Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Meine Omanreise 2016
Oman Speläologisches im
Für den Zeitraum vom 29. Oktober bis zum 12. November 2016 habe ich bei HAUSER-Reisen eine Reise unter dem Titel "Oman zu Fuß entdecken" gebucht. HAUSER hat sich schon zweimal (MAROKKO 2013 und MADAGASKAR 2014 ) als herausragender Reiseorganisator bei mir bewährt, deshalb verlasse ich mich auch diesmal auf dieses Unternehmen.
Es hätte noch andere spannende Angebote in dieses Land gegeben, aber dazu muß man risikobereiter und trittsicherer/schwindelfreier sein, als ich mich halte. Deshalb mache ich halt "nur" die Fußtour. Ich bin gespannt.
Vor zwei Jahren hätte es diese Reise noch für 2.500 Euros gegeben, zwei Jahre später werden schon 3.500 verlangt. Ein bemerkenswerter Unterschied. Ist das Geld langsam nichts mehr wert? Haben sich die Verhältnisse auf diesem Planeten so verschoben, daß solche monetären Differenzen heute schon durchgesetzt werden können?
Die Reise führt in die Berge, an die Küste und in die Wüste. Stichworte müssen hier, noch genügen. Wadi Sahtan, Wadi Bani Amf, Bilad Seet, Dschebel-Shams-Plateau, Balcany Wolk, Nizwa, Bahla, Al-Khaluf, Wahiba Sands, Wadi Bani Khalid, Ras al-Hadd, Sur, Wadi Shab, Wadi Tiwi.
Unter einem speläologischen Blickwinkel betrachtet kommen wir
sehr nah zur Al-Hoota-Höhle, ohne daß deren Besuch vorgesehen wäre. Beim
Besuch des Wadi Bani Khalid ist es vielleicht möglich, die Muqual Cave zu
sehen, die Höhle im Wadi Shab wird direkt angepriesen: "Wer möchte, kann
schwimmend eine spannende Entdeckung machen. Durch einen engen Spalt im Felsen,
müssen wir einmal kurz abtauchen und erreichen schwimmend einen Wasserfall in
einer wunderschönen Höhle. Im Innern verwandelt die Sonneneinstrahlung durch
einen Spalt das Wasser in ein angenehmes Türkisblau." https://www.youtube.com/watch?v=Eko_3xdnOxk
https://www.youtube.com/watch?v=tBmmk1zLb-E
https://www.youtube.com/watch?v=-2dtzfTcr7k
So werden heute Höhlen als Attraktionsmittel für allerhand Geldmittel verschlingende Fernreisen angepriesen!
Bemerkenswert ist schon, daß praktisch zur gleichen Zeit der Internationale Schauhöhlenkongreß im Oman stattfindet. Offenbar entwickelt man dort ein Bewußtsein dafür, daß man mit Höhlen Menschen erreicht, daß man sie einerseits anzieht, aber auch manchmal besser "draußen" hält - eine schwierige Balanceübung. http://us13.campaign-archive1.com/?u=0d133b3cd1893235d31a08437&id=e236d57da7&e=84433ad4af
Eine Bilderreise..
Tag 3 Auf dem Weg ins Wadi Sahtan | ||
Im Hintergrund die Wände des Jebel Shams | ||
Tag 4 Täler des Wadi Bani Awf | ||
Tag 5 Über Bilad Seef zum Dschebel Shams-Plateau | ||
< Aufstieg zur Paßhöhe | ||
Von der Paßhöhe hinunter nach Bilad Seed | ||
Paßhöhe des Jebel Shams-Plateaus | ||
Jebel Shams-Plateau | ||
Tag 6 Dschebel Shams Plateau und der Balcony Walk | ||
Tag 7 Misfat al-Abrigen | ||
Tag 8 Südlich der Wahiba-Wüste | ||
Wahiba Sands | ||
Tag 11 Wadi Bani Khalid | ||
Tag 12 Sur und Wadi Shab | ||
Tag 13 Wadi Tiwi | ||
Speläologisches von der Reise:
Wer bei einer von einem Reiseveranstalter organisierten Reise mitfährt, der muß seine persönlichen Interessen und Wünsche schon stark zurücknehmen, wenn er sich auf den Weg in ein fremdes Land macht. Die Tour in den Oman war als Trekkingtour ausgeschrieben, wo dann letztlich 10 Gäste zusammen mit einer Führerin und 2 Fahrern/Hilfsführern/Köchen unterwegs waren.
