Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Kleinhöhlen im Kanton Schaffhausen, CH
Beringer Tüchels-Chuchi
Wie kommt ein Mensch ausgerechnet darauf über so ein Gebiet eine Webseite zu basteln? Viele Zufälle haben da eine Rolle gespielt, nicht zuletzt ein Anruf von Christof Nitsche bei mir im Frühjahr 2001. Ich hatte ihm 20 Jahre vorher ein Buch über die Burren in Irland geliehen, das ihm bei seiner Tour dorthin gute Dienste geleistet hatte. Nun, im Alter von über 50 Jahren, wollte er sich einfach von seiner umfangreichen Höhlenbuchsammlung trennen, die bei ihm nur noch Platz einnahm, und so kam er auf die Idee, sie dem Verein für Höhlenkunde in München zu spenden. So eine einmalige Gelegenheit darf man sich nicht entgehen lassen und so hatten wir in unserer Vereinsbibliothek bald darauf 2 1/2 Meter Regallänge neue/alte Höhlenbücher dazu bekommen. Beim Durchschauen des Bestandes nach speläobibliophilen Raritäten stieß ich auf Ernst Hunkelers Buch "Höhlen und Stollen im Kanton Schaffhausen", ein Buch von dessen Existenz bislang noch gar keiner eine Ahnung gehabt hatte. Es ist ein liebevoll gemachtes kleines Bändchen, das sich umfassend diesem Stück unterirdischer Schweiz widmet, das sich da rechtsrheinisch im Grenzgebiet zu Deutschland befindet.
Dieses Buch war die geistige Grundlage für das Unternehmen, das uns, Willi Adelung und mich, im August 2001, für 2 Tage dorthin führte. Unverzichtbar war auch die "Schulkarte des Kantons Schaffhausen" im Maßstab 1:75000, weil auf ihr fast alle Höhlen aus dem Buch ziemlich lagerichtig eingetragen sind. Ein guter Einstieg ist der Besuch der historischen Abteilung des Allerheiligen-Museums in Schaffhausen, das viele Ausgrabungsfunde aus den Höhlen aufbewahrt. Herausragend sind die Lochstäbe mit den eingeritzten Tierdarstellungen und das große Diorama, das das Leben in der Urzeit im Kesslerloch zeigt.
Am leichtesten von allen Höhlen im Kanton Schaffhausen ist wohl das Kesslerloch bei Thayngen heute erreichbar. Direkt an der Straße ist ein großes Schild aufgestellt, ein Parkplatz erlöst einen von der Sorge, wo man das Gefährt stehen lassen könnte, man geht einen Stufenweg hinunter und erreicht so unschwierig und eindeutig die geräumige Durchgangshöhle. Allerdings ist die Nähe zur Zementfabrik und der Lärm des Straßen- und Schienenverkehrs extrem entromantisierend.
2001 | |||
2015 |
Ebenfalls viel besucht ist die Höhle direkt am Rheinfall unterhalb des Schlosses Laufen. Folgt man dem Touristenweg bis ganz nach unten, dann biegt der Weg auf einmal rechts ab und führt direkt in eine kleine hohe Höhle, die mittendrin wieder abknickt und hinausführt bis unmittelbar zu den tobenden Wassern des Rheinfalls. Genau im Knick in der Höhle befindet sich ein gemauertes Wasserbecken. Irgendwo habe ich einmal gelesen, in dieser Höhle habe man archäologische Funde gemacht, die den Schluß erlaubten, daß hier bereits in heidnischer Zeit ein Wasserkult stattgefunden habe.
Weitere besuchte Höhlen: Längenberger Höhle, Tüfels-Chuchi bei Beringen (jetzt mit Gitterabsperrung), die Hohle Fluh-Höhle bei Büttenhardt, Cherzenstübli bei Lohn, Höhle beim Murkethof, Schweizersbild (ist keine Höhle, höchstens ein Felsdach), Winteriloch, Höhle im Freudental (heute leider auch versperrt), Tüfelschuchi bei Lohn. Drei Höhlen haben wir verzweifelt gesucht und nicht gefunden: die "Morgechuchi" bei Stein am Rhein, die "Tüfelschuchi" im Birch und das "Naselöchli". So ist das halt im Leben: Erfolg und Mißerfolg liegen hautnah beieinander und wechseln sich dauernd ab: the ups and downs of life.
Längenberger Höhle oder auch Siebenstöckige Höhle |
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Kinderskelett aus der Höhle Vorder Eichen (Museum Schaffhausen) |
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Schweizersbild - ein Felsdach und ein Foto davon im Museum in Schaffhausen |
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Eingang Cherzenstübli Blick von Aussichtspunkt |
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Ab hier stammen die meisten Bilder von Willi Adelung |
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Auch so eine "Teufelsküche" | ||
Ein neues Tor vor einer alten Höhle. Mir fällt dazu ganz spontan das alte Kirchenlied ein: "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit". Wir erleben da ja gerade überall, das große "Türhochheben". Die Zollgrenzen werden überall aufgehoben. Kein Paßvorzeigen mehr. Aber wer nach "Innen" gehen will, dem werden seine Grenzen gezeigt - "Fledermausschutz" zum Beispiel. | ||
Noch immer die "Teufelsküche" auf deutsch | ||
Das Tor ..und der Versuch, auszuloten, was hält, was "Maske" ist, was "Sinn" |
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Blick aus der Sandsteingrotte | ||
Was hat sich an diesem Ort wohl in der Vergangenheit abgespielt? Deutschland ist nicht weit weg, aber diese kleine Sandsteingrotte liegt schon auf "Schweizer" Gebiet, aber auch noch nördlich des Rheins. Wieviele Menschen wurden von "Deutschen" abgeschossen, als sie versucht haben, den Rhein zu überqueren, damals in ihrer Not, schwimmend? |
Literatur:
Hunkeler, Ernst | Höhlen und Stollen im Kanton Schaffhausen |
Vetterli, A. | Die Höhlen des Kantons Schaffhausen, Eigenverlag der OGH 1965 |
Becker, Arnfried | Die Rentierjäger-Station "Kesslerloch", AGS-Info 1/04, S. 11ff. |
Widmer, Mirjam | Höhlenschutzaktion im Kt. Schaffhausen, Höhlenpost 132, 2008, S. 30f. |
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