Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Das Siebenhengste-Hohgant-Schrattenfluhsystem, Schweiz
Bei WIKIPEDIA heißt es im Internet ganz knapp: "....(es) ist ein großes Karsthöhlensystem im Kanton Bern in der Schweiz. Es liegt auf dem Gebiet der Gemeinden Eriz, Beatenberg und Habken im Berner Oberland. Es liegt nördlich von Interlaken. Es besteht aus verschiedenen, zusammenhängenden Höhlen und sei im Moment die zweitlängste Höhle der Schweiz mit einer vermessenen Länge von 156 km (2009). Nun, ich habe mich 2016 danach erkundigt, aber bekomme halt "nur" den Wert von damals. Die Vertikalausdehnung betrage 1.340 m.
Im Grunde kann man sehen, daß man nur das absolute Minimum an Information herausgeben will. Unter "Aktuelle Forschung" steht, daß man nach der Verbindung mit dem tiefergelegenen Bärenschacht suche, wodurch das Gesamthöhlensystem zum längsten Höhle der Schweiz und sogar Europas werden würde.
Wer mehr zum heutigen Stand der Forschung erfahren wollte, der
konnte zum 2016er
Herbsttreffen der Schweizerischen Höhlenforscher in Habkern gehen
und bekam dort die neuesten Werte:
Auf der Webseitee SC nat, die die schweizerischen Geotope nennt und beschreibt,
heißt es: "Das System ist weltweit einmalig", und trifft so ein
Kerncharakteristikum der ganzen Region. Es bildet eines der "ganz großen
unterirdischen hydrogeologischen Einzugsgebiete der Schweiz mit einer
Gesamtlängenausdehnung von über 20 km und teilweise enorm raschen Fliesszeiten
(Schrattenfluh-Thunersee in 38 Stunden)". Der größte Teil der
Höhlenstrecken erstreckt sich im Schrattenkalk der Randkette (Drusberg-Decke,
Helvetischer Deckenstapel). Ein kleiner Teil liegt in Drusberg-Mergeln und im
Valangien-Kieselkalk, ein paar Kilometer sind ims überlagernden
Hohgantsandstein. Die Schrattenkalkplatte hat eine Mächtigkeit von rund 200 m
und fällt gegen SE mit 15 -30° ein. Für die Geometrie des Höhlensystems ist
die Hohgant-Sundlauenen-Verwerfung mit einer Sprunghöhe zwischen 200 m im NE
und über 1 km im SW maßgebend (Quelle: sc nat Webseite). Einzelne
Höhlengänge erreichen den Karstwasserspiegel auf 560-600 m.ü.M.
Einige Höhlen waren schon lange den Einheimischen bekannt: die Tropfsteinhöhle Seefeld, die Mundentalhöhle im Innerbergli, das Schafloch im Justistal, die Beatushöhle. 1945/46 wurde der Grund des Hälilochs in 100 m Tiefe mit Hilfe einer Seilwinde erreicht, 1963 entdeckte man den Eingang zum Bärenschacht und kam dort bis - 218 m. Seit 1966 erkunden Neuenburger Höhlenforscher des "Club Jurassien" das große Karstplateau der Sieben Hengste mit seinen schier zahllosen Schachtöffnungen. Ausländische Höhlenforscher kamen dazu, z.B. aus Belgien und Großbritannien. Zu tun gab es genug. Allmählich zeigte sich, daß sich unter Erdoberfläche die zahlreichen Höhlengänge zu einem einzigen System vereinigten, das 1976 schon 20 km Länge hatte. Im Karrenfeld des Innerberglis wird der Eingang zum "K 2" gefunden, der bis in eine Tiefe von 640 m führt und dabei in 5 Etagen übereinander verläuft. Die darüberliegende Haglätschhöhle mit jetzt 7,5 km Länge wird einfach unterfahren und es gibt keine bekannten Verbindungen zwischen den beiden Höhlen. Eine weitere kleine Öffnung im Innerbergli führt in die F1, ein Teilsystem mit 15 km Länge bei einer Tiefe von 580 m. Nach Überwindung des sperrenden Siphons im Bärenschacht konnte in ein riesiges System von Höhlengängen eingedrungen werden, das heute schon über 100 km lang ist. Man ist fast schon am Thuner See angekommen und es fehlen nicht mehr viele Meter bis zur Erdoberfläche. Bergwärts ist man im Nordsiphon noch 800 m Luftlinie von den nächstgelegenen Gängen im Siebenhengstesystem entfernt. Sollte es gelingen, die Verbindung herzustellen, dann wäre hier das längste System Europas gefunden worden.
