Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Das Tanzerloch im Plateau von Asiago / Italien
8. September 1999. Zwei Stunden Suche liegen hinter mir. Jetzt stehe ich endlich vor der riesigen Schachtöffnung (60 m Längsdurchmesser) im Wald. Überhängend geht es bis zu 80 Meter in die Tiefe. Die Sonne scheint hinein. Ein Lichtbündel geht bis hinunter auf den Felsgrund, der damit erhellt wird. Ein wackeliger Stacheldrahtzaum führt rundherum um das einsame Loch im Talhang des Val d'Assa. Ein bißchen Romantischer hätte ich mir das Ganze schon vorgestellt. Wo soll hier der Tanzplatz sein? Alles ist schön schräg, überwachsene Karren bilden den Grund, Bäume überall. Ein denkbar ungünstiger Platz für einen Reigentanz rund um die schaurige Erdöffnung.
Wie hinkommen? Man muß ins Plateau der "Sette Comuni" hinauffahren, von Norden von Trient erst Richtung Valsugana, und dann auf gut ausgebauten Bergstraßen hinauf zum Zentralort Asiago. Von dort aus folgt man nordwestlich der Straße zurück Richtung Trient. Beim Ausgang des nächsten Orts, Camporóvere, liegt bereits die Höhle. Noch bevor man eine Autoreparaturwerkstatt erreicht, geht ein Weg nach links ab. Dort stehen auch bereits 2 Wegweiser. Ein Parkplatz für 1 Auto ist auch da. Von hier ist es etwa 1 km Fußmarsch, vorausgesetzt man findet gleich den Weg und folgt nicht falschen Abzweigungen. Zuerst durchquert man einige Wiesen bis zur Talflanke. Dort tritt der Weg in den Wald ein und führt ständig bergab. Rote Markierungen an Felsen und Bäumen helfen bei der Orientierung. Es gibt auffällig viele Gruben in der Umgebung, und untersucht man sie etwas genauer, dann wird man sehen, daß es sich um Schützengräben noch aus der Zeit des 1. Weltkriegs handelt. Bleibt man auf diesem Weg, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen, denn der Schachtmund ist nicht zu übersehen.
Wo ist nun der berühmte "Tanzplatz"?
Ich stehe am Rande eines sehr tiefen Schachtes - alles
überhängend. Die Sonne scheint direkt hinein, bis auf den
Grund. Hier ist nur mit SRT-Technik hinunterzukommen. Eine
Barriere aus Holzstangen und Drahtverhau weist alle neugierigen
Besucher zurück. Der Drahtzaum führt rundherum. Der Boden
steigt entsprechend der Hangneigung an. Überall sind Karren am
Boden, zwingen zur sorgfältigen Suche, wo man seinen Fuß
hinsetzt. Ein Tanzplatz? Wohl kaum. Da müßte der Boden eben
sein, vielleicht glattgetrampelt, jedenfalls nicht so von
Naturfurchen durchzogen. Vielleicht gab es hier einmal gar keinen
Wald ringsum. Die Bäume, die heute hier wachsen, sind nicht so
alt. Im 1. Weltkrieg war hier wohl Kampfgebiet gewesen. Da
könnte der Wald leicht in Flammen aufgegangen sein. Inzwischen
ist er nachgewachsen.
Wie ein Tanzplatz sieht es hier wahrlich nicht aus, aber wer
weiß schon, wie es früher einmal gewesen ist. Und oft ist ja
gar nicht so wichtig, was "wirklich" gewesen ist,
sondern was wir in unserer Gedanken- und Gefühlswelt daraus
machen. Das kann sehr wertvolle, aber halt auch gelegentlich
schreckliche Folgen haben.
Was ist so besonderes an dem "Tanzerloch"? Eigentlich ist es diese Sage, diese Geschichte von den Frauen, die sich in Vollmondnächten hier versammelt hätten, um dort "Hexentänze" aufzuführen. Ist da etwas Wahres dran. Keiner weiß das heute mehr genau, aber eine bemerkenswerte Querverbindung gibt es doch, zum Creugenat im Schweizer Jura nämlich. Auch von dort gibt es eine Sage, daß auch dort ähnliches geschehen sei - mehr als 1000 km westlich von hier.
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Blick aufs Plateau von Asiago | von der Burg von Marostica aus |
Das Plateau von Asiago links im Hintergrund von der Ponte Vecchio in Bassano aus |
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Blick auf das Plateau in der Nähe des Höhleneingangs | |
Zum Tanzerloch weisen sogar Schilder | Irgendwo dahinten im Wald liegt es, das Tanzerloch |
Ein Blick in den gewaltigen Schachtmund | Vom oberen Schachtrand her ist alles zugewachsen |
Ein altes "LIEBIG"-Bild
Die Rückseite mit der Geschichte
Literatur:
Mietto, Paolo, Sauro, Ugo | Grotte del Veneto - Paesaggi carsici e grotte del Veneto, Federazione Speleologica Veneta, 1989 |
Lindenmayr, Franz | Höhle und Sexualität - eine Fortsetzung, DER SCHLAZ 66 - Februar 1992, S. 55ff. |
Links:
http://yourguitarstore.com/tag/tanzerloch.html
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