Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen zwischen Socerb und Val Rosandra, Karst, Italien/Slowenien


Südöstlich von Triest steigt der Karst schnell von 0 auf 400 m Seehöhe an und verflacht sich dann. Vor hundert Jahren noch, als Teil des österreichisch-ungarischen Habsburger Reiches über 600 Jahre hinweg, begann dort die Region "Küstenland". Nach den historischen Umbrüchen des 1. und 2. Weltkriegs hat sich vieles gewandelt, ist die Region aufgeteilt auf 3 Länder, Italien, Slowenien und Kroatien, alle mit eigenem kulturellem Hintergrund und Sprache. Schaut man noch weiter zurück, dann haben immer schon die "Herren" der Gegend gewechselt. Sogar der Bischof von Freising war 1067 des Landesherr! Dann gehörte man mal zur Kommune von Koper, dann auch mal zu Venedig.

Die Naturphänomenen selber sind noch immer die gleichen, nur haben sie haben sie halt schon öfters nun den Namen gewechselt. Und wie wird das weitergehen? Ob wir in wieder 100 Jahren noch "Nationalstaaten" haben werden? Wird das nicht genauso einmal sein, wie wenn wir heute zurückblicken auf Grafschaften, Herzogtümer und freie Reichsstädte?

Wenn man nach einem gemeinsamen Namen für die Region sucht, um die es hier zusammenfassend gehen soll, bin ich nirgends fündig geworden. Auf den Karten, etwa auf der Slowenienkarte im Führer des Michael-Müller-Verlags, ist da zwar was eingezeichnet, allein es fehlt ein Name. Es gibt Hunderte von Höhlen und viele Karsterscheinungen in dem Gebiet, von denen einige hier kurz vorgestellt werden sollen. Vermutlich ist es der Podgorski Kras auf slowenisch heute.

Osp

Osp ist ein kleines Dorf am Fuße des "Karstes". In einer Werbebroschüre für den den Ort bezeichnet es sich selbst (zitiert mit allen Rechtschreibfehlern darin) so: "Osp mit seinem charakteristiscen Bild eines gruppenförmigen Dorfes und malerischen Lage unter dem Karstrand gehört zu den anziehendsten und interessantesten Gegenden Sloweniens". Es ist von Triest auf einer schmalen Straße durch das Valle de Noghere Richtung Crni Kal erreichbar. Nördlich des Ortes gehen die geneigten Schräghänge in senkrechte Wände über, die einen gewisse Dramatik ins Landschaftsbild bringen. Ein Bachlauf kommt von oben herunter und wenn man dem folgt, dann kommt zur speläologischen Hauptattraktion: der Höhle von Osp, der "befestigten Quelle unter der überhängenden Wand". Der Eingangsteil heißt "Grad" oder "Grad osapski", was soviel wie "Burg" bedeutet. Einige Mauerreste sind noch heute zu sehen, die noch aus der Zeit des Kampfes mit den Türken stammen.
Die ersten Ausgrabungen in der Höhle fanden schon 1880 statt und brachten all das wieder zu Tage, was Jahrhunderte und Jahrtausende zuvor alles zurückgelassen worden war. Vom Frühmittelalter reichen die Funde zurück bis in die Römerzeit und in die Urgeschichte.
Auch eine große speläologische Bedeutung hat die Höhle. Ihre bekannte Länge mit mindestens 1.600 m und ihre Tiefe liegt über 50 m. Im Plateau oberhalb gibt es einen oberen Eingang, der bis zum 40 m breiten und 20 m hohen unteren Ausgang befahren werden kann. 1883 kamen bereits Höhlenforscher des SAG-Vereins aus Triest und forschten in der Höhle, später machten Höhlenforscher-/taucher aus Koper und Ljubljana und dem JOSPDT-Team aus Triest weiter.

Die ersten 200 m der Höhle können ohne große Schwierigkeiten besucht werden. Für Touren tiefer in die Höhle werden/wurden? professionell geführte Höhlentrekking-Touren angeboten.

Osp
   
 
     

Links:

Kletterurlaub im slowenischen Osp | Klettern | Die Outdoor Community

Bergsteigen.at : : Osp - Hard & Soft Moves in Slovenia


Socerb

Nach Socerb hinaufzufahren lohnt sich auf vielfältige Weise. Wer einfach nur den herrlichen Ausblick auf Triest genießen will, der wird schon reichlich belohnt, wenn er 437 m über dem Meeresspiegel hinausschauen kann auf das nördliche Ende der Adria und die Stadt unter seinen Füßen, einschließlich des Bogens, den der "Karst" nach Westen hin macht. Die Burg von Socerb, also was für den Burgenfan, "Grad Socerb", lag direkt an der alten Straße von Koper nach Kocina und nahm so eine strategisch wichtigen Platz ein. Sie sitzt noch heute auf einem Kalkfelssockel, frisch restauriert, so daß man ihr ihr Alter eigentlich nicht mehr ansieht. Ende des 18. Jahrhunderts war sie niedergebrannt worden

