Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Grotten am Shibaoberg, Yünnan, China
Die Shibao Mountains, ein Sandsteingebiet, in dem rot-lila erscheinende Felspartien aus dunkelgrünem Wald lugen, liegen im Bezirk von Shaxi, 25 km südwestlich von Jianchuan County in der Präfektur Dali in Yünnen/Südchina. Wer über kein eigenes Fahrzeug verfügt, der kann mit dem öffentlichen Bus hingelangen. Eine Schranke sperrt den Weiterweg. Nach Lösen einer Eintrittskarte kann man sie passieren und mit einem Shuttlebus bis zum großen Parkplatz in der Nähe der bedeutendsten Klosteranlage, die inzwischen nicht mehr bewohnt ist, hinauffahren, Shizhong.
In ihr befindet sich eines der ältesten Kulturdenkmäler Chinas. Sie umfaßt 17 Grotten mit mehr als 200 Skulpturen. Ihre Entstehungszeit wird von 870 n. Chr bis 1170 n. Chr. datiert, dem heute Nanzhao-Königreich genannten Zeitalter. Sie zählen zur Frühzeit des chinesischen Buddhismus.
Unser knapp geschnittener Zeitplan ermöglichte es uns nur Shizhong, das Glockenbergkloster, zu besuchen. Runter, durch, rauf. Kaum Zeit zur Kontemplation. Es gibt 8 sog. "Grotten", die des öfteren nicht einmal Felsüberhänge sind, sondern einfach in den Fels gemeißelte Nischen mit Inhalt. Sie haben alle Namen: "König Yimuxun, politische Angelegenheiten besprechend", "König Gelufeng auf Inspektionsreise", "Ksitigarbha" (einer der 4 Boddhisatvas im chinesischen Buddhismus), "3 Hua-yn-Heilige", Wenjipin (eine Gestalt aus der Vimalakirtinirdesa-Sutra), "Mingwang Hall", Budhistava Ganlu", "Virgina Ayangbai". Besonders letztere ist hervorzuheben, obwohl sie meist in den zahlreichen Beschreibungen einfach nur nicht erwähnt wird.
Es heißt, daß man früher, ganz anders als heutzutage, die Anlage dort betreten hat. Heute ist sie ganz am Ende und es gibt wohl nicht wenige Besucher, die gar nicht verstehen, um was es hier geht. Vielleicht hat das Kloster früher überhaupt davon gelebt.
Bei der Frage, wovon man eigentlich lebt in einem Kloster,
kommt man schnell darauf, daß das meist nicht dadurch passiert, daß man
arbeitet. In diesem Falle sind Felder und Wiesen, wo man landwirtschaftlich
tätig sein könnte, weit weg. Auch der Wald rundum dürfte kaum etwas
abwerfen. Die Haupteinnahmequelle sind die Pilger, die Frühform der
Touristen. Sie bringen immer Opfergaben mit, die dann von den Mönchen
verspeist und getrunken werden. Pilger kommen dann, wenn sie einen
besonderen Grund haben, auch in entlegendste Gebiet zu wandern.
Die "Virgina Ayangbai" ist so ein Grund. "Worship of the
female reproductive" heißt es in Stein gemeißelt auf einem Felsblock
im Gelände. Die Pilger kommen sicherlich nicht nur deswegen, aber eben
auch. In einer Felsnische wird eine Vagina
gezeigt, links und rechts davon buddhistische Heilige, Vairocana und Amida,
davor eine Art Felskissen, gestaltet wie ein Lotus, auf dem man knien
konnte. Es soll ein Brauch bestanden haben, daß jung verheiratete Paar 3
Tage nach der Heirat dorthin gingen, und um "Kindersegen" baten.
Öl soll auf die Statuen gestrichen worden sein, um dem Wunsch Nachdruck zu
verleihen, ein Brauch der inzwischen verboten worden ist - aus
"Schutzgründen". Wer wollte wen vor was "schützen"? Wo
gehen heute die Menschen stattdessen hin? Ins Internet?
Literatur:
Links:
https://sebastianborn.com/shibao-mountain-in-yunnan/
https://www.gokunming.com/en/blog/item/3114/yunnans-stone-treasure-shibao-mountain
https://yunnandeeptour.com/shibao-mountain-yunnan-unique-danxia-landform/
http://www.art-and-archaeology.com/china/dali/sb01.html
https://www.globaltimes.cn/content/726291.shtml
https://www.bh2255.com/picture/shibaoshan-110528
https://de.topchinatravel.com/sehenswuerdigkeiten/dali-shibao-berg.htm / Eine lesenswerte Seite, weil sie zeigt, was für Unsinn herauskommen kann, wenn man eine Übersetzungssoftware einsetzt, die überfordert ist
Speläologisches/Höhlen in China.htm
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