Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Gal Vihara


Über Gal Vihara steht in Daniel Gebauers Werk über die Höhlen auf Sri Lanka ganz neugierig machend: "Speleologically unexplored and unmapped partly natural, modified cave and partly man-made rock-cut chamber ('cave-temple') excavated from granite." 64
Daniel war ja nie selber in Sri Lanka und hat seine Arbeit nur anhand von Literatur erstellt. Schon die kleinste persönliche Erfahrung vor Ort läßt diese paar Wörter nur noch als Luftblasen erscheinen.
Hunderttausende Touristen strömen im Jahr dorthin und wohl keiner macht sich darüber Gedanken, muß er auch nicht, ob es sich da auch um eine "Höhle" handelt oder nicht. 

Gal Vihara liegt in der Nähe von Polonnaruwa, einst im 12. Jahrhundert, die Hauptstadt des Landes. Nach der Rückschlag eines Angriffs von Invasoren aus Südindien blühte die Region auf und entwickelte sich für kurze Zeit zu einem Zentrum ganz Südasiens. Prachtvolle Bauten entstanden und vergingen wieder. Weitere Angriffe von draußen führten schließlich dazu, daß nur noch Ruinen an die einstige Blühperiode erinnerten, die wiederum auch wieder vergessen wurden, was zu ihrem excellenten Erhaltungszustand heute beitrug. 

Gal Vihara steht für "Stone Shrine", auch bekannt als "Kalugal Vihara" oder "Black Stone Shrine". Der Ort gilt als der Höhepunkt der Srilankischen Steinbearbeitungskunst. Es gibt 4 Buddhastatuen, und die wurden alle aus dem granitischen Urgestein geschlagen, das eigentlich die Hügelflanke gebildet hat und das Material bildet, aus dem die Figuren sind.
Ursprünglich war jede Statue für sich in einer "Schutzumgebung" für sich. Unsere moderne Zeit, ich schreibe hier 2024, hat sich das einfacher gemacht: Es wurde ein großes Dach über alles hinweg gebaut und damit das alles banalisiert, die Figuren zu bloßen musealen Gegenständen degradiert, die man den Besuchern hinhält. Jeder Besucher wird zwar angehalten, beim Betreten des "Heiligen Bezirks" seine Schuhe auszuziehen und verbrennt sich damit, bestimmte Wetterverhältnisse vorausgesetzt, fast die Füße, aber die ästhestische Umweltverschmutzung bleibt weiter bestehen. Eine Lösung wäre, eine dieser 3-D-Brillen auszuteilen. Dann könnte man ja durch ein entsprechendes Programm einfach das weißliche Dach wieder zum Verschwinden zu bringen. 

Warum hier dieser Ort überhaupt auftaucht, ist eine der vier Darstellungsformen Buddhas. Da gibt es einen sitzenden, einen stehenden und liegenden. Und dazwischen ist ein schräger Felshang zu sehen, der mich an Abu Simbel in Ägypten erinnert. In diesem Hang ist eine rechteckige Felsöffnung mit zwei Felssäulen und eiserner Vergitterung. Schaut man durch das Gitter, dann ist dahinter eine Art Felsgrotte in der wieder ein Buddha sitzt, auf einem Podest. Davor steht ein Holztisch und auf ihm einige Opfergaben. Für einen Höhlenforscher gibt es nicht mehr zum Forschen, da ist alles klar. Eine Vermessung lohnt sich eigentlich nicht. Allenfalls eine Registrierung in der Sammlung anthropospeläologischer Grunddaten.

Literatur:

Gebauer, Herbert Daniel Resources on the Speleology of Sri Lanka, Berliner höhlenkundliche Berichte Band 80, Berlin 2020
Rough Guide, The Sri Lanka, 3rd edition, London 2009

Links:

https://www.lonelyplanet.com/sri-lanka/the-ancient-cities/polonnaruwa/attractions/gal-vihara/a/poi-sig/480842/357457

https://lanka.at/Sri_Lanka_Gal_Vihara.html

Speläologisches in Sri Lanka


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