Bei der Chromatte | ||
> Eiger, Mönch und Jungfrau | ||
Plateau der Sieben Hengste | ||
< Hohgant > |
Literatur:
Bitterli, Thomas, Grimm, Willi, Schneiter, Markus | Höhlenforschung im Gebiet Hohgant - Sieben Hengste - Beatenberg, Reflektor 2-1987, S. 12ff. |
Bitterli, Thomas | Das Karstsystem Sieben Hengste - Hohgant - Schrattenfluh - Versuch einer Synthese, Stalactite 38 (1+2) 1988 |
Brandt, Cyrille | Exploration de l'émergence sous-lacustre de Bätterich, Stalactite 38 (1+2), 1988, S. 23ff. |
Funken, Luc, Decannière, Pierre | Si la crue m'etait contée, Stalactite 38 (1+2), 1988, S. 29ff. |
Gerber, Martin | Der A 2 in der Loubenegg, Stalactite 44,1,1994, S. 3ff. |
Häuselmann, Philipp | Cave Genesis and its Relationship to Surface Processes: Investigations in the Siebenhengste Region (BE, Switzerland), Nr. 6, Siebenhengste-Hohgant, 2002 |
Häuselmann, Philipp | Siebenhengste-Hohgant: Vorstellung, in: Akten des 143. Nationalen Kongresses für Höhlenforschung, hrsg. von HRH, Interlaken 2019 |
Hof, A. | H 6, Sieben Hengste, Stalactite 35 (2), 1985, 67-74 |
Hof, A. | Explorations dans la region Niederhorn - Sieben Hengste - Hohgant, Le Trou Nr. 45 |
Minot, J., Bartholeyns, J.P. | On prend les memes et on recommence, Speleo Flash 146, 1985, S. 22ff. |
ohne Verfasserangabe | Forschung im Innerbergli, Reflektor S. 13ff. |
Rouiller, Philippe | Arnigrat, Region Hohgant, Stalacitite 34 (2), 1984, 81-97 |
Rouiller, Philippe | F1-K2, Stalactite 33 (1), 1983, 28-33 |
Schneiter, Markus | Naturschutzgebiet Hohgant, Reflektor 1-1987, S. 3ff. |
SGH Bern | Eine neue Höhe im Hohgantgebiet (Berner Oberland): Haglätschhöhle, Stalacitite 30 (2) 1980, 51-53 |
Siegenthaler, Rolf | Neuer Eingang zum Réseau Siebenhengste-Hohgant, Stalactite 57,2, 2007, S. 15ff |
Spinoy, Francis | Les principales cavités du Massif des Siebenhengste, S. 161ff. |
Widmer, Urs, Janz, Werner, Ricka, J. | Forschung im Faustloch, Stalactite 2-1975, S. 17ff. |
Links:
https://sghbern.ch/newsghbern/forschungsgebiete/
http://dav0.bgdi.admin.ch/kogis_web/downloads/geologie/geotope/geotope-CH_127.pdf
http://www.sghi.ch/index.php/hoehlen
http://www.speleo-lausanne.ch/06_Activites/Explorations/Sieben/Reseau/Sieben-Reseau_1984-Plan.pdf
https://www.yumpu.com/de/document/read/21233807/sieben-hengste-gsl
http://www.hikr.org/tour/post18028.html
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