Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen auf Hawaii
Big Island / Die Hauptinsel
17th symposium of vulcanspeleology, 2016 Hawaii
Als "einsames Juwel in den riesigen Weiten des Pazifischen Ozeans" beschreibt der National Geographic-Führer von Hawaii diesen aus 137 Inseln, Eilanden und Atollen bestehenden Archipel. Nach Kalifornien sind es fast 4.000 Kilometer, also 5 Flugstunden, nach Tokio 6.000 Kilometer. Über 2.450 km erstreckt sich die teils sich über, teils unter dem Meeresspiegel befindende Bergkette vulkanischen Ursprungs. Ihr Alter wird auf 25 bis 40 Millionen Jahre geschätzt, wobei sich der Prozeß fortsetzt. So ist der Vulkan Kilauea seit 1983 um 220 Hektar gewachsen!
Es gibt 6 Hauptinseln, wobei jede ihren ganz eigenen Charakter hat. Hononulu, die Hauptstadt, liegt auf der Insel Oahu, Maui gilt als die "Insel der Täler", Kauai sei die "Garteninsel", Molokai die "freundliche Insel", Lanai die "Insel für Ruhesuchende" und schließlich die größte Insel, Hawaii oder auch "Big Island" genannt, die "Orchideeninsel".
Nach heutigem Kenntnisstand wurden die Inseln um 500 n. Chr. von Polynesiern erstmals besiedelt. Es wird angenommen, daß sie zuerst auf Hawaii gelandet sind, ehe auch die anderen Archipelteile erreicht wurden. 1778 erreichte Kapitän Cook mit seinen beiden Schiffen die Inseln, die ihm zum Schicksal wurden, weil er dort einen Monat später ums Leben kam. 1900 annektierten die USA Hawaii und erklärten es einfach als "offizielles Territorium der USA. (Die Geschichte erinnert stark an das Schicksal der Krim im Jahre 2014, als Putin diese Halbinsel für die Sowjetunion reklamierte). 1941 passierte ein Schicksalsschlag, der um die ganze Welt ging: der japanische Überraschungsangriff auf die US-Flotte.
Heute prägt der Tourismus das Erscheinungsbild der Inseln und liefert einem Großteil der wachsenden Bevölkerung die Lebensgrundlage.
Daß es Höhlen auf Hawaii gibt, war den Ureinwohnern schon immer bekannt. Einige davon dienten ihnen als permanenter Lebensraum. Andere Höhlen wurden nur in Notzeiten aufgesucht, wohin sie sich dann zurückzogen. Einige der Lavaröhren wurden für Beerdigungszwecke für ganze Familien für einen längeren Zeitraum benutzt, wozu man öfters den Eingang mit Steinmauern verschloß. In einigen Höhlen finden sich noch Altäre mit Opfergaben gefunde, z.B. durchbohrte Zähne, Muscheln und Steinschalen. Der vielleicht erste westliche "Höhlenforscher" war Lorrin Thurston am Ende des 19. Jahrhunderts, der eine Lavaröhre beim heutigen Crater Rim Drive erstmals befuhr und darüber berichtete. 1955 kamen erstmals amerikanische Höhlenforscher, 1979 fand eine britische Expedition statt, die große Erfolge erzielte. M.T. Mills erstellte ein erstes Höhlenverzeichnis im selben Jahr und kam auf 159 Höhlenerscheinungen. Seither ist die Kenntnis der Höhlen enorm angewachsen. Inzwischen kennt man dort die längste und zugleich tiefste Lavahöhle der Erde, die Kazumurahöhle mit fast 60 km Länge und über 1000 Metern Tiefe. Am Hualalaivulkan erkundete man Schachtkrater von bis zu 200 m Tiefe, die sich manchmal auch noch weiter in die Tiefe fortsetzen. Man hat inzwischen auch schon Kalksteinhöhlen auf den Inseln Oahu und Kauai entdeckt, schon seltsam, wenn man an den vulkanischen Ursprung der Inseln denkt. Eine kleine allgemeine Zusammenfassung bietet der National Geographic Traveler Guide "Hawaii" (S. 172 Erlebnis Höhlenforschung)
Auf Hawaii fand 2016 das 17th symposium of vulcanspeleology statt. Ein Grund für mich mich etwas mehr mit diesem Archipel mitten im Pazifik und mit den großartigen Lavahöhlen dort zu beschäftigen.
