Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Mihintale
Sri Lanka
Mihintale, 12 km östlich von Anuradhapura in Kulturdreieck Sri Lankas gelegen, ist eine sprachliche Kurzform von "Mahinda tale" (Erzählung des Mahinda) oder "Mahinda's hill" (Mahindas Hügel). Mahinda soll der Sohn des buddhistischen Herrscher Indiens, Ashoka, gewesen sein, und dessen Aufgabe darin bestanden haben soll, die Bewohner Sri Lankas zum wahren Glauben zu führen. Er lebte als Einsiedler in dem einsamen Hügelgebiet aus Granitfelsen um 210 v. Chr..
Eines Tages, so die berühmte Erzählung, traf der singalesische König Devanamiya Tissa bei einem Jagdausflug auf den Mönch und es kam zu einer folgenschweren Begegnung. Mahinda stellte dem König das "Mangorätsel", das dieser perfekt löste. Der Mönch begann nun, seine Erkenntnisse an den König weiterzugeben, aber nicht nur an ihn. Gleich die ganze Entournage von 40.000 Menschen sei auch gleich einbezogen worden. So bekam Mihintale den Ruf, der Ort zu sein, wo der Buddhismus in Sri Lanka seinen Einzug hielt.
Noch immer ist Mihintale eine bedeutender Pilgerort. Besonders am Tag Poson Puya im Juni wird er bevorzugt besucht.
Auf die Höhlen und Felsdächer von Mihintale haben sich schon viele gestoßen. Es gibt aber noch keine wirklich zusammenfassende und übersichtliche Darstellung davon.
Kusch hat eine Arbeit darüber verfaßt und berichtet von 86 Höhlen auf dem Gelände, womit er es als "einen der höhlenreichsten Komplexe der Insel" bezeichnet. "Eine genaue Beschreibung oder exakte Lokalisierung der Höhlen" unterblieb, "da viele Höhlen im Aussehen gleichen und das Gebiet sehr unübersichtlich ist." (175). Er legte einen Plan der "Höhlen bei Mihintale" mit einer Höhlenbreite von 4,20 m bzw. 6,35 m vor, wo die allerdings liegen, das bleibt unklar.
Aus der Literatur und aus persönlichem Augenschein im September 2024 seien hier ein paar Objekte erwähnt:
- Höhle bei der Naga Pokuna (Schlangenteich). Die auffallende künstliche Höhle liegt gleich links neben dem Aufstieg von der Oberen Terrasse zur Mahaseya dagoba, dem Schrein, in dessen Innern einige Asche und ein einziges Haar von Buddha aufbewahrt sein sollen. In keiner Literatur findet sich bislang dieses Objekt verzeichnet. Unter dem Felsdach liegt eine kleine Kultstätte. Drei Stufen führen auf eine geflieste Plattform. Der Bauzustand zeigt, daß sie schon einmal in einem besseren Zustand war. Nach innen zu trennt eine Glasfensterkonstruktion die Besucher von der großen Figurengruppe, die sich dort befindet. Sie zeigt wohl den klassischen Begegnungsmoment von Mönch und König und einen sitzenden Buddha mit weiteren Mönchen. Außerdem steht da noch ein Rehlein herum. An der Wand sind weitere religiöse Szenen. Am Boden lag ein Haufen Geld, das Gläubige durch einen Schlitz in der Glaswand geworfen hatten.
- Mahinda's Cave. Sie soll in einiger Entfernung von der Oberen Terrasse auf einem Pfad erreichbar sein. Eigentlich soll das gar keine richtige "Höhle" sein, sondern einfach eine Öffnung zwischen großen Felsblöcken, die direkt an einem tiefen Abbruch liegengeblieben sind. Am Boden befindet sich ein herausgehauenes flaches Felsenstück, das als "Mahinda's Bett" bezeichnet wird.
- Kusch vermaß Höhle I und Höhle II in einer Felswand, die südlich der Kantaka Cetiya. der ältesten Pagode Mihintales, liegt und gibt eine kurze Beschreibung.
- Auf dem Weg von den Hauptstraße zum archäologischen Bezirk von Mihintale passiert man ein Felsental, in dem es die Überreste einer weiteren Klosteranlage und zwei Dagobas gibt. Die größere davon liegt im Hügel von Rajagiri Lena und heißt Indikatu Seya. Der Rough Guide erwähnt brahmanische Inschriften dort, die darauf hinweisen könnten, daß es sich um die früheste Mönchsiedlung Sri Lankas hier handeln könnte. In den Felsen oberhalb der Straße reiht sich ein abgemauerter Abri an den nächsten - und die Mauern scheinen gepflegt zu werden. Wer untersucht einmal diese Anlage?
Der deutsche Autor Anton Lübke in der Nähe von Mihintale ein "Feld der 100 Spalten", von denen die meisten noch vollkommen unerforscht seien. Trotzdem wußte er zu berichten, daß die Spalten 800 bzw. 914 m tief seien. Den Entstehungszeitpunkt könne man exakt angeben, nämlich das Erdbeben von 1645. Gelegentlich sollen sich Singalesen auf Leitern hinbegeben, um verloren gegangene Tier zu bergen. Reine Erfindung?
Literatur
Gebauer, Herbert Daniel | Resources on the Speleology of Sri Lanka, Berliner höhlenkundliche Berichte Band 80, Berlin 2020 |
Kusch, Heinrich | Die Höhlen bei Mihintale (Ceylon), Die Höhle 4-1973, S.173ff. |
Lübcke, Anton | Geheimnisse des Unterirdischen, Bonn 1953 |
Rough Guide, The | Sri Lanka, 3rd edition, London 2009 |
Links:
https://www.urlauberinfos.com/urlaub-sri-lanka/reisen-mihintale/
http://gernot-katzers-spice-pages.com/reise/mihintale.html
https://www.srilankaview.com/Mihintale.htm
https://therestlessbeans.com/mihintale-sri-lanka/
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