Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen im  Monte Castillo
bei Puente Viesgo, Kantabrien
 


Der Monte Castillo sei "einer der bedeutendsten "Höhlenberge" Europas, das meint schon Franz Eppel in seinem 1963 erschienen Buch. Man erreicht ihn, wenn man von Norden her, also von Santander bzw. Torrelevega südwärts Richtung Burgos auf der N 232 fährt. In Puente Viesgo heißt es aufpassen, denn ein leicht zu übersehendes Schild weist mitten im Ort auf eine Abzweigung nach rechts. Eine breite Teerstraße führt zu einem großen Parkplatz, von wo aus es nur noch zu Fuß weitergeht.

Man muß nicht weit gehen, dann weitet sich der Weg zu einem kleinen Platz. Links steht ein überdimensionales Faustkeildenkmal, das wohl auf die Bedeutung der Entdeckung hinweisen soll. Rechts sieht man eine Steinmauer mit einem großen weißen Dach darüber. Darunter und dahinter verbirgt sich der Eingang in die El Castillo-Höhle.
Ihre neuere Geschichte beginnt den meisten schriftlichen Darstellungen nach, mit dem 8. November 1903, als H. Alcalde del Rio den fast vollständig mit Blockwerk verschütteten Eingang entdeckt haben soll. Dabei wird die Castillohöhle bereits in einem 1896 erschienenen Buch über spanische Höhlen erwähnt!

In der Eingangszone war die Fundschicht 17 m mächtig und wurde ab 1906 archäologisch untersucht. In den untersten Schichten fand man "eine Art Tayacien", wie es Abbé Breuil nennt, und dann Nachweise für alle folgenden Perioden, das Mousterien, Aurignacien, Périgordien, Solutréen, Magdalenién, Azilien, etc.. Einzelne Schichten waren bis zu 1,80 m dick.
Die Höhle ist in der größten Ausdehnung etwa 150 m lang und besteht, so Leroi-Gourhan, aus "zwei parallel verlaufenden Galerien, die durch ein ausgedehntes Labyrinth teilweise eingestürzter Gänge miteinander verbunden sind". Solche Aussagen könnten wir als Besucher der Höhle nie selber machen, da man ja nur ein einen kleinen Teil der Höhle gelassen wird. Aus der Sicht der Speläologen handelt es sich bei Höhle um eine alte Quellhöhle, deren Bildung an ein höheres Niveau des Pasflusses während einer Zwischeneiszeit geknüpft war. Sie haben als Länge für die Höhle 759 m und einen Gesamthöhenunterschied von 16 m ermittelt.
Die Wissenschaftler wollen zwei große Perioden der Entstehung der Höhlenbilder unterscheiden können. Die vielen Spuren an den Wänden lassen sich in Tierdarstellungen (Pferde, Hirsche, Steinbock, Hirschkuh, Mammut), abstrakte Zeichen und die Handdarstellungen einteilen.
Das Alter einiger Malereien mit Hilfe einer weiterentwickelten Kohlenstoff-14-Datierung sehr genau ermittelt werden: 12.990 Jahre (+-200 Jahre)
Die Höhle ist momentan die einzige, die noch für Touristen zugänglich ist. Man achtet bei den Führungen sehr darauf, daß die Bilder und Zeichen nur für ganz kurze Zeit beleuchtet werden und über die Hauptplätze hat man ein feines Metallgitter gespannt, damit keiner sie berühren kann. Leider darf man auch keine Fotos davon mehr machen, auch nicht digital ohne Blitz, was ja ein keinster Weise einen Einfluß auf den Zustand der Bilder hätte, weil das Licht der Höhlenbeleuchtung ja ohnehin vorhanden ist.

Folgt man dem Fußwand entlang des Monte Castillo weiter, dann kommt man an den Eingängen von Chimeneas (798 m lang, ), Flecha (501 m lang, ), Paseiga (415 m lang,) und zuletzt Monedas (805 m lang) vorbei. Alle sind gründlich mit Gittern und dahinter angebrachten Stahltüren vorschlossen.

Früher konnte man da überall hinein und sogar drinnen fotographieren! Ich habe das selber noch in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts erlebt und gemacht.

 

 
 
Das Eingangsgebäude
Die Eingangshalle
Ein Bild vom Bild - abphotographiertes Foto im Museum von Castillo mit Handabdrücken und Bisondarstellung

Der Gang entlang des Berges ist auch eine Schau für den traurigen heutigen Zustand des Verhältnisses von Mensch und Höhle. Geht es nur noch so? Getrennt von einander durch Gitter und Tore?

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   

In dem Gedicht "Ein Abend" von Thomas Bernhard heißt eine Zeile:

"..geschlossene Kirchen, geschlossene Bordelle, geschlossene Herzen,.."

man könnte weitermachen:

"..geschlossene Höhlen.."

 


Literatur:

Lewis-Williams, David The Mind in the Cave, Thames & Hudson, London 2009
Eppel, Franz Stationen der ältesten Kunst - Im Land der Steinzeithöhlen, Wien München 1963
ohne Verfasserangabe Alter von Höhlenmalereien in Spanien jetzt genau bestimmt, Mitteilungen des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 1-1994, S. 14
l'Espeleo Club de Gracia El sector oriental del Massis del Dobra Puente Viesgo-Cantàbria, EXPLORACIONS/6 ANY 1982, Pàgs. 57-116
Calandri, Gilberto osservazioni sulle sorgenti del massicio del dobra (cantabria, espana), bollettino 27-1986, S. 24ff.
Leroi-Gourhan, André Prähistorische Kunst - Die Ursprünge der Kunst in Europa, Herder-Verlag, Freiburg 1982 5. Auflage
Breuil, Abbé H. Quatre Cents Siècles d'Art Pariétal, Editions Max Fourny, Paris 1985
Leja, Ferdinand FHKF-Fahrt nach Spanien (Kantabrien), Der Fränkische Höhlenspiegel 56-2009, S. 51ff.

Links:

Cantabria Joven - Cuevas - Puente Viesgo

Cuevas Prehistóricas de Cantabria, Arte Rupestre Paleolítico

Cuevas del Castillo (Puente Viesgo-Cantabria). Un museo bajo la montaña. El Correo

Landschaft und Höhlen in Kantabrien


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