
Ceradini, Andrea, De Angelis, Andrea La risorgenza di San Zeno, in: SPELEOLOGIA 59-2009, S. 24ff.
Filosi, Elena Rainer Maria Rilke ad Arco, MAG Edizioni 2010
Fontane, Theodor Auf dem Flachdach oder Mir gegenüber, in: Theodor Fontane, Die Kunst des Erzählens, HANSER; München 2019
Fritz, Florian Gardasee - Wanderführer mit 35 Tourn, Michael Müller Verlag MM-Wandern, Erlangen, 3. Auflage 2018
Gobetti, Andrea L'Italia in Grotta, Gremese Editore, Roma 1991
Ischia, Nicola, Zambotto, Paolo, Zambotto, Mauro Note sul Carsismo Profondo nella Zona di Patone (Valle del Sarca, Trentino Meridionale), p 53ff.
Ischia, Nicola Nuove explorazioni nella grotta Gaggi, S. 24ff.
Sighel, Daniele Grotte del Trentino, Trento 2012

Links:

allgemein:

http://www.gardasee.de/

http://www.lagodigarda.it/

Torbole sul Garda: hotel, appartamenti, alberghi e agriturismi

Sehenswertes am Gardasee: Sehenswürdigkeiten, Ausflugsziele, Sirmione, Malcesine, Limone, Garda, Ferienhaus, Ferienwohnung

Torri del Benaco

Gardasee Urlaub - Gardasee Hotels

Wanderungen am Gardasee auf Gardasee

speläologisch:

http://www.cascata-varone.com/index_en.htm

http://www.geosearch.it/s_1917/grotte/Grotta-La-Tanella.php

http://www.gardasee-hotel-infos.de/Ausflugsziele/wasserfall-riva.html

http://www.auf-den-berg.de/wandern/gardasee/vom-ledrotal-zum-gardasee/

http://www.visittrentino.it/it/cosa_fare/sport/dettagli/dett/grotta-di-patone-bus-del-diaol

Gruppo Speleologico | S.A.T. Sezione di Arco - Società Alpinisti Tridentini

 

Landschaft und Höhlen in Trentino

 


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