Das war mir schon klar, als ich mich bei HAUSER angemeldet habe. Das war wirklich keine Expedition und auf Neuentdeckungen konnte ich nicht hoffen. Trotzdem lag so manches am Wege, was nach Höhle aussah oder gar war, dehnt man den Höhlenbegriff etwas bis an seine Ränder.
Ein paar Anknüpfungspunkte:
1) Im Nationalmuseum in Maskat, das ja wegen seiner unvergleichlichen Qualität unbedingt einen Besuch bei einer Omanreise verdient, ist eine große Überblicksdiaschau im Eingangsraum zu sehen. Harrt man lange genug aus, dann wird man auch auf die folgende Bildkombination stoßen:
Das rechte Bild zeigt eines der großen Naturhighlights des Omans: einen Blick aus der Mas Al-Djin-Höhle
2) Bei einer Dhaufahrt um die Küste bei der Hauptstadt Omans, Maskat, wird man an einer bestimmten Stelle auch auf auffällige dunkle Verfärbungen in der Felswand oberhalb der Wasserlinie aufmerksam. Handelt es sich hier um eine Brandungshöhle?
3) Auf der Wanderung unterhalb des Jebel Shams-Plateaus, ein Gelände, das teilweise durch richtigen Karst verlief, teilweise aber auch durch Konglomeratzonen und splittrigen Schiefer, stießen wir immer wieder auf kleine Höhlenvorkommen. Mal waren das einfache Felsdächer, die aus der Konglomeratschicht herausgewittert waren, mal kleine Quellhöhlen, die innen sogar Tropfsteine hatten.
Eine Versturzhöhle ist der entscheidende Verbindungsteil für den Paßweg zum Bergdorf Bilat Seet. Ansonsten wäre die Stelle nur für Spitzenkletterer überwindbar
Bei Bani Awf | ||
< Eine Quelle oberhalb von Bimah, einen Falaj speisend
> Eine Quellhöhle unterhalb von Bimah |
||
Paßhöhle |
4) Bei Bilad Seet beginnt ein tiefer Canyon, durch den starke Quellen das Wasser von den Bergen in die Ebenen liefern. In einem Seitencanyon sind kleine Nischenhöhlen.
5) Fährt man von Bilat Seet auf der Straße in Richtung Küste, dann sieht man am Ende des Canyons auf der anderen Seite der Schlucht auffällige schlitzförmige Höhlenöffnungen in der Bergflanke. Sie scheinen die Fortsetzung des Wasserlaufs zu sein, allerdings verläuft der offenbar dort unter der Erde. Alles spricht dafür, daß es dort eine große Höhle gibt. Nirgends habe ich Informationen darüber gefunden.
6) Wir folgten von dort der Straße in Richtung auf die Paßhöhe des Jebel Shams-Plateaus. Links im Tal unten war eine sehr auffällige Stelle zu sehen. Befindet sich dort eine große Karstquelle, vielleicht gar eine Quellhöhle? Fragezeichen!
7) Auf der Reise kamen wir zumindest in die Nähe der Al
Hoota-Höhle. Sie zu finden ist überhaupt kein Problem. Überall ist auf
Straßenschildern der Hinweis darauf zu finden. Sie wurde ja erst 2016 wieder
eröffnet, nachdem sie 2 Jahre lang wieder geschlossen war, die durch Schäden
verursacht waren, die ein Hochwasser in der Höhle passiert waren. Nun wurde sie
wieder eröffnet. So mancher im Tourismusgeschäft Tätige scheint eher
ernüchtert zu sein. Was da zu sehen sein soll, sei weit entfernt davon, was in
einem neuen Artikel in der Zeitschrift "Wings of Oman", November 2016,
als "underground adventure of a lifetime" bezeichnet worden ist. Ein
paar Tropfsteine...
8) Die überraschendste "Entdeckung" während der Reise gelang mir in der Nähe des Sunrise Resorts auf dem Jebel Shams-Plateaus. Es war nur noch eine Viertel Stunde Zeit, bis uns das Fahrzeug vom Bungalow am Rande des Geländes abholen sollte. Ich marschierte einfach auf das kleine Karstplateau daneben und schaute mich um. Eine Vertiefung in der Landschaft, ein genauer Blick hinein - und da war tatsächlich ein wunderbarer Schacht. Ein hineingeworfener Stein bestätigte es: Da ging es hinein in die Unterwelt. Ohne SRT-Ausrüstung geht da nichts, aber da scheint mindestens ein großer Raum unten zu sein. Richtige "Forscher" sollten da einmal her.
