Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Höhle von Tham Nang Aen, Thakek-Region, Khammouane, Laos
Fährt man von Thakek auf der Straße 12 in Richtung vietnamesischer Grenze, dann weist einen nach ca. 20 km ein großes Schild darauf hin, daß man nach rechts zu einer Schauhöhle abzweigen kann, die Tham Nang Aen, auch Tham Nang En gschrieben. Ein junger Mann hat eine Schnur über die Straße gespannt, bei der man erst einmal anhalten muß und die 30.000 Kip Eintritt per Person zu bezahlen hat. Dann läßt er die Schnur herunter und Le kann weiterfahren. Das erhaltene Billet muß man dann später am Wächterhäuschen bei Höhle ein zweites Mal vorweisen und damit zeigen, daß man bezahlt hat.
Nichts weist dort darauf hin, daß man für weitere 50.000 Kip in der Höhle ein ganz besonderes Erlebnis haben könnte. Dann würde man mit dem Boot im künstlich geschaffenen Stausee flußaufwärts mit Holzstangen geführt und den zweiten Ausgang erreichen, der es nun wirklich in sich hätte: 250 m breit und 30 m hoch. Das ist ein Kandidat für den größten Höhleneingang der Erde! (Die Niah-Cave auf Borneo hat ähnliche Dimensionen.) Leider stand nirgends etwas davon am Schauhöhlenhäuschen. Erst später habe ich in einem Reiseführer davon gelesen. Ich wollte mit jemand über die Möglichkeit reden, zum zweiten Eingang zu gelangen, aber keiner von den 4 jungen Leuten, die dort standen, verstanden irgend eine Fremdsprache. Sie hörten eigentlich nur der lauten Musik zu, die aus einem Nebengebäude schallte, mehr hatten sie nicht zu tun.
Wie an so manchen anderen Höhlenorten in Laos übertraf die Anzahl der anwesenden Aufseher, Händler und Verkäufer die Anzahl der Besucher um ein weites. Da hätte man noch Getränke aus dem Kühlschrank bekommen, Feuerholz wurde angeboten und was noch alles. Verschwunden ist wohl schon wieder der Kleintierzoo, den es hier einmal wohl gegeben hat und der von einem Reiseschriftsteller so kommentiert wurde: "Es ist die Frage, ob man angesichts der deprimierenden Tierhaltung im angeschlossenen Zoo überhaupt stoppen sollte." (Düker 402). Die Höhle hatte ihn wohl überhaupt nicht beeindruckt.
Dabei hat sie schon einiges zu bieten. Ein Fluß durchquert an dieser Stelle das Kalksteinmassif von Phou Dan-En. Aus einer Zone mit Sandsteinboden kommend versinkt er in einem riesigen Blockhaufen 200 bis 300 entfernt vom riesigen Eingang in die Tham En. Dort durchströmt er für 874 m einen gewaltigen Tunnel bis er am unteren Eingang, der immerhin noch 22 m breit ist und dessen Höhe zwischen 5 und 30 m beträgt, wieder herauskommt. Dieses Portal trägt auch den Namen "grotte de hirondelles", was darauf hindeutet, daß es dort Höhlenschwalben gegeben hat, deren Nester man früher "erntete". Die Schüttung des Flusses wurde auf 100 bis 150 l/s am 10.8.1992 geschätzt. Dahinter tut sich ein gewaltiger Höhlenraum auf, der 260 m lang und 240 m breit ist. Der ist heute für den Publikumsverkehr erschlossen mit betonierten Wegen, Treppen, Geländern usw.. Die Erschließung der Höhle erfolgte erst nach deren gründlichen Ersterforschung durch Claude Mouret und J.V. Vacquie, die einen Gesamtganglänge von 1.980 m und einen Gesamthöhenunterschied von 122 m feststellten.
Inzwischen gibt es in der Höhle eine ganze Reihe von kultischen Bezügen, die alle jedoch keine große Tradion haben. Zwei "Schreine" wurden errichtet, einen für "Nang Ane", einen für Buddha. Mehrere Felsformen am Boden sind umgürtet mit gelb-roten Bändern, zahllose Steinmännchen sind von Besuchern errichtet worden, unter der Figur es Medierenden steht: "Meditation can calm your mind", unter einer Art Wackelstein haben viele Menschen kleine Holzstäbchen eingestellt, wohl um "Unterstützung" zu geben.
Auffallend ist natürlich die grelle Beleuchtung. Nach westlichen Maßstäben ist das alles andere als "natürlich", sondern eher oktoberfestkrachernd, aber so mögen es halt die "Leut".
Literatur:
Mouret, Claude, Vacquie, Jean-Francois | Deux Ecoulement Karstiques Souterrains Du Laos Central, Spelunca n° 51, 1993, S. 41-45 |
Düker, Jan, et al. | Laos, Stefan Loose-Verlag, 4. Auflage |
Links:
http://www.tourismlaos.org/show_province.php?Cont_ID=819
Karst und Höhlen in der Provinz Khammouane, Laos
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