"Living in paradise", so schallte es aus dem
Lautsprecher meines gemieteten NISSANs im Februar 2016 auf Hawaii. Radio Lava
unterhält mit solchen Liedern und Rocksongs ab den 70ern seine Hörer. Ist
Hawaii wirklich ein Stück vom "Paradies"? Nachdem ich dort war, sehe
ich das nicht mehr so. Schlanke Palmen am weißen Meeresstrand, Sonne überall,
lachende blumengeschmückte Menschen in Baströcken - das ist nur das polierte
Image für die Touristen. Ansonsten: überall "No
Tresspassing"-Schilder, die an sehr vielen Stellen der Insel das Betreten
schöner Flecken verbieten, an jeder zehnten Kokospalme hängt schon ein Schild,
vereinfacht formuliert, das bedeutet: "Vorsicht Kokosnüsse" - wüßte man nicht
selber, daß sie manchmal von oben nach unten krachen. Andere Schilder und Zeichen
entlang der Straßen, sagen einem dauernd, was man zu tun
und zu lassen hat - schlimmer als in jedem Kindergarten!, Höchstgeschwindigkeiten, Mindestgeschwindigkeiten auf der
Straße, enge Öffnungszeiten bei den Nationalparks. Viel Geld sollte man auch
mitbringen, denn bei den Attraktionen wird richtig hingelangt, 100 Dollar für
ein Unternehmen ist ziemlich oft üblich, so können sich nur die Reichen solche
Vergnügungen leisten. Überall auch Schilder, die darauf hinweisen, daß man
seinen Müll nicht einfach aus dem Auto werfen dürfe, weil das gegen das Gesetz
sei, und passend dazu, Patenschaften von Organisationen, die sich auf
freiwilliger Basis um die Reinigung von kilometerlangen Straßenabschnitten
kümmern. Eine mit Pappbechern, Plastikfolien und anderem Müll versaute
Landschaft paßt einfach so schlecht zum Bild vom Garten Eden, das man offenbar
nur noch mühsam aufrecht erhalten kann. Und die riesigen Autos, wofür viele
Amerikaner offenbar ein besonderes Faible haben, passen auch nicht wirklich zur
Naturidylle.
Und ist das wirklich das Paradies, dort wo vormittags in Radio Lava in einer
Werbepause für einen Waffenladen in Kona geworben wird, wo man in Ruhe eine
Pistole in die Hand nehmen könne, um zu sehen, ob sie einem gefällt, und sie dann
ohne größere Umstände auch gleich kaufen kann? Irgend etwas stimmt da
nicht....
Der Traum von Hawaii - auf einem Rummelplatz in Cahors/Frankreich im Herbst 2015 entdeckt
Big Island - Morgenausflug mit Blick auf den Mauna Kea 2017
Kleines Speläo-Wörterbuch: Hawaiianisch-Englisch-Deutsch:
a'a lava | blocky lava | blockige (?) Lava |
makai | downhill | abwärts, bergabwärts, dem Meer entgegen |
mauka | upslope, uphill | aufwärts, bergauf, vom Meer weg nach oben |
pahoehoe | ropy lava | Stricklava |
puka | collapse hole | Einbruchsloch |
Literatur allgemein:
Ariyoshi, Rita, Chang, Thelma | Hawaii, National Geographic Travelere, 6. Auflage, Hamburg 2011 |
Friedmann, Bonnie, Wood, Paul, Hauptautoren |
Hawaii, DK, London u.a., Neuauflage 2015/2016 |
Kaufmann, Klaus | Hawaii - Die schönsten Küsten- und Höhenwanderungen, Rother Wanderführer, 3. Auflage 2014 |
Quack, Ulrich | Hawaii, Iwanowski's Reisebuchverlag, 7. Auflage, Dormagen 2012 |
Temsch, Jochen | Aloha Magnum! Süddeutsche Zeitung Nr. 220, 24. September 2015, HBG S. 33 |
Teuschl, Karl | Hawai'i, MARCO POLO, 12. Auflage 2013 |