Richtige Höhlenforscher waren im Frühjahr 2018 tatsächlich dort. Ich habe die Örtlichkeit Andreas Wolf auf einer Google-Karte eingetragen, er ist mit 2 Kameraden hingefahren, und, tatsächlich, da befindet sich eine bedeutende Höhle! Sie wurde auf mehrere hundert Meter erkundet und vermessen. Die Forschung ist noch nicht zu Ende! Nach Kontakt mit dem Manager des Resorts erfuhren die drei von einer weiteren großen Höhle, die sie auch bereits bis zu einem 100 m tiefen Schacht erkundeten. In der Gegend hat es offenbar noch eine großes speläologisches Potential.
8) Auf dem Weg ins Plateau ist ein Schild zu sehen, mit dem ein "Jabal Shems Heights Resort" für sich wirbt. Da kommt auch das Wort "cave" im Angebot vor. War für eine "Höhle" soll das sein?
Ein Hinweis aus dem Internet: https://www.tripadvisor.com/ShowUserReviews-g1940497-d7218673-r544011814-Muscat_Diving_Adventure_Centre_Day_Tours-Muscat_Muscat_Governorate.html
9) Im Wadi Bani Khalid gibt es eine recht bekannte Höhle, die Muqual Cave/Mukal Cave. Sie zu finden, das scheint kein Problem zu sein, steht doch ein Straßenschild mit einem Hinweis darauf schon in einiger Entfernung davon am Straßenrand.
Unsere Trekkingtour führte in einen anderen, weniger besuchten Teil des Wadis. Auch dort stießen wir auf kleine Höhlen.
10) Die Höhle im Wadi Shab ist inzwischen schon sehr bekannt
geworden. Der Besuch lohnt sich, ist aber nur etwas für beherzte Mitmenschen.
Der Zugang ist höchst ungewöhnlich. Man schwimmt auf einen schmalen Felsspalt
zu, der auf den ersten Blick nicht weiterführt. Bei einem zweiten Blick sieht
man Licht am Ende der Spalte. Nun gilt es hineinzuschwimmen, wobei der Kopf
gerade zwischen die zwei Felswände paßt. Mit den Händen kann man
erstaunlicherweise einfach weiterschwimmen. Der Fels hört wohl weniger
Zentimeter unter der Wasseroberfläche auf, sodaß das möglich ist. Kühne
Sportler holen einmal tief Luft und durchtauchen einfach die Stelle. Herauskommt
man in einer Art Höhlenraum, vor allem gebildet durch einen riesigen Felsblock,
der über allem liegt. Seitlich stürzt ein Wasserfall herein, der an der Seite
an einem Knotenseil von mutigen Leuten ersteigbar ist. Nirgends gibt es in
diesem aufregenden Raum Boden unter den Füßen, so daß dauerndes Schwimmen
notwendig ist. Allenfalls kann man sich an schmalen Felsbändern mit den Händen
anhalten. Ganz Kühne finden die kleine Höhlenöffnung, durch die man in einen
kleinen Tropfsteinteil schwimmen kann, der dann zum Wasserfall führt und an
dessen Rand man dann wieder herauskommt.
Glücklicherweise ist wohl noch kein heute leider so verbreiteter
"Sicherheitsfachmann" offenbar dort gewesen, sonst müßte der die
Beschwimmung dieser Höhle sofort aus den allseits bekannten
"Sicherheitsgründen" sofort sperren! No risk, no fun.
Schon am Weg dorthin stößt man auf weitere "Höhlen", Felsdächer, Abris, Felsklüfte.
< Überall das Gleiche:
Dreck am Eingang zum "Paradies" |
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11) Im nahen Wadi Tiwi stießen wir auf dem Weg zu den bekannten Gumpen im Schluchtgrund auf einige kleine Höhlen mit anthropospeläologischem Bezug.
< "the land of caves and water pool"?? | ||
Ein paar unserer Übernachtungsstätten:
Al-Falaj, Maskat http://www.hotelsone.com/muscat-hotels-om/al-falaj-hotel.html
Freilandbiwak zu Füßen des Jebel Shams
Misfah Old House (eine der schönsten Herbergen auf der
Reise)
Freilandbiwak
am Rande der Wahibawüste (keine Webadresse)
Literatur allgemein:
Homann, Klaudia und Eberhard | Oman, Iwanowski's Reisebuchverlag, Dormagen, 2. Auflage 2014 |
Walker, Jenny et. al. | Arabische Halbinsel, lonely planet, 1. deutsche Auflage 2014 |
Links allgemein:
http://www.hauser-exkursionen.de/reisedetails/reise/oman-zu-fuss-entdecken-2016/
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