Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Monte Baldo


Maria Corona

Gardasee


Entlang der Ostseite des Gardasees erstreckt sich der Bergrücken des Monte Baldo. Die höchsten 4 Berge sind die Cima Valdritta mit 2.218 m, der Punto Telegrafo mit 2.200 m, die Cima delle Pozzette mit 2.179 m und der Monte Altissimo di Nago, dessen flacher Gipfel auf 2.079 m liegt.

Botaniker haben herausgefunden, daß es mit diesem Berggebiet eine große Besonderheit hat. In der Fachsprache wird er als Nunatk bezeichnet, als ein Berg, der durch die Eiszeiten hindurch immer aus der Eisdecke herausragte. So konnten eine Reihe einzigartiger Tiere und Pflanzen dort überleben.

An vielen Stellen kann man mit dem Auto aus den Tälern ziemlich weit hinauffahren, so daß für den Bergwanderer der Anstieg zu den Gipfeln recht verkürzt wird. Von Malcesine her gibt es auch eine Seilbahn, die auch gerne von Mountainbikern und Gleitschirmfliegern benutzt wird.

 


Blick über den Gardasee von Pregasina auf den Monte Altissimo
Abends in Brenzone
Blicke über den See bei Brenzone

In Garda
 

 

Am Monte Baldo sind 2000 Meter Kalk und Dolomitgestein übereinander aufgetürmt. Es hat dort schon einiges an Höhlenforschung gegeben, aber der große Durchbruch ist bislang noch ausgeblieben.

Der tiefste Schacht ist bislang der Abisso di Val Parol mit 415 m Tiefe am Monte Altissimo.

2007 wurde ein Durchbruch in einer Höhlenquelle erzielt, an der schon lange Zeit gearbeitet worden war, der risorgenza di San Zeno. Sie liegt auf 125 m Meereshöhe und damit knapp 60 m über dem Seespiegel. Ausgrabungen von römischen Ruinen in der Nähe könnten darauf hindeuten, daß dort früher mehr Wasser zur Verfügung stand. Färbeversuche haben schon eine Verbindung mit der ca. 800 m höher liegenden Spluga dei Cervi bewiesen, die als zeitweiliger Wasserschlucker fungiert.


Der Text da klingt ziemlich distanziert. Muß es ja, da er aus keiner persönlichen Erfahrung stammte, sondern nur als gelesenen Texten. Am Ostersamstag 2012 hab ich das ändern können, bin selber hingefahren und habe mich umgesehen. "San Zeno" - den Namen kann man schon auf einem Hinweisschild entlang der Gardesana lesen. Ein kleiner Parkplatz ist da, hauptsächlich für die Friedhofsbesucher. Die Kirche war abgesperrt, oberhalb des Friedhofs war ein Blick in die durch Ausgrabungen freigelegten Reste einer römischen Villa möglich. Links war der Durchgang frei zu einem Nonnenfriedhof, der edel und aufwendig gestaltet wurde und offenbar sehr gepflegt wird. Von einer Karsterscheinung, da war wenig zu sehen.
Ich war ein wenig ratlos. Wo sollte diese Karstquelle sein, die nach einer wohl nicht unberechtigten Hypothese der ortskundigen Höhlenforscher, vielleicht vor 2000 Jahren dauernd Wasser lieferte und nicht nur zu Hochwasserzeiten. Wasser! Das hinterläßt Spuren, immer, mehr oder weniger massive, in unserer Zeit frei fließende, kanalisierte, früher mal eingefaßte... Tatsächlich. Südlich neben dem Kirchenareal war ein Bachlauf. Ein paar Steinstufen, erreichbar, nachdem man die Leitplanke überklettert hatte. Unter der Straße führte ein rechteckiges Profil zum See. Da brauchte ich nicht schauen. Bergwärts war ein rundes Rohr, innen wellig, darin stand noch Wasser. Die Waldviertler, in denen ich den Trip unternahm, machten das mit. Durch ein Spinnennetz hindurch, da ging wohl nie niemand hinein, warum auch? Drüben war ich wieder im Freien. Hinauf ging es über herrliche Kalkplatten, steil, aber die Schuhe waren noch genug griffig, um nicht abzurutschen. Kleine Felsstufen ging es hinauf. Links der Friedhof, rechts, hinter Mauern verborgen, Privatanwesen. Höher und höher ging es. War das nicht absolut sinnlos? Und mühsam war es. Und meine zurückgelassene Familie zeitmäßig belastend. Und überhaupt keine wirkliche Aussicht auf Erfolg. Am Tag zuvor hatte ich es an einer anderen Stelle schon einmal probiert, war den Bachgräben aufwärts gefolgt, mußte Entscheidungen treffen, ob es links oder rechts oder geradeaus weiter gehen sollte, landete dann auf einer Straße, einem Parkplatz, beschloß dann, daß mir das nicht wirklich wichtig war, wo denn dieses "verdammte", unbedingt unsichtbar bleibende "Loch" letztendlich war. Wenn man dann am Ende wirklich weiß, wo die Höhle dann tatsächlich liegt, kommt einem so solche Entscheidung unter vollkommener Unsicherheit natürlich "weise" vor. Aber das ist alles nur mentales Gequatsche.
Ich steckte in diesem aufwärtsführenden Tälchen, ein Weglein überquerte es, Dornbüsche überwucherten es, ich beschloß, es zu verlassen und oberhalb nach einer Fortsetzung zu schauen. Auch einmal begann elendes Hundegebell, eine neue Gefahr. Ich beschloß, es zu ignorieren und ruhig meinem Weg weiterzufolgen. Ein paar Schritte und Klettergriffe, schon stand ich wieder in der Bachschlucht. Auf einmal klärte sich alles. Die Endwand der Schlucht wurde sichtbar, am Fuß ein absolut typisches Quelloch. Rechts an der Wand hing schon eine Box, die offenbar die Daten aus der Quellhöhle aufzeichnet. In den Quellschacht hängen Seile und Kabel, wohl alles dauernd erfassend, was da passiert, elektronisch. Hinuntersteigen braucht man kaum und es tut wohl auch schon seit einiger Zeit keiner mehr - Spinnweben zeigen das.