Teuschl, Karl | Hawai'i, VISTA POINT, 7. Auflage, Potsdam 2015 |
Vollmer, Alfred | hawaii, REISE KNOW-HOW, 9. Auflage, Bielefeld 2012/2013 |
Literatur speläologisch:
Bunnell, Dave | The 1987 Na pali Coast Sea Caves Expedition, NSS NEWS December 1988, p446-453 |
Chapman, Phil | First UK Biospeleological Expedition To Hawai'i, Caves & Caving 20, May 1983, p10-14 |
Decobecq, Dominique | LES TUNNELS DE LAVE D'HAWAII, Spelunca n° 27 / 1987 / page 18-25 |
Doemen, Alphonse | LES "LAVA TUBES" DE L'ARCHIPEL D'HAWAI'I (USA), Regards/18 1994, S. 14-18 |
Duverlie, Nathalie, Boutleux, Emmanuel | Visite de tunnels de lave (Hawaii), Spelunca 120, 2010, p 49-51 |
Ellis, William | Reise durch Hawaii, Hamburg 1827 |
Foer, Joshua (Text), Carsten Peter (Fotos) | Im Lava-Labyrinth, NATIONAL GEOGRAPHIC Juni 2017 |
Halliday, William R. | Hawaii - home of the big lava tube caves, The International Caver (19) 1997, p 24-30 |
Kempe, Stephan, Ketz-Kempe, Christhild | Fire and Ice Atop Hawaii, NSS NEWS: August, 1979, p 185-188 |
Kempe, Stephan, Bauer, Ingo, Henschel, Horst-Volker | Pa'Auhau Civil Defense Cave on Mauna Kea, Hawaii - a lava tube modified by water erosion, Journal of Cave and Karst Studies, v. 65, n. 1, p 76-85 |
Kempe, Stephan, Bauer, Ingo, Bosted, Peter, Smith, Stephen | Whitneys Cave, an old Mauna Loa/Hawaiian pyroduct below Pahala Ash: An Example of Upward-Enlargement by Hot Breakdown, Proceedings 14th International Symposium on Vulcanospeleology, 2010, p 103-114 |
Kempe, Stephan, Ketz-Kempe, Christhild, HSS | Underground Observations During the Pu'u O'o Earthquake, 1990, Proceedings 6th International Symposium on Vulcanospeleology, p 29-34 |
Kempe, S., 2019: | Volcanic rock caves (revised). – In: White, W., Culver, D.C. & Pipan, T. (eds.), Encyclopedia of Caves, 3rd ed. Academic Press /Elsevier, London, Chapter 131: 1118-1127. |
Kempe, S., 2013: | Morphology of speleothems in primary (lava-) and secondary caves. - In: Shroder, J. (Editor in Chief), Frumkin, A. (Ed.), Treatise on Geomorphology. Academic Press, San Diego, CA, vol. 6, Karst Geomorphology, pp. 267–285.Kempe, S. (1997): |
Kempe, S., 1997: | Lava falls: a major factor for the enlargement of lava tubes of the Ai-la'au shield phase, Kilauea, Hawaii. - Proc. 12. Intern. Congr. Speleol. 10.-17. Aug. 1997, La Chaux-de-Fonds, Switzerland, Vol. 1 : 445-448. |
Kraus, Franz | Höhlenkunde, Wien 1894 |
Markuse, Dr. Adolf | Die Hawaiischen Inseln, Berlin 1894 |
Plante, Michael | Recently Discovered Hawaiian Religious and Burial Caves, 6th International Symposium of Vulcanospeleology, Hawaii 1991, p 7-9 |
Sinoto, Yosihiko H. | Hawaiian Use of Lave Tube Caves and Shelters, 6th International Symposium of Vulcanospeleology, Hawaii 1991, p 3-6 |
Wenger, Rémy | Im Bauch des Vulkans, ANIMAN Nr. 180, Februar-März 2014, S. 70-79 |
Wood, Chri | CAVES ON THE HAWAIIAN VOLCANOES, Caving International Magazine Nos. 6&7, January & April 1980, p 4-11 |
Links allgemein:
Home | GoHawaii.com
Hawaii.de | we love the islands
hawaii.gov | Official Website of the Aloha
State
Hawaii Reiseführer
http://www.hoomanaspamaui.com/
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