In ihrem Innern ist heute ein nobles Restaurant, das sicherlich dem genußvollen Esser einiges zu bieten hat. Innen ist eine Art Brunnen zu sehen, der der obere Teil eines Schachtes darstellt, der wohl mit der Höhle im Felsen zusammenhängt. Hier wird es für den Höhlenforscher interessant. Wer nichts von der Existenz der Höhle im Innern des Felsens weiß, der wird nicht einmal danach suchen, denn der relativ kleine Felsen, auf dem die Burg steht, wie sollte der zu der Annahme verführen, daß darin sogar noch eine Höhle Platz hätte? Tatsächlich ist das aber so. Ist es nicht seltsam, daß es außenherum Tausende von Kubikkilometern Kalk gibt, in denen, zumindestens uns Menschen, kein einziges Höhlchen bekannt ist, und dann ist ausgerechnet so ein kleiner Kalkzahn auch innen noch hohl? Es ist hier der Fall. Man muß nur, etwas weglos heutzutage, den Hang runterlaufen, und sieht dann, auf der Unterseite des Felsens, ein kleines Felstreppchen wieder emporführen. Wer sich ihm anvertraut, der wird zuverlässig zum Eingang einer Höhle kommen, vermauert, aber türmäßig offen. Man tritt ein und steht in einem menschengemäßen Raum, weil man sich darin wieder aufrichten kann. Ein Gang führt bergwärts erst einmal und wird dann immer enger, nach links zweigt auch ein Gänglein ab, das zu einem weiteren vermauerten Eingang führt. Um die 50 m Gesamtganglänge dürfte die Höhle haben, die sicherlich man eine gewisse Bedeutung für die Menschen dort gehabt hat.

 
 
 
 
 
 
 
     

Links:

Burg Strmec, Socerb - Kulturhistorisches Erbe - Slovenia - Official Travel Guide -


Ozcisla

Occisla hieß der Ort auf italiensch, Ozisla auf slowenisch, auf deutsch-österreichisch? Bekannt waren die Eingänge in diese Ponorhöhlen, die wie man heute durch Färbeversuche weiß, wassermäßig mit dem hinteren Teil des Val Rosandra auf italienischer Seite zusammenhängen, schon immer. In "Duemila Grotte" stehen da eine "G. che sbocca nella V. di (171), P. di (305), P. fra Castelliere (255) und eine V. di (170) - Chiffren für Eingeweihte.

Auf der Karte ist er kaum auszumachen, liegt südlich von Kocina und ist von der ehemals für den Landverkehr sehr wichtig gewesenen Landstraße Postojna - Koper, ehe man die Autobahn fertiggestellt hatte, leicht zu erreichen. Daß es da Höhlen geben muß, das ist schon an der Erdoberfläche nicht zu übersehen (2009), denn schon am Ortseingang ist da ein kleiner Vorgarten zu sehen, in dem ein großes Sinterstück prangt, gleich danach gefolgt von einem weiteren Glanzbrocken, der bei der Ortstafel mitten im Ort aufgestellt ist. Man hat inzwischen einen Wanderweg entwickelt und beschildert, der dem Fremden den Weg weisen soll - wenn er ihn findet.

Das ist nicht immer der Fall, z.B. bei mir im Frühjahr 2009. Ich bin da zwar den ersten Hinweis gefolgt, bin aber dann auf die schiefe Bahn gekommen und landete im irgendwo. Irgendwann wurde auch mir das klar und ich wanderte einfach alles wieder rückwärts bis zur entscheidenden Stelle. Da waren es dann nur noch 50 m und auch ich stand vor dem gewaltigen Schachttrichter, der den Haupteingang in das 2,8 km lange Ocizla-Beka-System bildet. 2 km soll es lang sein und fast 200 m tief. Rennt man noch ein wenig mehr durchs Gelände, dann findet man auch die anderen Eingänge in die Höhlen der Umgebung ganz leicht, denn entweder sind da große Erdtrichter, in die man schon mit einem kleinen Petzllamperl relativ weit hineingehen kann, oder Schluckstellen von Bächen, die schachtförmig nach unten verschwinden.

Literatur:

Bertarelli, L.V., Boegan, E. Duemila Grotte, TCI, Milano 1926
Hofmann, Peter und Gabi KRAS - Wege im Klassischen Karst Teil V Die Höhlen von Osp und Socerb, DER SCHLAZ 80-1996, S. 37ff.
Radacich, Maurizio La Grotta di San Servolo - Socerbska Sveta Jama, TUTTUCAT S. 34ff.
  OSP-das 175. Jubiläum der ersten slowenischen Schule in Istrien, Osp 1994

Grotta di San Servolo / Socerbska Sveta Jama


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