Eine 400 m lange Höhle bei Pai di Sopra wird inzwischen sonntags zwischen 10 und 18 Uhr am Sonntag in Zusammenarbeit verschiedener Höhlenforschergruppen und der Gemeinde und PROLOCO von Torri del Benaco geführt, die Grotta Tanella. 5 Euro verlangt man für den Besuch, Kinder sind frei, und "Zum Abschluß ein fröhlicher Trunk" (Biccherata finale).


Auch dazu kann ich vom Ostersonntag 2012 etwas beitragen. Ich war von dem  natürlich vollkommen naiven Gedanken getragen, daß, wenn man man eine Höhle für die "Öffentlichkeit" öffnet, sie auch an geeigneten Tagen offen ist. Gibt es einen besseren Tag im Jahr als den Ostersonntag? Bimbam, bimbam! So habe ich es einfach versucht, ganz naiv? Simplify your life! Wann sonst sollte eine "Höhle" denn offen sein, wenn sie offen ist?

Das Erlebnis war entsprechend enthüllend. "proprieta' privata". Im Ursprung mag diese Idee ja einmal sinnvoll gewesen sein, aber inzwischen gebiert sie immer mehr schier unglaubliche Ungeheuer. Was ist los in einer Zeit, wo alleine schon für den Parkplatz für eine Nacht in einer entsprechenden Herberge in der Nähe schon 30 Euros kostet? Wir alle atmen nur eine Luft!


Auf der anderen Seite des Monte Baldo, zum Etschtal hin, liegt hoch über dem Tal, hineingeschmiegt in die steilen Felsen, die Wallfahrtskirche della Corona. Eine Höhlenkirche ist das nicht, aber ein wenig Felskult wird dort schon getrieben.

Über Torbole-Nago ist auf einer Fahrstraße, die im oberen Teil nur noch einspurig ist, die Fahrt bis in fast 1.300 m Höhe möglich. Dort ist ein großer Parkplatz und von dort kann der Wanderer auf einem guten Weg hinaufsteigen bis zum Monte Altissimo, wobei er heutzutage vielen Mountainbikern begegnen wird. Das ist eine der Königsstrecken, denn sie verlangt die Überwindung von 2.000 Höhenmetern. Im Bereich des Monto Varagna ist allerdings die Befahrbarkeit mit dem Rad öfters nicht mehr gegeben und die Pedalritter müssen hier ihr Gefährt schieben oder tragen, weil das wirklich keine Fahrstrecke mehr ist. Im Gebiet des Monte di Nago tritt der Kalkstein an verschiedenen Stellen an die Oberfläche und läßt dem Grasbewuchs keine Chance mehr. Hier liegt auf der Westseite eine kleine Höhle in zerbrochenen Kalkfeldblöcken. Im Gipfelbereich des Monte Altissimo sind noch viele Stellungen aus dem 1. Weltkrieg erhalten. Manche wurden richtig in den Fels hineingesprengt und haben ihn ausgehöhlt. Nach außen zu waren sie bis auf kleine Sehschlitze vollkommen getarnt. Fast am Gipfel steht das Rifugio Altissimo, zu dem auch von der Etschtalseite her ein reger Zustrom von Besuchern kommt.

Am Parkplatz am Ausgangspunkt zu Monte Altissimo
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Bunkereingang
 
 
 
 
 
 

Den Eingang zur Bus dei Preeri sieht man schon von der Autobahn Trient - Verona aus.  Es handelt sich um eine kleine Höhle mit einem riesigen Eingang und einer langen Geschichte.

 


Literatur:

Bauregger, Heinrich Gardaseeberge, Rother Wanderführer, München, 4. Auflage 2000
Ceradini, A. (2002) Grotte dei Lessini e del Baldo, West Press, Verona
Ceradini, A. (2008) La speleologia sul M. Baldo e le campagne recenti del GASV. Atti Baldospeleo - Novezzina, 2008
Ceradini, Andrea, De Angelis, Andrea La risorgenza di San Zeno, in: SPELEOLOGIA 59-2009, S. 24ff.
Mietto, Paolo, Sauro, Ugo Grotte del Veneto - Paesaggi carsici e grotte del Veneto, Regione del Veneto, 1989
Tamburini, Arianna, Ischia, Marco Percorsi di guerra, SPELEOLOGIA 50, S. 28ff.

Links:

tourentipp.de - Monte Altissimo Bergtour von Nago Gardasee

Monte Altissimo di Nago - Wanderung zum trentiner Gipfel des Monte Baldo - Gardasee

Informationen zum Gardasee: Seilbahn Malcesine - Monte Baldo

Monte Baldo Wandern - Monte Baldo Wanderwege

Die Monte Baldo-Region am Gardasee

Torri del Benaco

Gruppo Grotte Rovereto: THE BALDO’S CAVES PROJECT Summer 2k6 on Mount Baldo

Gruppo Grotte Rovereto: Bonifica Grotta dei Cervi


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