Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Atapuerca


Kommt man nach Atapuercas, das 20 km östlich von Burgos liegt, gibt es zuerst einmal nicht viel zu sehen. Mehrheitlich ist alles brettleben und nur ein klein wenig erhebt sich die Sierra de Atapuerca aus der Ebene. Mitte des 19. Jahrhunderts bauten englische Ingenieure eine Eisenbahnlinie von der Sierra de la Demanda nach Burgos, damit das Eisenerz und die Kohle, die man dort abbaute, wegbefördert werden konnten. Um die Sierra de Atapuerca zu durchqueren, machte man einen tiefen Einschnitt, den Trinchera de Ferrocaril, und stieß schon damals auf etliche Höhlen. Die wichtigsten davon waren "Gran Dolina", Galeria und Elefante, und die Höhle des Sima de los Huesos. 1868 veröffentlichte Pedro Sampaya und Mariano Zuaznavar eine erste Arbeit über die Höhlen mit einem genauen Plan. Bei späteren Steinbrucharbeiten stieß man auf Ablagerungen von 18 bis 20 m Dicke, die voll bedeutendenden Fundmaterials steckten. 1962 entdeckten Mitglieder der Grupo Espeleologico Edelweiss fossile Reste und meldeten den Fund dem Museum in Burgos. 1978 begann Prof. Emiliano Aguirre mit systematischen Ausgrabungen, die heute auch von vielen anderen weitergeführt werden. Die Entdeckungen waren wirklich sensationell. Man fand hier die frühesten menschlichen Spuren in ganz Europa, die bis in die Zeit von 1 Million Jahre vor unserer Zeitrechnung zurückreichen.

Damit kam auch das gesamte wissenschaftliche Bild der menschlichen Entwicklung, insbesondere in Europa, wieder in Bewegung. Man hatte vorher angenommen, daß der Urmensch, der Homo erectus seine Wiege in Afrika hatte und daß vor rund 500.000 Jahren nach Europa einwanderte und sich dann zum "Neandertaler" entwickelte. Nun tauchen hier viel ältere Knochenfunde auf und lassen diese Theorie recht zweifelhaft werden. War die Entwicklung vielleicht dort ganz anders? Vielleicht handelt es sich hier ja um eine dritte Form des frühen Menschen, neben dem Neandertaler und dem Homo sapiens. Einen Namen hat er auch schon bekommen: Homo antecessor.

In einer anderen Höhle, der Sima de los Huesos, den größten Komplex an Menschenknochen aus der Urzeit überhaupt gefunden. Sie stammen aus der Zeit um 400.000 vor unserer Zeitrechnung und gehören nicht dem Homo antecessor-Zweig an.

Diese Entdeckungen haben Folgen gehabt. Heute stehen die Höhlen von Atapuerca in der World Heritage Liste. Man hat ein großes Besucherempfangsgebäude errichtet und einen Riesenparkplatz außen herum angelegt. Offenbar erwartet man viele Besucher, die aber wohl alle schnell wieder abreisen, denn man findet keine einzige Touristenunterkunft dort (Hinterher im Internet habe ich jetzt gesehen, daß es doch etwas gegeben hätte, aber das war alles nicht sehr offensichtlich). Halt eine Ausnahme gibt es: Ein Strang des Jakobsweges führt durch Atapuerca und mittendrin befindet sich eine kleine Herberge. Dort kann man einkehren, sofern man einen Pilgerpaß hat.

Was die Touristen bei Führungen zu sehen bekommen, das enttäuscht viele. Man muß sich nur die Beurteilungen im Internet anschauen. Man bekommt den obligatorischen Bauhelm aufgesetzt, marschiert durch den früheren Eisenbahngraben und bekommt in einer kleinen Höhle einen Film gezeigt. Manche müssen für diese Vergnügungen auch noch ewig lang warten.

Die bedeutendste Höhle der Region ist das Sistema Cueva Mayor-Cueva del Silo, das auch als Cuevas de Atapuerca bezeichnet wird und eine vermessene Länge von 3,5 km hat.

Jakobsweg

Literatur:

ohne Verfasserangabe New human species discovered, DESCENT (143) AUG/SEP 1998, p 31
ohne Verfasserangabe Introduction a los karst de la provincia de Burgos, Burgos 1986

Links:

http://www.visitasatapuerca.com/

Archaeological Site of Atapuerca | Spain's UNESCO World Heritage Sites

The Archaeological Site of Atapuerca - World Heritage Site - Pictures, info and travel reports

Atapuerca

Atapuerca - Patrimonio de la Humanidad

Atapuerca | American Museum of Natural History

Homo heidelbergensis - Atapuerca 4, 5

Fundación Atapuerca

Landschaft und Höhlen in der Provinz Burgos


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